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Universal Dependencies - German - LIT

LanguageGerman
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AnnotationSalomoni, Alessio

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[1] tree
Er wird den Menschen, das Buch vermeiden, die ein harmonisch Platter bewundert und liebt;
s-201
lyceum-f95-s2
– Er wird den Menschen, das Buch vermeiden, die ein harmonisch Platter bewundert und liebt;
[2] tree
und der Meinung wenigstens mißtrauen, an die mehre der Art fest glauben.
s-202
lyceum-f95-s3
und der Meinung wenigstens mißtrauen, an die mehre der Art fest glauben.
[3] tree
Ein gutes Rätsel sollte witzig sein;
s-203
lyceum-f96-s1
Ein gutes Rätsel sollte witzig sein;
[4] tree
sonst bleibt nichts, sobald das Wort gefunden ist: auch ist 's nicht ohne Reiz, wenn ein witziger Einfall insoweit rätselhaft ist, daß er erraten sein will: nur muß sein Sinn gleich völlig klar werden, sobald er getroffen ist.
s-204
lyceum-f96-s2
sonst bleibt nichts, sobald das Wort gefunden ist: auch ist 's nicht ohne Reiz, wenn ein witziger Einfall insoweit rätselhaft ist, daß er erraten sein will: nur muß sein Sinn gleich völlig klar werden, sobald er getroffen ist.
[5] tree
Salz im Ausdruck ist das Pikante, pulverisiert.
s-205
lyceum-f97-s1
Salz im Ausdruck ist das Pikante, pulverisiert.
[6] tree
Es gibt grobkörniges und feines.
s-206
lyceum-f97-s2
Es gibt grobkörniges und feines.
[7] tree
Folgendes sind allgemeingültige Grundgesetze der schriftstellerischen Mitteilung: 1)
s-207
lyceum-f98-s1
Folgendes sind allgemeingültige Grundgesetze der schriftstellerischen Mitteilung: 1)
[8] tree
Man muß etwas haben, was mitgeteilt werden soll; 2) man muß jemand haben, dem man's mitteilen wollen darf; 3) man muß es wirklich mitteilen, mit ihm teilen können, nicht bloß sich äußern, allein;
s-208
lyceum-f98-s2
Man muß etwas haben, was mitgeteilt werden soll; 2) man muß jemand haben, dem man's mitteilen wollen darf; 3) man muß es wirklich mitteilen, mit ihm teilen können, nicht bloß sich äußern, allein;
[9] tree
sonst wäre es treffender, zu schweigen.
s-209
lyceum-f98-s3
sonst wäre es treffender, zu schweigen.
[10] tree
Wer nicht selbst ganz neu ist, der beurteilt das Neue, wie alt;
s-210
lyceum-f99-s1
Wer nicht selbst ganz neu ist, der beurteilt das Neue, wie alt;
[11] tree
und das Alte wird einem immer wieder neu, bis man selbst alt wird.
s-211
lyceum-f99-s2
und das Alte wird einem immer wieder neu, bis man selbst alt wird.
[12] tree
Welches ist denn nun die poetische Poesie?
s-212
lyceum-f100-s1
Welches ist denn nun die poetische Poesie?
[13] tree
Affektation entspringt nicht so wohl aus dem Bestreben, neu, als aus der Furcht, alt zu sein.
s-213
lyceum-f101-s1
Affektation entspringt nicht so wohl aus dem Bestreben, neu, als aus der Furcht, alt zu sein.
[14] tree
Alles beurteilen zu wollen, ist eine große Verirrung oder eine kleine Sünde.
s-214
lyceum-f102-s1
Alles beurteilen zu wollen, ist eine große Verirrung oder eine kleine Sünde.
[15] tree
Viele Werke, deren schöne Verkettung man preist, haben weniger Einheit, als ein bunter Haufen von Einfällen, die nur vom Geiste eines Geistes belebt, nach Einem Ziele zielen.
s-215
lyceum-f103-s1
Viele Werke, deren schöne Verkettung man preist, haben weniger Einheit, als ein bunter Haufen von Einfällen, die nur vom Geiste eines Geistes belebt, nach Einem Ziele zielen.
