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AnnotationSalomoni, Alessio


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[1] tree
Sie scheinen nach dem Begriff von Tragödie getauft zu sein, der einmal beim Shakespeare vorkommt, aber von großer Allgemeinheit in der modernen Kunstgeschichte ist: eine Tragödie ist ein Drama, worin Pyramus sich selbst umbringt.
s-101
lyceum-f45-s4
Sie scheinen nach dem Begriff von Tragödie getauft zu sein, der einmal beim Shakespeare vorkommt, aber von großer Allgemeinheit in der modernen Kunstgeschichte ist: eine Tragödie ist ein Drama, worin Pyramus sich selbst umbringt.
[2] tree
Die Römer sind uns näher und begreiflicher als die Griechen;
s-102
lyceum-f46-s1
Die Römer sind uns näher und begreiflicher als die Griechen;
[3] tree
und doch ist echter Sinn für die Römer noch ungleich seltner als der für die Griechen, weil es weniger synthetische als analytische Naturen gibt.
s-103
lyceum-f46-s2
und doch ist echter Sinn für die Römer noch ungleich seltner als der für die Griechen, weil es weniger synthetische als analytische Naturen gibt.
[4] tree
Denn auch für Nationen gibts einen eignen Sinn;
s-104
lyceum-f46-s3
Denn auch für Nationen gibts einen eignen Sinn;
[5] tree
für historische wie für moralische Individuen, nicht bloß für praktische Gattungen, Künste oder Wissenschaften.
s-105
lyceum-f46-s4
für historische wie für moralische Individuen, nicht bloß für praktische Gattungen, Künste oder Wissenschaften.
[6] tree
Wer etwas Unendliches will, der weiß nicht was er will.
s-106
lyceum-f47-s1
Wer etwas Unendliches will, der weiß nicht was er will.
[7] tree
Aber umkehren läßt sich dieser Satz nicht.
s-107
lyceum-f47-s2
Aber umkehren läßt sich dieser Satz nicht.
[8] tree
Ironie ist die Form des Paradoxen.
s-108
lyceum-f48-s1
Ironie ist die Form des Paradoxen.
[9] tree
Paradox ist alles, was zugleich gut und groß ist.
s-109
lyceum-f48-s2
Paradox ist alles, was zugleich gut und groß ist.
[10] tree
Eins der wichtigsten Moyens der dramatischen und romantischen Kunst bei den Engländern sind die Guineen.
s-110
lyceum-f49-s1
Eins der wichtigsten Moyens der dramatischen und romantischen Kunst bei den Engländern sind die Guineen.
[11] tree
Besonders in der Schlußcadence werden sie stark gebraucht, wenn die Bässe anfangen recht voll zu arbeiten.
s-111
lyceum-f49-s2
Besonders in der Schlußcadence werden sie stark gebraucht, wenn die Bässe anfangen recht voll zu arbeiten.
[12] tree
Wie tief doch im Menschen der Hang wurzelt, individuelle oder nationale Eigenheiten zu generalisieren!
s-112
lyceum-f50-s1
Wie tief doch im Menschen der Hang wurzelt, individuelle oder nationale Eigenheiten zu generalisieren!
[13] tree
Ist dies allgemeiner französischer Sprachgebrauch?
s-113
lyceum-f50-s2
– Ist dies allgemeiner französischer Sprachgebrauch?
[14] tree
Witz als Werkzeug der Rache ist so schändlich, wie Kunst als Mittel des Sinnenkitzels.
s-114
lyceum-f51-s1
Witz als Werkzeug der Rache ist so schändlich, wie Kunst als Mittel des Sinnenkitzels.
[15] tree
In manchem Gedicht erhält man stellenweise statt der Darstellung nur eine Überschrift, welche anzeigt, daß hier eigentlich dies oder das dargestellt sein sollte, daß der Künstler aber Verhinderung gehabt habe, und ergebenst um gewogene Entschuldigung bittet.
s-115
lyceum-f52-s1
In manchem Gedicht erhält man stellenweise statt der Darstellung nur eine Überschrift, welche anzeigt, daß hier eigentlich dies oder das dargestellt sein sollte, daß der Künstler aber Verhinderung gehabt habe, und ergebenst um gewogene Entschuldigung bittet.
