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Die eigentlichen Urheber der hussitischen Bewegung haben ohne
Zweifel direkt auf Chelčický eingewirkt: er ist ein Zuhörer ihrer
Predigten gewesen, er hat mit ihnen persönlichen Umgang gepflogen.
Aber er steht ihnen. frei gegenüber, beugt sich vor ihrer Autorität
nicht, widerspricht ihnen: sein Tadel trifft auch den Johannes Hus
und noch mehr denjenigen, der später seine Stelle einnahm, den Ja-
kobell von Mies. !) Diese selbstständige Stellung zeigt sich auch darin,
dass er sich in seinen Schriften auf frühere Freunde und spätere
Gegner des Hus beruft, deren Andenken damals, als er schrieb, in
den hussitischen Kreisen .gewiss verpönt war. Dies sind Stanislav
von Znaym und namentlich Johannes Protiva. Cheléicky citirt mit
einer gewissen Vorliebe, die auf intime persóhnliche Beziehungen
schliessen lásst, Protivas Schriften, die wir leider nicht kennen. Wenn
wir aber auch nicht im Stande sind, ihre Einwirkung auf Cheléicky
bestimmt zu bemessen, so kehrt doch in jenen Citaten überall der-
selbe Grundgedanke wieder, dass nämlich das göttliche Gesetz höher
stehe als das menschliche und dass es genügend sei, die Kirche zu
begründen und zu regieren. Und aus den Citaten lässt sich unschwer
erkennen, dass beide Männer zwar in diesem Gedanken zusammen-
trafen, aber dann doch in entgegengesetzter Richtung auseinander-
giengen. Denn Protiva scheint von der Superiorität des göttlichen
Gesetzes ausgehend, die Herrschaft der Kirche über den Staat ver-
fochten zu haben, während Cheléickÿ Staat und Kirche trennt, jenen
in der Idee zwar vernichtet, aber doch nicht der Kirche unterwirft.
Protiva verficht die bestehende Kirche, Chelcicky greift sie an.?)
Die Gegner der Hussiten haben diese oft Wiclifisten genannt;
und nicht mit Unrecht, denn wie der Hussitismus überhaupt unter
Wiclifs Einfluss steht, so gilt dies namentlich von seinen radikalen
Elementen. Auch von Peter Cheléicky. Wenn er in der Schrift das
allgenügende und allgemein verbindliche Gesetz Gottes findet, wenn
cipere et ad ipsam terminare. — Chelcickf nennt Matthias von Janov in seinen
Sehriften nur einmal (in der Replik gegen Rokycana) und zwar, um ihn zu tadeln.
!) Replik gegen Rokycana.
1) Johannes Protiva (vgl. Jiredeks Rukovét) war der erste Prediger an, der
Bethlehemskapelle (1391—6), spáter Pfarrer bei S. Clemens in Po¥i¢ (Prag). Uber
seine Beziehungen zu Hus s. Palacky Docum. 164 ff. Die Citate finden sieh im
Netz des Glaubens und in dem Traktate vom Ursprung der menschlichen Ge-
setze. In diesen wird aber dem Protiva ein Citat zugeschrieben, das in der Re-
plik gegen Rokycana Wiclif in den Mund gelegt wird, eine Verwechslung, die
wol dadurch zu erklüren ist, dass Chelcicky lateinische Schriften nur mit frem-
der Hilfe benutzen konnte, die aber keinen zureichenden Grund bietet für die
von G. Annčnkov (Č. Č. M. 1880) aufgestellte Annahme, Chelcieky citire überall
unter Protivas Namen den Johannes Wiclif.
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