[16] tree
Diese verbindet doch jenes freie und gleiche Beisammensein, worin sich auch die Bürger des vollkommnen Staats, nach der Versicherung der Weisen, dereinst befinden werden;
s-216
lyceum-f103-s2
Diese verbindet doch jenes freie und gleiche Beisammensein, worin sich auch die Bürger des vollkommnen Staats, nach der Versicherung der Weisen, dereinst befinden werden;
[17] tree
jener unbedingt gesellige Geist, welcher nach der Anmaßung der Vornehmen jetzt nur in dem gefunden wird, was man so seltsam, und beinahe kindisch große Welt zu nennen pflegt.
s-217
lyceum-f103-s3
jener unbedingt gesellige Geist, welcher nach der Anmaßung der Vornehmen jetzt nur in dem gefunden wird, was man so seltsam, und beinahe kindisch große Welt zu nennen pflegt.
[18] tree
Manches Erzeugnis hingegen, an dessen Zusammenhang niemand zweifelt, ist, wie der Künstler selbst sehr wohl weiß, kein Werk, sondern nur Bruchstück, eins oder mehre, Masse, Anlage.
s-218
lyceum-f103-s4
Manches Erzeugnis hingegen, an dessen Zusammenhang niemand zweifelt, ist, wie der Künstler selbst sehr wohl weiß, kein Werk, sondern nur Bruchstück, eins oder mehre, Masse, Anlage.
[19] tree
So mächtig ist aber der Trieb nach Einheit im Menschen, daß der Urheber selbst, was er durchaus nicht vollenden oder vereinigen kann, oft gleich bei der Bildung doch wenigstens ergänzt;
s-219
lyceum-f103-s5
So mächtig ist aber der Trieb nach Einheit im Menschen, daß der Urheber selbst, was er durchaus nicht vollenden oder vereinigen kann, oft gleich bei der Bildung doch wenigstens ergänzt;
[20] tree
oft sehr sinnreich und dennoch ganz widernatürlich.
s-220
lyceum-f103-s6
oft sehr sinnreich und dennoch ganz widernatürlich.
[21] tree
Das Schlimmste dabei ist, daß alles, was man den gediegenen Stücken, die wirklich da sind, so drüber aufhängt, um einen Schein von Ganzheit zu erkünsteln, meistens nur aus gefärbten Lumpen besteht.
s-221
lyceum-f103-s7
Das Schlimmste dabei ist, daß alles, was man den gediegenen Stücken, die wirklich da sind, so drüber aufhängt, um einen Schein von Ganzheit zu erkünsteln, meistens nur aus gefärbten Lumpen besteht.
[22] tree
Sind diese nun auch gut und täuschend geschminkt, und mit Verstand drappiert: so ist's eigentlich um desto schlimmer.
s-222
lyceum-f103-s8
Sind diese nun auch gut und täuschend geschminkt, und mit Verstand drappiert: so ist's eigentlich um desto schlimmer.
[23] tree
Dann wird anfänglich auch der Auserwählte getäuscht, welcher tiefen Sinn hat für das wenige tüchtig Gute und Schöne, was noch in Schriften wie in Handlungen sparsam hie und da gefunden wird.
s-223
lyceum-f103-s9
Dann wird anfänglich auch der Auserwählte getäuscht, welcher tiefen Sinn hat für das wenige tüchtig Gute und Schöne, was noch in Schriften wie in Handlungen sparsam hie und da gefunden wird.
[24] tree
Er muß nun erst durch Urteil zur richtigen Empfindung gelangen!
s-224
lyceum-f103-s10
Er muß nun erst durch Urteil zur richtigen Empfindung gelangen!
[25] tree
Geschieht die Scheidung auch noch so schnell: so ist doch der erste frische Eindruck einmal weg.
s-225
lyceum-f103-s11
Geschieht die Scheidung auch noch so schnell: so ist doch der erste frische Eindruck einmal weg.