[16] tree
In Rücksicht auf die Einheit sind die meisten modernen Gedichte Allegorien (Mysterien, Moralitäten,) oder Novellen (Avantüren, Intrigen);
s-116
lyceum-f53-s1
In Rücksicht auf die Einheit sind die meisten modernen Gedichte Allegorien (Mysterien, Moralitäten,) oder Novellen (Avantüren, Intrigen);
[17] tree
ein Gemisch, oder eine Verdünnung von diesen.
s-117
lyceum-f53-s2
ein Gemisch, oder eine Verdünnung von diesen.
[18] tree
Es gibt Schriftsteller die Unbedingtes trinken wie Wasser;
s-118
lyceum-f54-s1
Es gibt Schriftsteller die Unbedingtes trinken wie Wasser;
[19] tree
und Bücher, wo selbst die Hunde sich aufs Unendliche beziehen.
s-119
lyceum-f54-s2
und Bücher, wo selbst die Hunde sich aufs Unendliche beziehen.
[20] tree
Ein recht freier und gebildeter Mensch müßte sich selbst nach Belieben philosophisch oder philologisch, kritisch oder poetisch, historisch oder rhetorisch, antik oder modern stimmen können, ganz willkürlich, wie man ein Instrument stimmt, zu jeder Zeit, und in jedem Grade.
s-120
lyceum-f55-s1
Ein recht freier und gebildeter Mensch müßte sich selbst nach Belieben philosophisch oder philologisch, kritisch oder poetisch, historisch oder rhetorisch, antik oder modern stimmen können, ganz willkürlich, wie man ein Instrument stimmt, zu jeder Zeit, und in jedem Grade.
[21] tree
Witz ist logische Geselligkeit.
s-121
lyceum-f56-s1
Witz ist logische Geselligkeit.
[22] tree
Auch gibts Kritiken, die nichts mehr sagen, nur viel weitläuftiger.
s-122
lyceum-f57-s1
Auch gibts Kritiken, die nichts mehr sagen, nur viel weitläuftiger.
[23] tree
Wie die Menschen lieber groß handeln mögen, als gerecht: so wollen auch die Künstler veredeln und belehren.
s-123
lyceum-f58-s1
Wie die Menschen lieber groß handeln mögen, als gerecht: so wollen auch die Künstler veredeln und belehren.
[24] tree
Chamforts Lieblingsgedanke, der Witz sei ein Ersatz der unmöglichen Glückseligkeit, gleichsam ein kleines Prozent, womit die bankerotte Natur sich für die nicht honorierte Schuld des höchsten Gutes abfinde; ist nicht viel glücklicher als der des Shaftesbury, Witz sei der Prüfstein der Wahrheit, oder als das gemeinere Vorurteil, sittliche Veredlung sei der höchste Zweck der schönen Kunst.
s-124
lyceum-f59-s1
Chamforts Lieblingsgedanke, der Witz sei ein Ersatz der unmöglichen Glückseligkeit, gleichsam ein kleines Prozent, womit die bankerotte Natur sich für die nicht honorierte Schuld des höchsten Gutes abfinde; ist nicht viel glücklicher als der des Shaftesbury, Witz sei der Prüfstein der Wahrheit, oder als das gemeinere Vorurteil, sittliche Veredlung sei der höchste Zweck der schönen Kunst.
[25] tree
Witz ist Zweck an sich, wie die Tugend, die Liebe und die Kunst.
s-125
lyceum-f59-s2
Witz ist Zweck an sich, wie die Tugend, die Liebe und die Kunst.
[26] tree
Der genialische Mann fühlte, so scheint es, den unendlichen Wert des Witzes, und da die französische Philosophie nicht hinreicht, um dieses zu begreifen, so suchte er sein Höchstes instinktmäßig mit dem, was nach dieser das Erste und Höchste ist, zu verknüpfen.
s-126
lyceum-f59-s3
Der genialische Mann fühlte, so scheint es, den unendlichen Wert des Witzes, und da die französische Philosophie nicht hinreicht, um dieses zu begreifen, so suchte er sein Höchstes instinktmäßig mit dem, was nach dieser das Erste und Höchste ist, zu verknüpfen.
[27] tree
Und als Maxime ist der Gedanke, der Weise müsse gegen das Schicksal immer en état d'epigramme sein, schön und echt zynisch.
s-127
lyceum-f59-s4
Und als Maxime ist der Gedanke, der Weise müsse gegen das Schicksal immer en état d'epigramme sein, schön und echt zynisch.
