EN | ES |

Facsimile Lines

966


< Page >

[1]
17

[2]
der Taboriten bisher nicht genau bekannt war, vernahm, hat seine
[3]
Billigung gefunden. Als aber nach längerer Zeit der Verkehr, wieder
[4]
von Biskupec angeregt, sich lebhafter gestaltete Peter kam zu den
[5]
Taboriten und wurde von ihnen aufgesucht—als Chelcicky auch die
[6]
Traktate kennen lernte, die eben erst entstanden, da wurde er ande-
[7]
rer Meinung. Drei Jahre waren seit jener ersten Begegnung bei Vod-
[8]
han verflossen, da richtete Peter an den Taboritenbischof ein Mahn-
[9]
schreiben, das dieser übel nahm. Chelcicky antwortete mit einer Replik ;
[10]
nur diese hat sich erhalten. In ihr liegt die Sympathie, die ihn init
[11]
den Taboriten verband, im Streite mit dem bitteren Gefühl der Ent-
[12]
täuschung. Später hat er noch einmal zur Feder gegriffen und einen
[13]
besonderen Traktat ,vom Leibe Christi^ verfasst, in dem er die Ta-
[14]
boriten geradezu als ,die Pikarden unter dem Kelche* bezeichnet.

[15]
Was ist nun die Lehre der Taboriten gewesen? !)

[16]
Sie verwarfen die Transsubstantiation, aber auch die ,persónliche
[17]
und wesentliche Gegenwart Christi im Sakramente. Persónlich und
[18]
wesentlich war und ist Christus nur da gegenwärtig, wo sein Leib
[19]
war und ist: auf Erden, auf dem Kreuze, dann verklürt nach der
[20]
Auferstehung auf Erden und nach der Himmelfahrt zur Rechten des
[21]
Vaters. Der verklärte Leib Christi ist zwar schnell und durchdrin-
[22]
gend, aber in einem Augenblicke an einen Ort gebunden. Geistig ist
[23]
Christus auch nach seiner Himmelfahrt hier auf Erden zugegen und
[24]
zwar auf verschiedene Weise, vornehmlich aber in den Menschen und
[25]
mit ihnen, indem er sie mit den Gaben des heiligen Geistes speist,
[26]
indem er durch seine Macht seine Getreuen schützt, fördert und im
[27]
Guten wachsen lässt. Derart ist auch Christi Gegenwart im Sakra-
[28]
mente: Christus ist in demselben zugegen durch seine Gnade, die er
[29]
dem würdig Geniessenden spendet.

[30]
Die taboritische Auffassung, wie sie uns namentlich in den Trak-
[31]
taten des Johannes von Saaz entgegentritt, setzt an die Stelle der
[32]
wirklichen Gegenwart die wirksame. Und eben dadurch will sie sich
[33]
auch von der Zeichenlehre der Pikarden unterscheiden, indem das
[34]
sakramentale Brot für ein näheres Zeichen als der Felsen, der Wein-
[35]
stock und auch als die Sakramente des alten Bundes erklärt wird.
[36]
Die Sakramente des neuen Bundes und namentlich das Sakrament
[37]
des Leibes und Blutes Christi bezeichnen Christus und haben ihn
[38]
irgendwie gegenwärtig.

[39]
!) Palacky stellt dieselbe nicht richtig dar, wenn er sagt (IV, I. S. 471), es
[40]
sei ein taboritischer Grundsatz, dass Brot und Wein nur Zeichen seien.


Text viewFacsimile