[26] tree
Was man gewöhnlich Vernunft nennt, ist nur eine Gattung derselben;
s-226
lyceum-f104-s1
Was man gewöhnlich Vernunft nennt, ist nur eine Gattung derselben;
[27] tree
nämlich die dünne und wäßrige.
s-227
lyceum-f104-s2
nämlich die dünne und wäßrige.
[28] tree
Es gibt auch eine dicke feurige Vernunft, welche den Witz eigentlich zum Witz macht, und dem gediegenen Styl das Elastische gibt und das Elektrische.
s-228
lyceum-f104-s3
Es gibt auch eine dicke feurige Vernunft, welche den Witz eigentlich zum Witz macht, und dem gediegenen Styl das Elastische gibt und das Elektrische.
[29] tree
Sieht man auf den Geist, nicht auf den Buchstaben: so war das ganze römische Volk, samt dem Senat, und samt allen Triumphatoren und Cäsaren ein Zyniker.
s-229
lyceum-f105-s1
Sieht man auf den Geist, nicht auf den Buchstaben: so war das ganze römische Volk, samt dem Senat, und samt allen Triumphatoren und Cäsaren ein Zyniker.
[30] tree
Nichts ist in seinem Ursprung jämmerlicher und in seinen Folgen gräßlicher, als die Furcht, lächerlich zu sein.
s-230
lyceum-f106-s1
Nichts ist in seinem Ursprung jämmerlicher und in seinen Folgen gräßlicher, als die Furcht, lächerlich zu sein.
[31] tree
Daher z.B. die Knechtschaft der Weiber und mancher andre Krebsschaden der Menschheit.
s-231
lyceum-f106-s2
Daher z.B. die Knechtschaft der Weiber und mancher andre Krebsschaden der Menschheit.
[32] tree
Die Alten sind Meister der poetischen Abstraktion: die Modernen haben mehr poetische Spekulation.
s-232
lyceum-f107-s1
Die Alten sind Meister der poetischen Abstraktion: die Modernen haben mehr poetische Spekulation.
[33] tree
Die Sokratische Ironie ist die einzige durchaus unwillkürliche, und doch durchaus besonnene Verstellung.
s-233
lyceum-f108-s1
Die Sokratische Ironie ist die einzige durchaus unwillkürliche, und doch durchaus besonnene Verstellung.
[34] tree
Es ist gleich unmöglich sie zu erkünsteln, und sie zu verraten.
s-234
lyceum-f108-s2
Es ist gleich unmöglich sie zu erkünsteln, und sie zu verraten.
[35] tree
Wer sie nicht hat, dem bleibt sie auch nach dem offensten Geständnis ein Rätsel.
s-235
lyceum-f108-s3
Wer sie nicht hat, dem bleibt sie auch nach dem offensten Geständnis ein Rätsel.
[36] tree
Sie soll niemanden täuschen, als die, welche sie für Täuschung halten, und entweder ihre Freude haben an der herrlichen Schalkheit, alle Welt zum besten zu haben, oder böse werden, wenn sie ahnden, sie wären wohl auch mit gemeint.
s-236
lyceum-f108-s4
Sie soll niemanden täuschen, als die, welche sie für Täuschung halten, und entweder ihre Freude haben an der herrlichen Schalkheit, alle Welt zum besten zu haben, oder böse werden, wenn sie ahnden, sie wären wohl auch mit gemeint.
[37] tree
In ihr soll alles Scherz und alles Ernst sein, alles treuherzig offen, und alles tief verstellt.
s-237
lyceum-f108-s5
In ihr soll alles Scherz und alles Ernst sein, alles treuherzig offen, und alles tief verstellt.
[38] tree
Sie entspringt aus der Vereinigung von Lebenskunstsinn und wissenschaftlichem Geist, aus dem Zusammentreffen vollendeter Naturphilosophie und vollendeter Kunstphilosophie.
s-238
lyceum-f108-s6
Sie entspringt aus der Vereinigung von Lebenskunstsinn und wissenschaftlichem Geist, aus dem Zusammentreffen vollendeter Naturphilosophie und vollendeter Kunstphilosophie.