[28] tree
Alle klassischen Dichtarten in ihrer strengen Reinheit sind jetzt lächerlich.
s-128
lyceum-f60-s1
Alle klassischen Dichtarten in ihrer strengen Reinheit sind jetzt lächerlich.
[29] tree
Streng genommen ist der Begriff eines wissenschaftlichen Gedichts wohl so widersinnig, wie der einer dichterischen Wissenschaft.
s-129
lyceum-f61-s1
Streng genommen ist der Begriff eines wissenschaftlichen Gedichts wohl so widersinnig, wie der einer dichterischen Wissenschaft.
[30] tree
Man hat schon so viele Theorien der Dichtarten.
s-130
lyceum-f62-s1
Man hat schon so viele Theorien der Dichtarten.
[31] tree
Warum hat man noch keinen Begriff von Dichtart?
s-131
lyceum-f62-s2
Warum hat man noch keinen Begriff von Dichtart?
[32] tree
Vielleicht würde man sich dann mit einer einzigen Theorie der Dichtarten behelfen müssen.
s-132
lyceum-f62-s3
Vielleicht würde man sich dann mit einer einzigen Theorie der Dichtarten behelfen müssen.
[33] tree
Nicht die Kunst und die Werke machen den Künstler, sondern der Sinn und die Begeisterung und der Trieb.
s-133
lyceum-f63-s1
Nicht die Kunst und die Werke machen den Künstler, sondern der Sinn und die Begeisterung und der Trieb.
[34] tree
Es bedürfte eines neuen »Laokoon«, um die Grenzen der Musik und der Philosophie zu bestimmen.
s-134
lyceum-f64-s1
Es bedürfte eines neuen »Laokoon«, um die Grenzen der Musik und der Philosophie zu bestimmen.
[35] tree
Zur richtigen Ansicht mancher Schriften fehlt es noch an einer Theorie der grammatischen Tonkunst.
s-135
lyceum-f64-s2
Zur richtigen Ansicht mancher Schriften fehlt es noch an einer Theorie der grammatischen Tonkunst.
[36] tree
Die Poesie ist eine republikanische Rede;
s-136
lyceum-f65-s1
Die Poesie ist eine republikanische Rede;
[37] tree
eine Rede, die ihr eignes Gesetz und ihr eigner Zweck ist, wo alle Teile freie Bürger sind, und mitstimmen dürfen.
s-137
lyceum-f65-s2
eine Rede, die ihr eignes Gesetz und ihr eigner Zweck ist, wo alle Teile freie Bürger sind, und mitstimmen dürfen.
[38] tree
Die revolutionäre Objektivitätswut meiner frühern philosophischen Musikalien hat etwas weniges von der Grundwut, die unter Reinholds Konsulate in der Philosophie so gewaltig um sich griff.
s-138
lyceum-f66-s1
Die revolutionäre Objektivitätswut meiner frühern philosophischen Musikalien hat etwas weniges von der Grundwut, die unter Reinholds Konsulate in der Philosophie so gewaltig um sich griff.
[39] tree
In England ist der Witz wenigstens eine Profession, wenn auch keine Kunst.
s-139
lyceum-f67-s1
In England ist der Witz wenigstens eine Profession, wenn auch keine Kunst.
[40] tree
Alles wird da zünftig, und selbst die roués dieser Insel sind Pedanten.
s-140
lyceum-f67-s2
Alles wird da zünftig, und selbst die roués dieser Insel sind Pedanten.
[41] tree
So auch ihre wits, welche die unbedingte Willkür, deren Schein dem Witz das Romantische und Pikante gibt, in die Wirklichkeit einführen, und so auch witzig leben;
s-141
lyceum-f67-s3
So auch ihre wits, welche die unbedingte Willkür, deren Schein dem Witz das Romantische und Pikante gibt, in die Wirklichkeit einführen, und so auch witzig leben;
[42] tree
daher ihr Talent zur Tollheit.
s-142
lyceum-f67-s4
daher ihr Talent zur Tollheit.
[43] tree
Sie sterben für ihre Grundsätze.
s-143
lyceum-f67-s5
Sie sterben für ihre Grundsätze.
