a1_Die vorliegende Arbeit besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil enthält die Analyse der Familienformen auf Grund des rezenten Materials, der zweite Teil beinhaltet die Analyse der Bauformen volkstümlicher Wohnstätten im Zusammenhang mit den Familienformen. Die Schlussfolgerung, die über die Familienformen in der Slowakei bezogen wurde, ist die, dass die Grossfamilie, d. h. eine Familie in der die Familien der Söhne mit den Eltern leben, in der Regel nicht die Anzahl von zwanzig Familienmitgliedern übertraf, ferner, dass diese Familien vom Standpunkt jeder Gemeinde wie auch jedes Gebietes eine verhältnismässig vereinzelte Erscheinung waren und dass die überwiegenden Familienformen weniger zahlreiche Grossfamilien oder individuelle Familien bildeten, in denen nur ledige Kinder bei den Eltern lebten.
Der Abschnitt über die Bauformen enthält Material, das von einer verhältnismässigen Beständigkeit des Kammertypgrundrisses in der Slowakei zeugt, der aus einer lichten heizbaren Stube, einem dunklen kühlen Flur und einer dunklen kühlen Kammer besteht. Dieser Grundrisstyp diente sowohl den Grossfamilie als auch den individuellen Familien als Obdach. Die Zusammensetzung der Familienmitglieder bzw. ihre Anzahl modifizierte nur die Funktion der einzelnen Räume, trug jedoch nicht zu baulichen Veränderungen in dem Sinne bei, dass man in der Slowakei zwischen Wohnstätten für grosse und kleine Familien unterscheiden könnte. Die Modifikation der Funktionen der einzelnen Räume beruht darin, dass in manchen Gebieten bestimmte Familienmitglieder in den Kammern schliefen, während die Stube in anderen Gebieten wiederum nur zur Zeit der grössten Fröste als Nachtlager für sämtliche Familienmitglieder diente. Im ersten Falle erhöht sich oft die Zahl der Kammern im oder am Hause, wobei der Hausgrundriss im Wesentlichen unverändert bleibt, im anderen Falle begeben sich in wärmeren Jahreszeiten manche Familienmitglieder zur Nachtruhe in ausserhalb des eigentlichen Wohnhauses befindliche Räumlichkeiten., a2_Manche Volkskundler fassten in der Vergangenheit Häuser mit mehreren Wohnungen, die von einigen selbständigen Familien bewohnt wurden, als Grossfamilienbauten auf. Diese Bauten mit mehreren Wohnungen, die gewöhnlich durch Anbauten an die ursprüngliche Wohnstätte entstanden sind, sind Folge der Familienteilung und nicht des Zusammenlebens der Familienmitglieder. Die reale Teilung, die allen Söhnen den gleichen Anteil am väterlichen Eigentume sicherstellte, führte dazu, dass der Hof, das Haus und schliesslich sogar nur die Stube in soviel Teile geteilt wurde, wie Teilhaber auf diesen Teil des Eigentumes Anspruch erhoben. In den Höfen kam es zu Anbauten, in den Häusern wurde die Kammer zu einer neuen Wohnung adaptiert, in der Stube wurde eine ideale Raumverteilung auf Ecken durgeführt, welche von mehreren Familien bewohnt und in Besitz genommen wurden. Dieserr Prozess des Anbauens, der Wohnungsadaptationen und des Zusammenlebens mehrerer Familien in einem Raum ist das Ergebnuis der wirtschaftlichen Pauperisierung der Bauernfamilien in agrar rückständigen Gebieten, wo sie keine Möglichkeit haben, ein selbständiges Haus auf einem eigenen Grundstück zu bauen. Das Zusammenleben der Familien auf einem Hofe, in einem Haus oder sogar in einem Raum ist also weder die Folge einer Verwandschaftszusammengehörigkeit, noch breiter Familiengemeinschaften, sondern drückt vor allem die wirtschaftlichen Bedingungen aus, die es selbständigen Familien nicht ermöglichten, selbständig zu wohnen oder die Gemeinde zu verlassen., a3_Diese Erklärung bezeugt auch die beigelegte Landkarte, die die durchschnittliche Anzahl der Bewohner eines Hauses im Jahre 1900 kartographisch darstellt. Die hohe Durchschnittszahl der Bewohner eines Hauses ist nicht in den Gebieten zu verzeichen, in denen die ethnographische Literatur Nachrichten über die Grossfamilien vermerkt. Das bedeutet, dass das Leben in Form grösserer Familiengemeinschaften zur Überdimensionierung der Bewohner eines Hauses vor allem aus dem Grunde nicht beigetragen hat, weil die Grossfamilien weder im Rahmen gewisser Gemeinden noch gewisser Gebiete eine allgemein verbreitete Erscheinung waren. Die niedrigen Durchschnittszahlen der Bewohner eines Hauses decken sich mit den wirtschaftlich entwickelten Gebieten, wo mehr Möglichkeiten für den Bau neuer Häuser oder den Auszug der Familien aus den zerstückelten Grundstücken und überbevölkerten Gemeinden bestanden. Niedrige Durchschnittszahlen erscheinen auch dort, wo die Hackbaubesiedlung den Familien die Möglichkeit bot, die Grundstücke in der Gemeinde zu verlassen und eine eigene Siedlung in einem anderen Teil des Katasters zu gründen. Diese und weitere Bedingungen, die zu der Durchschnittszahl der Hausbewohner in den einzelnen Gemeinden und Gebieten beitragen, zeugen davon, dass die engen Wohnungsverhältnisse, die viele Autoren als Folge des patriarchalen Familienlebens auffassen, die Folge der Not und des Raummangels waren, welche die geteilten Familien dazu zwang, nicht nur in dem Heimatsdorfe sondern auch auf gemeinsamen Höfen und in gemeinsamen Häusern zu verbleiben.
Die Bedeutung der wirtschafllichen Faktoren als der grundlegenden Ursache der beschriebenen Wohnformen im slowakischen Dorf spiegelt sich auch in der Liquidierung dieser Wohnungsverhältnisse wider. In den letzten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts erscheinen im Zusammenhang mit der Industrialisierung der Slowakei am Rande des engen Intravilans Neubauten, welche für das slowakische Dorf nun charakteristisch sind, so dass die gemeinsamen Höfe und Bauten mit mehreren Wohnungen nur als Zeugen der Vergangenheit verbleiben., and Článek zahrnuje poznámkový aparát