[39] tree
Sie enthält und erregt ein Gefühl von dem unauflöslichen Widerstreit des Unbedingten und des Bedingten, der Unmöglichkeit und Notwendigkeit einer vollständigen Mitteilung.
s-239
lyceum-f108-s7
Sie enthält und erregt ein Gefühl von dem unauflöslichen Widerstreit des Unbedingten und des Bedingten, der Unmöglichkeit und Notwendigkeit einer vollständigen Mitteilung.
[40] tree
Sie ist die freieste aller Lizenzen, denn durch sie setzt man sich über sich selbst weg; und doch auch die gesetzlichste, denn sie ist unbedingt notwendig.
s-240
lyceum-f108-s8
Sie ist die freieste aller Lizenzen, denn durch sie setzt man sich über sich selbst weg; und doch auch die gesetzlichste, denn sie ist unbedingt notwendig.
[41] tree
Es ist ein sehr gutes Zeichen, wenn die harmonisch Platten gar nicht wissen, wie sie diese stete Selbstparodie zu nehmen haben, immer wieder von neuem glauben und mißglauben, bis sie schwindlicht werden, den Scherz grade für Ernst, und den Ernst für Scherz halten.
s-241
lyceum-f108-s9
Es ist ein sehr gutes Zeichen, wenn die harmonisch Platten gar nicht wissen, wie sie diese stete Selbstparodie zu nehmen haben, immer wieder von neuem glauben und mißglauben, bis sie schwindlicht werden, den Scherz grade für Ernst, und den Ernst für Scherz halten.
[42] tree
Lessings Ironie ist Instinkt;
s-242
lyceum-f108-s10
Lessings Ironie ist Instinkt;
[43] tree
bei Hemsterhuys ist's klassisches Studium;
s-243
lyceum-f108-s11
bei Hemsterhuys ist's klassisches Studium;
[44] tree
Hülsens Ironie entspringt aus Philosophie der Philosophie, und kann die jener noch weit übertreffen.
s-244
lyceum-f108-s12
Hülsens Ironie entspringt aus Philosophie der Philosophie, und kann die jener noch weit übertreffen.
[45] tree
Milder Witz, oder Witz ohne Pointe, ist ein Privilegium der Poesie, was die Prosa ihr ja lassen muß: denn nur durch die schärfste Richtung auf Einen Punkt kann der einzelne Einfall eine Art von Ganzheit erhalten.
s-245
lyceum-f109-s1
Milder Witz, oder Witz ohne Pointe, ist ein Privilegium der Poesie, was die Prosa ihr ja lassen muß: denn nur durch die schärfste Richtung auf Einen Punkt kann der einzelne Einfall eine Art von Ganzheit erhalten.
[46] tree
Sollte die harmonische Ausbildung der Adlichen und der Künstler nicht etwa bloß eine harmonische Einbildung sein?
s-246
lyceum-f110-s1
Sollte die harmonische Ausbildung der Adlichen und der Künstler nicht etwa bloß eine harmonische Einbildung sein?
[47] tree
Chamfort war, was Rousseau gern scheinen wollte: ein echter Zyniker, im Sinne der Alten mehr Philosoph, als eine ganze Legion trockner Schulweisen.
s-247
lyceum-f111-s1
Chamfort war, was Rousseau gern scheinen wollte: ein echter Zyniker, im Sinne der Alten mehr Philosoph, als eine ganze Legion trockner Schulweisen.
[48] tree
Obgleich er sich anfänglich mit den Vornehmen gemein gemacht hatte, lebte er dennoch frei, wie er auch frei und würdig starb, und verachtete den kleinen Ruhm eines großen Schriftstellers.
s-248
lyceum-f111-s2
Obgleich er sich anfänglich mit den Vornehmen gemein gemacht hatte, lebte er dennoch frei, wie er auch frei und würdig starb, und verachtete den kleinen Ruhm eines großen Schriftstellers.
[49] tree
Er war Mirabeaus Freund.
s-249
lyceum-f111-s3
Er war Mirabeaus Freund.