[44] tree
Wieviel Autoren gibts wohl unter den Schriftstellern?
s-144
lyceum-f68-s1
Wieviel Autoren gibts wohl unter den Schriftstellern?
[45] tree
Autor heißt Urheber.
s-145
lyceum-f68-s2
Autor heißt Urheber.
[46] tree
Es gibt auch negativen Sinn, der viel besser ist als Null, aber viel seltner.
s-146
lyceum-f69-s1
Es gibt auch negativen Sinn, der viel besser ist als Null, aber viel seltner.
[47] tree
Man kann etwas innig lieben, eben weil mans nicht hat: das gibt wenigstens ein Vorgefühl ohne Nachsatz.
s-147
lyceum-f69-s2
Man kann etwas innig lieben, eben weil mans nicht hat: das gibt wenigstens ein Vorgefühl ohne Nachsatz.
[48] tree
Selbst entschiedne Unfähigkeit, die man klar weiß, oder gar mit starker Antipathie ist bei reinem Mangel ganz unmöglich, und setzt wenigstens partiale Fähigkeit und Sympathie voraus.
s-148
lyceum-f69-s3
Selbst entschiedne Unfähigkeit, die man klar weiß, oder gar mit starker Antipathie ist bei reinem Mangel ganz unmöglich, und setzt wenigstens partiale Fähigkeit und Sympathie voraus.
[49] tree
Gleich dem Platonischen Eros ist also wohl dieser negative Sinn der Sohn des Überflusses und der Armut.
s-149
lyceum-f69-s4
Gleich dem Platonischen Eros ist also wohl dieser negative Sinn der Sohn des Überflusses und der Armut.
[50] tree
Er entsteht, wenn einer bloß den Geist hat, ohne den Buchstaben;
s-150
lyceum-f69-s5
Er entsteht, wenn einer bloß den Geist hat, ohne den Buchstaben;
[51] tree
oder umgekehrt, wenn er bloß die Materialien und Förmlichkeiten hat, die trockne harte Schale des produktiven Genies ohne den Kern.
s-151
lyceum-f69-s6
oder umgekehrt, wenn er bloß die Materialien und Förmlichkeiten hat, die trockne harte Schale des produktiven Genies ohne den Kern.
[52] tree
Im ersten Falle gibts reine Tendenzen, Projekte die so weit sind, wie der blaue Himmel, oder wenn's hoch kömmt, skizzierte Fantasien: im letzten zeigt sich jene harmonisch ausgebildete Kunst-Plattheit, in welcher die größten engländischen Kritiker so klassisch sind.
s-152
lyceum-f69-s7
Im ersten Falle gibts reine Tendenzen, Projekte die so weit sind, wie der blaue Himmel, oder wenn's hoch kömmt, skizzierte Fantasien: im letzten zeigt sich jene harmonisch ausgebildete Kunst-Plattheit, in welcher die größten engländischen Kritiker so klassisch sind.
[53] tree
Das Kennzeichen der ersten Gattung, des negativen Sinns vom Geiste ist, wenn einer immer wollen muß, ohne je zu können; wenn einer immer hören mag, ohne je zu vernehmen.
s-153
lyceum-f69-s8
Das Kennzeichen der ersten Gattung, des negativen Sinns vom Geiste ist, wenn einer immer wollen muß, ohne je zu können; wenn einer immer hören mag, ohne je zu vernehmen.
[54] tree
Leute die Bücher schreiben, und sich dann einbilden, ihre Leser wären das Publikum, und sie müßten das Publikum bilden: diese kommen sehr bald dahin, ihr sogenanntes Publikum nicht bloß zu verachten, sondern zu hassen;
s-154
lyceum-f70-s1
Leute die Bücher schreiben, und sich dann einbilden, ihre Leser wären das Publikum, und sie müßten das Publikum bilden: diese kommen sehr bald dahin, ihr sogenanntes Publikum nicht bloß zu verachten, sondern zu hassen;
[55] tree
welches zu gar nichts führen kann.
s-155
lyceum-f70-s2
welches zu gar nichts führen kann.
[56] tree
Sinn für Witz ohne Witz ist doch schon das Abc der Liberalität.
s-156
lyceum-f71-s1
Sinn für Witz ohne Witz ist doch schon das Abc der Liberalität.
