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das Wort slub anbelangt, so stehen einer Um-
formung desselben in das deutsche ge-lub und
das von diesem abgeleitete ge-lib-de die laut-
lichen Gesetze nicht entgegen; denn der An-
laut s in slub gehürt nicht zum Stamme und
ist blosser Wurzelvorschlag; ebenso ist der
Wechsel zwischen den vocalen o und u in den,
indoeuropiüischen Sprachen háufig: rotundus rund
domus dim, pondus pfund, sol slunce, Sonne,
u, 8. w, abgesehen von dem häufigen Wechsel
zwischen o und u in den deutschen Dialecten,
welcher die Vocalisation in: geloben und: ge-
lub an und für sich schon erklüren kann. —
Doch bieten wir diesen Erklürungsversuch selbst-
verständlich eben nur als Versuch; vielleicht be-
stütigen weitere Forschungen diese Krklärung.
Sok: „nullus zgk- aliquem. accuset nisi. certo sub
testimonio vicinorum constet de dampno, et si
fuerit zok convietus testimonio fori communis,
lapidetnr“ (C. D. IL. 210). — Hs ist Vuk’s
Verdienst, dass die Bedeutung dieses Wortes
aufgehellt wurde; in der 2. Auflage seines
Wórterbuches (1852) beschreibt er, dass noch
heutzutage in Montenegro die Sitte bestehe,
dass der Bestohlene öffentlich verspreche, er
werde dem Zustandebringer und Enidecker
des gestohlenen Gutes eine Belohnung ertheilen.
Diese Person nun, welche für eine bestimmte
Entlohnung sich anheischig macht, den.Dieben
ausfindig zu machen , heisst sok. Den statutis
Oitoris zufolge hette der sok das Recht der
Anklage; da aber der zugesicherte Anzeigelohn
den sok leicht hitte verleiten können, unbe-
dachte, leichtfertige Anklagen zu erheben, dess-
halb war auf eine falsche Anklage von seiner
Seite die Steinigung gesetzt. Das Vinodoler
Statut aus dem 13. kennt auch und das Litauer
Statut aus dem 16. Jahrh, kennt noch den sok;
in Bóhmen und Miühren muss diese Art der
Zustan debringung des Diebes schon im Anfange
des XIV. Jahrh. erloschen sein; denn die be-
züglichen Urkunden und die ältesten Rechts-
bücher: Ordo judicii terre und Majestas Caro-
lina erwühnen nichts mehr davon. — Im jetzi-
r-
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gen Böhmisch heisst sok der Gegner, adver-
sarius und sočiti — anfeinden. — (Vergl. Grimm
R. A. 639—642.)
/Ssuti (abeschuttunge, abschutten, abschieten, sipa-
/
tio, abscutatio) Belegstellen: „ze schirmin vor
alle ansprache, vnde vor alle abeschuttunge“
C. D. VI. 87. 88; — ,ipsos laneos per trien-
nium disbrigare. Si vero dictos laneos ab im-
petionibus non preservaremus, velsi dicti lanei
per modum, qui abschutten dicitur, evinci con-
tingeret ... C. D. VL 244; — „guam here-
per tres annos promittimus
bona fide a dotalicio, sententiatione sive sipa-
tione, quod vulgariter Sucztye nuncupatur ...
disbrigare^ C. D. VIL 78; — „ab alienacione,
que Abschuttunge dicitur, exbrigare ...% C.D.
VIL 334. — Man verstand unter ssutí oder der
Abschüttung 1. die Leistung der angelobten Ge-
ditatem
,Wübr, die solutio evictionis; daher ssuti nékoho,
soviel als durch Zahlung der Summe aus dem
Besitze vertreiben — bonis excutere, 2. Die
Auslósung der auf einem Besitze haftenden
Pfandsummen (Vsehrd V. 5), welche beim Ver-
kauf der Güter im Kaufbriefe eigens verspro-
chen werden musste. (Kn. Tov. 96); insbeson-
dere hatten die Verwandten das Rocht, gegen
die Besitznahme eines Gutes zu protestiren und
durch Erlag der Kaufsumme den Käufer oder
anderweitigen Erwerber von dem Gute abzu-
treiben: „si eliquis hereditatem alterius ad eum
jure affinitatis pertinentem ... emerit pro aliqua
pecupi& quantitate, et si ille affinis eandem
hereditatem obtinere voluerit infra annum et
diem, quse dies sex septimanas dicitur continere:
pro eadem hereditate citare ... debet ... et
in termiuo quolibet pecuniam totam , pro qua
ipsa hereditas vendita est, coram beneficiariis
demonstrare, protestando, quod eandem pecu-
niam paratus est dare eidem citato et per hoc
hereditatem suam affinem obiinere ... (Ordo
judicii terre Arch. C. Il. 114.) Das Deponiren
des Geldes hiess ,penize ssuti = sypati schütten,
nummos fundere, (daher der Ausdruck: sipatio
im C. D. VII. 78) woher der Name ssuti fiir
den ganzen Vorgang. Hatten die Verwandten
binnen Jahr und Tag keine Einsprache erhoben,
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