[50] tree
Sein köstlichster Nachlaß sind seine Einfälle und Bemerkungen zur Lebensweisheit; ein Buch voll von gediegenem Witz, tiefem Sinn, zarter Fühlbarkeit, von reifer Vernunft und fester Männlichkeit, und von interessanten Spuren der lebendigsten Leidenschaftlichkeit, und dabei auserlesen und von vollendetem Ausdruck;
s-250
lyceum-f111-s4
Sein köstlichster Nachlaß sind seine Einfälle und Bemerkungen zur Lebensweisheit; ein Buch voll von gediegenem Witz, tiefem Sinn, zarter Fühlbarkeit, von reifer Vernunft und fester Männlichkeit, und von interessanten Spuren der lebendigsten Leidenschaftlichkeit, und dabei auserlesen und von vollendetem Ausdruck;
[51] tree
ohne Vergleich das höchste und erste seiner Art.
s-251
lyceum-f111-s5
ohne Vergleich das höchste und erste seiner Art.
[52] tree
Der analytische Schriftsteller beobachtet den Leser, wie er ist;
s-252
lyceum-f112-s1
Der analytische Schriftsteller beobachtet den Leser, wie er ist;
[53] tree
danach macht er seinen Kalkül, legt seine Maschinen an, um den gehörigen Effekt auf ihn zu machen.
s-253
lyceum-f112-s2
danach macht er seinen Kalkül, legt seine Maschinen an, um den gehörigen Effekt auf ihn zu machen.
[54] tree
Der synthetische Schriftsteller konstruiert und schafft sich einen Leser, wie er sein soll;
s-254
lyceum-f112-s3
Der synthetische Schriftsteller konstruiert und schafft sich einen Leser, wie er sein soll;
[55] tree
er denkt sich denselben nicht ruhend und tot, sondern lebendig und entgegenwirkend.
s-255
lyceum-f112-s4
er denkt sich denselben nicht ruhend und tot, sondern lebendig und entgegenwirkend.
[56] tree
Er läßt das, was er erfunden hat, vor seinen Augen stufenweise werden, oder er lockt ihn es selbst zu erfinden.
s-256
lyceum-f112-s5
Er läßt das, was er erfunden hat, vor seinen Augen stufenweise werden, oder er lockt ihn es selbst zu erfinden.
[57] tree
Er will keine bestimmte Wirkung auf ihn machen, sondern er tritt mit ihm in das heilige Verhältnis der innigsten Symphilosophie oder Sympoesie.
s-257
lyceum-f112-s6
Er will keine bestimmte Wirkung auf ihn machen, sondern er tritt mit ihm in das heilige Verhältnis der innigsten Symphilosophie oder Sympoesie.
[58] tree
Voß ist in der »Louise« ein Homeride: so ist auch Homer in seiner Übersetzung ein Vosside.
s-258
lyceum-f113-s1
Voß ist in der »Louise« ein Homeride: so ist auch Homer in seiner Übersetzung ein Vosside.
[59] tree
Es gibt so viele kritische Zeitschriften von verschiedener Natur und mancherlei Absichten!
s-259
lyceum-f114-s1
Es gibt so viele kritische Zeitschriften von verschiedener Natur und mancherlei Absichten!
[60] tree
Wenn sich doch auch einmal eine Gesellschaft der Art verbinden wollte, welche bloß den Zweck hätte, die Kritik selbst, die doch auch notwendig ist, allmählich zu realisieren.
s-260
lyceum-f114-s2
Wenn sich doch auch einmal eine Gesellschaft der Art verbinden wollte, welche bloß den Zweck hätte, die Kritik selbst, die doch auch notwendig ist, allmählich zu realisieren.
[61] tree
Die ganze Geschichte der modernen Poesie ist ein fortlaufender Kommentar zu dem kurzen Text der Philosophie: Alle Kunst soll Wissenschaft, und alle Wissenschaft soll Kunst werden;
s-261
lyceum-f115-s1
Die ganze Geschichte der modernen Poesie ist ein fortlaufender Kommentar zu dem kurzen Text der Philosophie: Alle Kunst soll Wissenschaft, und alle Wissenschaft soll Kunst werden;
[62] tree
Poesie und Philosophie sollen vereinigt sein.
s-262
lyceum-f115-s2
Poesie und Philosophie sollen vereinigt sein.