[57] tree
Eigentlich haben sie's recht gern, wenn ein Dichterwerk ein wenig ruchlos ist, besonders in der Mitte;
s-157
lyceum-f72-s1
Eigentlich haben sie's recht gern, wenn ein Dichterwerk ein wenig ruchlos ist, besonders in der Mitte;
[58] tree
nur muß der Anstand nicht gradezu beleidigt werden, und zuletzt muß alles ein gutes Ende nehmen.
s-158
lyceum-f72-s2
nur muß der Anstand nicht gradezu beleidigt werden, und zuletzt muß alles ein gutes Ende nehmen.
[59] tree
Was in gewöhnlichen guten oder vortrefflichen Übersetzungen verloren geht, ist grade das Beste.
s-159
lyceum-f73-s1
Was in gewöhnlichen guten oder vortrefflichen Übersetzungen verloren geht, ist grade das Beste.
[60] tree
Es ist unmöglich, jemanden ein Ärgernis zu geben, wenn er's nicht nehmen will.
s-160
lyceum-f74-s1
Es ist unmöglich, jemanden ein Ärgernis zu geben, wenn er's nicht nehmen will.
[61] tree
manche Kommentare, wo der Text nur Anstoß oder Nicht-Ich ist, philologische Idyllen.
s-161
lyceum-f75-s1
manche Kommentare, wo der Text nur Anstoß oder Nicht-Ich ist, philologische Idyllen.
[62] tree
Das ist der alte.
s-162
lyceum-f76-s1
Das ist der alte.
[63] tree
Es gibt einen andern Ehrgeiz, der lieber wie Tassos Gabriel:
s-163
lyceum-f76-s2
Es gibt einen andern Ehrgeiz, der lieber wie Tassos Gabriel:
[64] tree
Gabriel, che fra i primi era il secondo;
s-164
lyceum-f76-s3
Gabriel, che fra i primi era il secondo;
[65] tree
Das ist der moderne.
s-165
lyceum-f76-s4
Das ist der moderne.
[66] tree
Maximen, Ideale, Imperative und Postulate sind jetzt bisweilen Rechenpfennige der Sittlichkeit.
s-166
lyceum-f77-s1
Maximen, Ideale, Imperative und Postulate sind jetzt bisweilen Rechenpfennige der Sittlichkeit.
[67] tree
Mancher der vortrefflichsten Romane ist ein Kompendium, eine Enzyclopädie des ganzen geistigen Lebens eines genialischen Individuums;
s-167
lyceum-f78-s1
Mancher der vortrefflichsten Romane ist ein Kompendium, eine Enzyclopädie des ganzen geistigen Lebens eines genialischen Individuums;
[68] tree
Werke die das sind, selbst in ganz andrer Form, wie »Nathan«, bekommen dadurch einen Anstrich vom Roman.
s-168
lyceum-f78-s2
Werke die das sind, selbst in ganz andrer Form, wie »Nathan«, bekommen dadurch einen Anstrich vom Roman.
[69] tree
Auch enthält jeder Mensch, der gebildet ist, und sich bildet, in seinem Innern einen Roman.
s-169
lyceum-f78-s3
Auch enthält jeder Mensch, der gebildet ist, und sich bildet, in seinem Innern einen Roman.
[70] tree
Daß er ihn aber äußre und schreibe, ist nicht nötig.
s-170
lyceum-f78-s4
Daß er ihn aber äußre und schreibe, ist nicht nötig.
[71] tree
Zur Popularität gelangen deutsche Schriften durch einen großen Namen, oder durch Persönlichkeiten, oder durch gute Bekanntschaft, oder durch Anstrengung, oder durch mäßige Unsittlichkeit, oder durch vollendete Unverständlichkeit, oder durch harmonische Plattheit, oder durch vielseitige Langweiligkeit, oder durch beständiges Streben nach dem Unbedingten.
s-171
lyceum-f79-s1
Zur Popularität gelangen deutsche Schriften durch einen großen Namen, oder durch Persönlichkeiten, oder durch gute Bekanntschaft, oder durch Anstrengung, oder durch mäßige Unsittlichkeit, oder durch vollendete Unverständlichkeit, oder durch harmonische Plattheit, oder durch vielseitige Langweiligkeit, oder durch beständiges Streben nach dem Unbedingten.
