[1] |
|
---|
[2] |
der Taboriten bisher nicht genau bekannt war, vernahm, hat seine
|
---|
[3] |
Billigung gefunden. Als aber nach längerer Zeit der Verkehr, wieder
|
---|
[4] |
von Biskupec angeregt, sich lebhafter gestaltete — Peter kam zu den
|
---|
[5] |
Taboriten und wurde von ihnen aufgesucht—als Chelcicky auch die
|
---|
[6] |
Traktate kennen lernte, die eben erst entstanden, da wurde er ande-
|
---|
[7] |
rer Meinung. Drei Jahre waren seit jener ersten Begegnung bei Vod-
|
---|
[8] |
han verflossen, da richtete Peter an den Taboritenbischof ein Mahn-
|
---|
[9] |
schreiben, das dieser übel nahm. Chelcicky antwortete mit einer Replik ;
|
---|
[10] |
nur diese hat sich erhalten. In ihr liegt die Sympathie, die ihn init
|
---|
[11] |
den Taboriten verband, im Streite mit dem bitteren Gefühl der Ent-
|
---|
[12] |
täuschung. Später hat er noch einmal zur Feder gegriffen und einen
|
---|
[13] |
besonderen Traktat ,vom Leibe Christi^ verfasst, in dem er die Ta-
|
---|
[14] |
boriten geradezu als ,die Pikarden unter dem Kelche* bezeichnet.
|
---|
[15] |
Was ist nun die Lehre der Taboriten gewesen? !)
|
---|
[16] |
Sie verwarfen die Transsubstantiation, aber auch die ,persónliche
|
---|
[17] |
und wesentliche“ Gegenwart Christi im Sakramente. Persónlich und
|
---|
[18] |
wesentlich war und ist Christus nur da gegenwärtig, wo sein Leib
|
---|
[19] |
war und ist: auf Erden, auf dem Kreuze, dann verklürt nach der
|
---|
[20] |
Auferstehung auf Erden und nach der Himmelfahrt zur Rechten des
|
---|
[21] |
Vaters. Der verklärte Leib Christi ist zwar „schnell und durchdrin-
|
---|
[22] |
gend“, aber in einem Augenblicke an einen Ort gebunden. Geistig ist
|
---|
[23] |
Christus auch nach seiner Himmelfahrt hier auf Erden zugegen und
|
---|
[24] |
zwar auf verschiedene Weise, vornehmlich aber in den Menschen und
|
---|
[25] |
mit ihnen, indem er sie mit den Gaben des heiligen Geistes speist,
|
---|
[26] |
indem er durch seine Macht seine Getreuen schützt, fördert und im
|
---|
[27] |
Guten wachsen lässt. Derart ist auch Christi Gegenwart im Sakra-
|
---|
[28] |
mente: Christus ist in demselben zugegen durch seine Gnade, die er
|
---|
[29] |
dem würdig Geniessenden spendet.
|
---|
[30] |
Die taboritische Auffassung, wie sie uns namentlich in den Trak-
|
---|
[31] |
taten des Johannes von Saaz entgegentritt, setzt an die Stelle der
|
---|
[32] |
wirklichen Gegenwart die wirksame. Und eben dadurch will sie sich
|
---|
[33] |
auch von der Zeichenlehre der Pikarden unterscheiden, indem das
|
---|
[34] |
sakramentale Brot für ein näheres Zeichen als der Felsen, der Wein-
|
---|
[35] |
stock und auch als die Sakramente des alten Bundes erklärt wird.
|
---|
[36] |
Die Sakramente des neuen Bundes — und namentlich das Sakrament
|
---|
[37] |
des Leibes und Blutes Christi — bezeichnen Christus und haben ihn
|
---|
[38] |
|
---|
[39] |
!) Palacky stellt dieselbe nicht richtig dar, wenn er sagt (IV, I. S. 471), es
|
---|
[40] |
sei ein taboritischer Grundsatz, dass Brot und Wein nur Zeichen seien.
|
---|