[63] tree
Die Deutschen, sagt man, sind, was Höhe des Kunstsinns und des wissenschaftlichen Geistes betrifft, das erste Volk in der Welt.
s-263
lyceum-f116-s1
Die Deutschen, sagt man, sind, was Höhe des Kunstsinns und des wissenschaftlichen Geistes betrifft, das erste Volk in der Welt.
[64] tree
Gewiß;
s-264
lyceum-f116-s2
Gewiß;
[65] tree
nur gibt es sehr wenige Deutsche.
s-265
lyceum-f116-s3
nur gibt es sehr wenige Deutsche.
[66] tree
Poesie kann nur durch Poesie kritisiert werden.
s-266
lyceum-f117-s1
Poesie kann nur durch Poesie kritisiert werden.
[67] tree
Ein Kunsturteil, welches nicht selbst ein Kunstwerk ist, entweder im Stoff, als Darstellung des notwendigen Eindrucks in seinem Werden, oder durch eine schöne Form, und einen im Geist der alten römischen Satire liberalen Ton, hat gar kein Bürgerrecht im Reiche der Kunst.
s-267
lyceum-f117-s2
Ein Kunsturteil, welches nicht selbst ein Kunstwerk ist, entweder im Stoff, als Darstellung des notwendigen Eindrucks in seinem Werden, oder durch eine schöne Form, und einen im Geist der alten römischen Satire liberalen Ton, hat gar kein Bürgerrecht im Reiche der Kunst.
[68] tree
War nicht alles, was abgenutzt werden kann, gleich anfangs schief oder platt?
s-268
lyceum-f118-s1
War nicht alles, was abgenutzt werden kann, gleich anfangs schief oder platt?
[69] tree
Sapphische Gedichte müssen wachsen und gefunden werden.
s-269
lyceum-f119-s1
Sapphische Gedichte müssen wachsen und gefunden werden.
[70] tree
Sie lassen sich weder machen, noch ohne Entweihung öffentlich mitteilen.
s-270
lyceum-f119-s2
Sie lassen sich weder machen, noch ohne Entweihung öffentlich mitteilen.
[71] tree
Wer es tut, dem fehlt es zugleich an Stolz und an Bescheidenheit.
s-271
lyceum-f119-s3
Wer es tut, dem fehlt es zugleich an Stolz und an Bescheidenheit.
[72] tree
An Stolz: indem er sein Innerstes herausreißt, aus der heiligen Stille des Herzens, und es hinwirft unter die Menge, daß sie 's angaffen, roh oder fremd;
s-272
lyceum-f119-s4
An Stolz: indem er sein Innerstes herausreißt, aus der heiligen Stille des Herzens, und es hinwirft unter die Menge, daß sie 's angaffen, roh oder fremd;
[73] tree
und das für ein lausiges Da capo oder für Friedrichsd'or.
s-273
lyceum-f119-s5
und das für ein lausiges Da capo oder für Friedrichsd'or.
[74] tree
Unbescheiden aber bleibt's immer, sein Selbst auf die Ausstellung zu schicken, wie ein Urbild.
s-274
lyceum-f119-s6
Unbescheiden aber bleibt's immer, sein Selbst auf die Ausstellung zu schicken, wie ein Urbild.
[75] tree
Und sind lyrische Gedichte nicht ganz eigentümlich, frei und wahr: so taugen sie nichts, als solche.
s-275
lyceum-f119-s7
Und sind lyrische Gedichte nicht ganz eigentümlich, frei und wahr: so taugen sie nichts, als solche.
[76] tree
Petrarca gehört nicht hierher: der kühle Liebhaber sagt ja nichts, als zierliche Allgemeinheiten;
s-276
lyceum-f119-s8
Petrarca gehört nicht hierher: der kühle Liebhaber sagt ja nichts, als zierliche Allgemeinheiten;
[77] tree
auch ist er romantisch, nicht lyrisch.
s-277
lyceum-f119-s9
auch ist er romantisch, nicht lyrisch.