[72] tree
Ungern vermisse ich in Kants Stammbaum der Urbegriffe die Kategorie Beinahe, die doch gewiß ebensoviel gewirkt hat in der Welt und in der Literatur, und ebensoviel verdorben, als irgendeine andre Kategorie.
s-172
lyceum-f80-s1
Ungern vermisse ich in Kants Stammbaum der Urbegriffe die Kategorie Beinahe, die doch gewiß ebensoviel gewirkt hat in der Welt und in der Literatur, und ebensoviel verdorben, als irgendeine andre Kategorie.
[73] tree
In dem Geiste der Naturskeptiker tingiert sie alle übrigen Begriffe und Anschauungen.
s-173
lyceum-f80-s2
In dem Geiste der Naturskeptiker tingiert sie alle übrigen Begriffe und Anschauungen.
[74] tree
Es hat etwas Kleinliches, gegen Individuen zu polemisieren, wie der Handel en detail.
s-174
lyceum-f81-s1
Es hat etwas Kleinliches, gegen Individuen zu polemisieren, wie der Handel en detail.
[75] tree
Will er die Polemik nicht en gros treiben, so muß der Künstler wenigstens solche Individuen wählen, die klassisch sind, und von ewig dauerndem Wert.
s-175
lyceum-f81-s2
Will er die Polemik nicht en gros treiben, so muß der Künstler wenigstens solche Individuen wählen, die klassisch sind, und von ewig dauerndem Wert.
[76] tree
Ist auch das nicht möglich, etwa im traurigen Fall der Notwehr: so müssen die Individuen, kraft der polemischen Fiktion, so viel als möglich zu Repräsentanten der objektiven Dummheit, und der objektiven Narrheit idealisiert werden: denn auch diese sind wie alles Objektive, unendlich interessant, wie der höhern Polemik würdige Gegenstände sein müssen.
s-176
lyceum-f81-s3
Ist auch das nicht möglich, etwa im traurigen Fall der Notwehr: so müssen die Individuen, kraft der polemischen Fiktion, so viel als möglich zu Repräsentanten der objektiven Dummheit, und der objektiven Narrheit idealisiert werden: denn auch diese sind wie alles Objektive, unendlich interessant, wie der höhern Polemik würdige Gegenstände sein müssen.
[77] tree
Geist ist Naturphilosophie.
s-177
lyceum-f82-s1
Geist ist Naturphilosophie.
[78] tree
Manieren sind charakteristische Ecken.
s-178
lyceum-f83-s1
Manieren sind charakteristische Ecken.
[79] tree
Jeder rechtliche Autor schreibt für niemand, oder für alle.
s-179
lyceum-f85-s1
Jeder rechtliche Autor schreibt für niemand, oder für alle.
[80] tree
Wer schreibt, damit ihn diese und jene lesen mögen, verdient, daß er nicht gelesen werde.
s-180
lyceum-f85-s2
Wer schreibt, damit ihn diese und jene lesen mögen, verdient, daß er nicht gelesen werde.
[81] tree
Der Zweck der Kritik, sagt man, sei, Leser zu bilden!
s-181
lyceum-f86-s1
Der Zweck der Kritik, sagt man, sei, Leser zu bilden!
[82] tree
Wer gebildet sein will, mag sich doch selbst bilden.
s-182
lyceum-f86-s2
– Wer gebildet sein will, mag sich doch selbst bilden.
[83] tree
Dies ist unhöflich: es steht aber nicht zu ändern.
s-183
lyceum-f86-s3
Dies ist unhöflich: es steht aber nicht zu ändern.
[84] tree
Da die Poesie unendlich viel wert ist, so sehe ich nicht ein, warum sie auch noch bloß mehr wert sein soll, wie dies und jenes, was auch unendlich viel wert ist.
s-184
lyceum-f87-s1
Da die Poesie unendlich viel wert ist, so sehe ich nicht ein, warum sie auch noch bloß mehr wert sein soll, wie dies und jenes, was auch unendlich viel wert ist.
[85] tree
Es gibt Künstler, welche nicht etwa zu groß von der Kunst denken, denn das ist unmöglich, aber doch nicht frei genug sind, sich selbst über ihr Höchstes zu erheben.
s-185
lyceum-f87-s2
Es gibt Künstler, welche nicht etwa zu groß von der Kunst denken, denn das ist unmöglich, aber doch nicht frei genug sind, sich selbst über ihr Höchstes zu erheben.
