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geburt frei von Sünde erhält. Aber die meisten müssen ihr Heil durch
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Busse und Arbeit verdienen. Doch gibt es auch solche, die gute
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Werke vollführen, ohne ihr Heil dabei zu finden, da sie — die Mur-
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renden — nur auf ihre äussere Gerechtigkeit bauen, während dagegen
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offenbare Sünder durch ihre Demut Gnade finden, ja noch in der
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letzten Stunde, ohne Werke, nur durch ihre bussfertige Gesinnung ge-
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rettet werden. Gott kann für nichts — viel geben. So hat der Schi-
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cher, der unter allen der letzte an Christus geglaubt hat, zuerst den
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Zum Schächer am Kreuze kehrt Cheléicky nochmals zurück in
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seiner Erklärung der Passion Christi nach dem Evang. Joh. Sie ist
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unter seinen Schriften vielleicht die tiefsinnigste. Wenn er in der-
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selben dem Opfertode Christi die Macht beilegt, die Schuld der Mensch-
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heit zu tilgen,!) obgleich es unter den Menschen keinen gab, der es
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verdient hätte; wenn er den Glauben des Schächers dem Glauben des
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Blinden vergleicht, der bloss auf seinen Glauben hin gesund ward;
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wenn er die Quelle des Heils nur in Gottes Gnade und Barmherzig-
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keit sucht, die durch des Menschen Werk nicht bestimmt werden:
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so scheint auf Seite des Menschen allein der Glaube übrig zu blei-
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ben, in dem er vor Gott zwar nicht gerecht wird, aber doch als ge-
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recht angenommen werden.kann. Allein das Heil ohne Werke und
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durch den Glauben allein ist so zu sagen nur ein Ausnahmsfall;
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denn wie die Gnade Gottes in der Regel dem Menschen, der gerettet
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wird, nicht allein die Schuld erlásst sondern auch die Sünde in ihm
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tilgt, die Wiedergeburt in ihm einleitet, ihn, wenn er beharrt, nicht
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allein rechtfertigt, sondern auch gerecht macht: so finden auch seine
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Werke Gnade vor Gott, der den guten Willen, aus dem sie hervor-
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gehen, schátzend, ihre Unvollkommenheit übersieht. Die Unterlassung
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der Werke, wo sie geübt werden kónnen, die leichtfertige Verzóge-
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rung der Busse bis zum Tode — der Schácher am Kreuze tróstet uns
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in der Verzweiflung und warnt zugleich -— führen zur Verdammung.
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Der rechte Glaube leitet den Menschen zur Arbeit an in Werken,
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die ihm den ewigen Lohn gewährleisten.
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Beruht auch das Heil auf dem unmittelbaren Verhältnisse des
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Menschen zu Gott, so gibt es doch auch besondere Heilsmittel, Sa-
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kramente, von Christus eingesetzte Zeichen einer heiligen Sache, die
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') Das Blut Christi ist das wahre Purgatorium, das die Gebrechen tilgt, die
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auch in Gerechten noch bleiben: stirbt er, so werden sie ihm nicht zugerechnet.
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(Vom Ursprung des menschlichen Gesetzes.)
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