[78] tree
Gäbe es aber auch noch eine Natur so konsequent schön und klassisch, daß sie sich nackt zeigen dürfte, wie Phryne vor allen Griechen: so gibts doch kein Olympisches Publikum mehr für ein solches Schauspiel.
s-278
lyceum-f119-s10
Gäbe es aber auch noch eine Natur so konsequent schön und klassisch, daß sie sich nackt zeigen dürfte, wie Phryne vor allen Griechen: so gibts doch kein Olympisches Publikum mehr für ein solches Schauspiel.
[79] tree
Auch war es Phryne.
s-279
lyceum-f119-s11
Auch war es Phryne.
[80] tree
Nur Zyniker lieben auf dem Markt.
s-280
lyceum-f119-s12
Nur Zyniker lieben auf dem Markt.
[81] tree
Man kann ein Zyniker sein und ein großer Dichter: der Hund und der Lorbeer haben gleiches Recht, Horazens Denkmal zu zieren.
s-281
lyceum-f119-s13
Man kann ein Zyniker sein und ein großer Dichter: der Hund und der Lorbeer haben gleiches Recht, Horazens Denkmal zu zieren.
[82] tree
Aber Horazisch ist noch bei weitem nicht Sapphisch.
s-282
lyceum-f119-s14
Aber Horazisch ist noch bei weitem nicht Sapphisch.
[83] tree
Sapphisch ist nie zynisch.
s-283
lyceum-f119-s15
Sapphisch ist nie zynisch.
[84] tree
Wer Goethes »Meister« gehörig charakterisierte, der hätte damit wohl eigentlich gesagt, was es jetzt an der Zeit ist in der Poesie.
s-284
lyceum-f120-s1
Wer Goethes »Meister« gehörig charakterisierte, der hätte damit wohl eigentlich gesagt, was es jetzt an der Zeit ist in der Poesie.
[85] tree
Er dürfte sich, was poetische Kritik betrifft, immer zur Ruhe setzen.
s-285
lyceum-f120-s2
Er dürfte sich, was poetische Kritik betrifft, immer zur Ruhe setzen.
[86] tree
Die einfachsten und nächsten Fragen, wie: Soll man Shakespeares Werke als Kunst oder als Natur beurteilen? und: Ist das Epos und die Tragödie wesentlich verschieden oder nicht?
s-286
lyceum-f121-s1
Die einfachsten und nächsten Fragen, wie: Soll man Shakespeares Werke als Kunst oder als Natur beurteilen? und: Ist das Epos und die Tragödie wesentlich verschieden oder nicht?
[87] tree
und: Soll die Kunst täuschen oder bloß scheinen? können nicht beantwortet werden ohne die tiefste Spekulation und die gelehrteste Kunstgeschichte.
s-287
lyceum-f121-s2
und: Soll die Kunst täuschen oder bloß scheinen? können nicht beantwortet werden ohne die tiefste Spekulation und die gelehrteste Kunstgeschichte.
[88] tree
Wenn irgend etwas die hohe Idee von Deutschheit rechtfertigen kann, die man hie und da findet: so ist's die entschiedne Vernachlässigung und Verachtung solcher gewöhnlich guten Schriftsteller, die jede andre Nation mit Pomp in ihren Johnson aufnehmen würde, und der ziemlich allgemeine Hang, auch an dem, was sie als das beste erkennen, und was besser ist, als daß die Ausländer es schon gut finden könnten, frei zu tadeln, und es überall recht genau zu nehmen.
s-288
lyceum-f122-s1
Wenn irgend etwas die hohe Idee von Deutschheit rechtfertigen kann, die man hie und da findet: so ist's die entschiedne Vernachlässigung und Verachtung solcher gewöhnlich guten Schriftsteller, die jede andre Nation mit Pomp in ihren Johnson aufnehmen würde, und der ziemlich allgemeine Hang, auch an dem, was sie als das beste erkennen, und was besser ist, als daß die Ausländer es schon gut finden könnten, frei zu tadeln, und es überall recht genau zu nehmen.