[86] tree
Nichts ist pikanter, als wenn ein genialischer Mann Manieren hat;
s-186
lyceum-f88-s1
Nichts ist pikanter, als wenn ein genialischer Mann Manieren hat;
[87] tree
nämlich wenn er sie hat: aber gar nicht, wenn sie ihn haben;
s-187
lyceum-f88-s2
nämlich wenn er sie hat: aber gar nicht, wenn sie ihn haben;
[88] tree
das führt zur geistigen Versteinerung.
s-188
lyceum-f88-s3
das führt zur geistigen Versteinerung.
[89] tree
Sollte es nicht überflüssig sein, mehr als Einen Roman zu schreiben, wenn der Künstler nicht etwa ein neuer Mensch geworden ist?
s-189
lyceum-f89-s1
Sollte es nicht überflüssig sein, mehr als Einen Roman zu schreiben, wenn der Künstler nicht etwa ein neuer Mensch geworden ist?
[90] tree
Offenbar gehören nicht selten alle Romane eines Autors zusammen, und sind gewissermaßen nur ein Roman.
s-190
lyceum-f89-s2
– Offenbar gehören nicht selten alle Romane eines Autors zusammen, und sind gewissermaßen nur ein Roman.
[91] tree
Witz ist eine Explosion von gebundnem Geist.
s-191
lyceum-f90-s1
Witz ist eine Explosion von gebundnem Geist.
[92] tree
Die Alten sind weder die Juden, noch die Christen, noch die Engländer der Poesie.
s-192
lyceum-f91-s1
Die Alten sind weder die Juden, noch die Christen, noch die Engländer der Poesie.
[93] tree
Sie sind nicht ein willkürlich auserwähltes Kunstvolk Gottes;
s-193
lyceum-f91-s2
Sie sind nicht ein willkürlich auserwähltes Kunstvolk Gottes;
[94] tree
noch haben sie den alleinseligmachenden Schönheitsglauben; noch besitzen sie ein Dichtungsmonopol.
s-194
lyceum-f91-s3
noch haben sie den alleinseligmachenden Schönheitsglauben; noch besitzen sie ein Dichtungsmonopol.
[95] tree
Auch der Geist kann, wie das Tier, nur in einer aus reiner Lebensluft und Azote gemischten Atmosphäre atmen.
s-195
lyceum-f92-s1
Auch der Geist kann, wie das Tier, nur in einer aus reiner Lebensluft und Azote gemischten Atmosphäre atmen.
[96] tree
Dies nicht ertragen und begreifen zu können, ist das Wesen der Torheit;
s-196
lyceum-f92-s2
Dies nicht ertragen und begreifen zu können, ist das Wesen der Torheit;
[97] tree
es schlechthin nicht zu wollen, der Anfang der Narrheit.
s-197
lyceum-f92-s3
es schlechthin nicht zu wollen, der Anfang der Narrheit.
[98] tree
In den Alten sieht man den vollendeten Buchstaben der ganzen Poesie: in den Neuern ahnet man den werdenden Geist.
s-198
lyceum-f93-s1
In den Alten sieht man den vollendeten Buchstaben der ganzen Poesie: in den Neuern ahnet man den werdenden Geist.
[99] tree
Mittelmäßige Autoren, die ein kleines Buch so ankündigen, als ob sie einen großen Riesen wollten sehen lassen, sollten von der literarischen Polizei genötigt werden, ihr Produkt mit dem Motto stempeln zu lassen: This is the greatest elephant in the world, except himself.
s-199
lyceum-f94-s1
Mittelmäßige Autoren, die ein kleines Buch so ankündigen, als ob sie einen großen Riesen wollten sehen lassen, sollten von der literarischen Polizei genötigt werden, ihr Produkt mit dem Motto stempeln zu lassen: This is the greatest elephant in the world, except himself.
[100] tree
Die harmonische Plattheit kann dem Philosophen sehr nützlich werden, als ein heller Leuchtturm für noch unbefahrne Gegenden des Lebens, der Kunst oder der Wissenschaft.
s-200
lyceum-f95-s1
Die harmonische Plattheit kann dem Philosophen sehr nützlich werden, als ein heller Leuchtturm für noch unbefahrne Gegenden des Lebens, der Kunst oder der Wissenschaft.

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