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der Taboriten bisher nicht genau bekannt war, vernahm, hat seine
Billigung gefunden. Als aber nach längerer Zeit der Verkehr, wieder
von Biskupec angeregt, sich lebhafter gestaltete — Peter kam zu den
Taboriten und wurde von ihnen aufgesucht—als Chelcicky auch die
Traktate kennen lernte, die eben erst entstanden, da wurde er ande-
rer Meinung. Drei Jahre waren seit jener ersten Begegnung bei Vod-
han verflossen, da richtete Peter an den Taboritenbischof ein Mahn-
schreiben, das dieser übel nahm. Chelcicky antwortete mit einer Replik ;
nur diese hat sich erhalten. In ihr liegt die Sympathie, die ihn init
den Taboriten verband, im Streite mit dem bitteren Gefühl der Ent-
täuschung. Später hat er noch einmal zur Feder gegriffen und einen
besonderen Traktat ,vom Leibe Christi^ verfasst, in dem er die Ta-
boriten geradezu als ,die Pikarden unter dem Kelche* bezeichnet.
Was ist nun die Lehre der Taboriten gewesen? !)
Sie verwarfen die Transsubstantiation, aber auch die ,persónliche
und wesentliche“ Gegenwart Christi im Sakramente. Persónlich und
wesentlich war und ist Christus nur da gegenwärtig, wo sein Leib
war und ist: auf Erden, auf dem Kreuze, dann verklürt nach der
Auferstehung auf Erden und nach der Himmelfahrt zur Rechten des
Vaters. Der verklärte Leib Christi ist zwar „schnell und durchdrin-
gend“, aber in einem Augenblicke an einen Ort gebunden. Geistig ist
Christus auch nach seiner Himmelfahrt hier auf Erden zugegen und
zwar auf verschiedene Weise, vornehmlich aber in den Menschen und
mit ihnen, indem er sie mit den Gaben des heiligen Geistes speist,
indem er durch seine Macht seine Getreuen schützt, fördert und im
Guten wachsen lässt. Derart ist auch Christi Gegenwart im Sakra-
mente: Christus ist in demselben zugegen durch seine Gnade, die er
dem würdig Geniessenden spendet.
Die taboritische Auffassung, wie sie uns namentlich in den Trak-
taten des Johannes von Saaz entgegentritt, setzt an die Stelle der
wirklichen Gegenwart die wirksame. Und eben dadurch will sie sich
auch von der Zeichenlehre der Pikarden unterscheiden, indem das
sakramentale Brot für ein näheres Zeichen als der Felsen, der Wein-
stock und auch als die Sakramente des alten Bundes erklärt wird.
Die Sakramente des neuen Bundes — und namentlich das Sakrament
des Leibes und Blutes Christi — bezeichnen Christus und haben ihn
irgendwie gegenwärtig.
!) Palacky stellt dieselbe nicht richtig dar, wenn er sagt (IV, I. S. 471), es
sei ein taboritischer Grundsatz, dass Brot und Wein nur Zeichen seien.