[89] tree
Es ist eine unbesonnene und unbescheidne Anmaßung, aus der Philosophie etwas über die Kunst lernen zu wollen.
s-289
lyceum-f123-s1
Es ist eine unbesonnene und unbescheidne Anmaßung, aus der Philosophie etwas über die Kunst lernen zu wollen.
[90] tree
Manche fangen's so an, als ob sie hofften hier etwas Neues zu erfahren;
s-290
lyceum-f123-s2
Manche fangen's so an, als ob sie hofften hier etwas Neues zu erfahren;
[91] tree
da die Philosophie doch weiter nichts kann und können soll, als die gegebnen Kunsterfahrungen und vorhandnen Kunstbegriffe zur Wissenschaft machen, die Kunstansicht erheben, mit Hülfe einer gründlich gelehrten Kunstgeschichte erweitern, und diejenige logische Stimmung auch über diese Gegenstände zu erzeugen, welche absolute Liberalität mit absolutem Rigorismus vereinigt.
s-291
lyceum-f123-s3
da die Philosophie doch weiter nichts kann und können soll, als die gegebnen Kunsterfahrungen und vorhandnen Kunstbegriffe zur Wissenschaft machen, die Kunstansicht erheben, mit Hülfe einer gründlich gelehrten Kunstgeschichte erweitern, und diejenige logische Stimmung auch über diese Gegenstände zu erzeugen, welche absolute Liberalität mit absolutem Rigorismus vereinigt.
[92] tree
Auch im Innern und Ganzen der größten modernen Gedichte ist Reim, symmetrische Wiederkehr des Gleichen.
s-292
lyceum-f124-s1
Auch im Innern und Ganzen der größten modernen Gedichte ist Reim, symmetrische Wiederkehr des Gleichen.
[93] tree
Dies rundet nicht nur vortrefflich, sondern kann auch höchst tragisch wirken.
s-293
lyceum-f124-s2
Dies rundet nicht nur vortrefflich, sondern kann auch höchst tragisch wirken.
[94] tree
Zum Beispiel, die Champagnerflasche und die drei Gläser, welche die alte Barbara in der Nacht vor Wilhelm auf den Tisch setzt.
s-294
lyceum-f124-s3
Zum Beispiel, die Champagnerflasche und die drei Gläser, welche die alte Barbara in der Nacht vor Wilhelm auf den Tisch setzt.
[95] tree
Ich möchte es den gigantischen oder den Shakespeareschen Reim nennen: denn Shakespeare ist Meister darin.
s-295
lyceum-f124-s4
– Ich möchte es den gigantischen oder den Shakespeareschen Reim nennen: denn Shakespeare ist Meister darin.
[96] tree
Schon Sophokles glaubte treuherzig, seine dargestellten Menschen seien besser als die wirklichen.
s-296
lyceum-f125-s1
Schon Sophokles glaubte treuherzig, seine dargestellten Menschen seien besser als die wirklichen.
[97] tree
Wo hat er einen Sokrates dargestellt, einen Solon, Aristides, so unzählig viele andre?
s-297
lyceum-f125-s2
Wo hat er einen Sokrates dargestellt, einen Solon, Aristides, so unzählig viele andre?
[98] tree
Wie oft läßt sich nicht diese Frage auch für andre Dichter wiederholen?
s-298
lyceum-f125-s3
– Wie oft läßt sich nicht diese Frage auch für andre Dichter wiederholen?
[99] tree
Wie haben nicht auch die größten Künstler wirkliche Helden in ihrer Darstellung verkleinert?
s-299
lyceum-f125-s4
Wie haben nicht auch die größten Künstler wirkliche Helden in ihrer Darstellung verkleinert?
[100] tree
Und doch ist jener Wahn allgemein geworden, von den Imperatoren der Poesie bis zu den geringsten Liktoren.
s-300
lyceum-f125-s5
Und doch ist jener Wahn allgemein geworden, von den Imperatoren der Poesie bis zu den geringsten Liktoren.

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