Volkslied, — Auf weitere alte Bearbeitungen dürfen wir aus einer
Notiz in der ,Bohemia docta" Balbins schliessen.!)
2. Pečírkas Abschrift lag der ersten und bisher einzigen Ausgabe
der KL zu Grunde, zu der Pecirka einen diplomatischen Abdruck und
ein Vorwort, Erben eine parallele Transskription. die wissenschaftliche
Einleitung und das Glossar geliefert haben.*)
Pecírkas Abdruck ist im ganzen sorgfältig, wie Gebauer LF 9,
(1882), 288 Anm. anerkennt. Dennoch findet sich eine recht stattliche
Zahl von falschen Lesungen, Versehen durch Verwechslung ähnlicher
Buchstaben (e—-o, n —u, c—-c, besonders t—:c), Druckfehlern, so dass der
Sinn, die mundartliche Farbung und die Orthographie der einzelnen
Stellen Störungen erleiden, Die eigenhändige Abschrift Pecirkas, nach
welcher der diplomatische Text gesetzt wurde, zeigt den Fehlern des
gedruckten Textes gegenüber vielfach die richtigen Lesungen.
Da die Stockholm-Brünner Hs eine recht fehlerhafte Abschrift ist.
hatte Erben in der Transskription die mangelhafte Ueberlieferung und
auch die Fehler Peéírkas zu berichtigen. Wie durch die zahlreichen Ver-
besserungsvorschläge Gebauers, Pelikäns u. a. erwiesen wird, sind die
Emendationen Erbens vielfach trefflich und überraschend, oft aber un-
richtig und gezwungen, Oefter entfernen sie sich mehr als nötig von der
Ueberlieferung der Hs. Den Text hat Erben einer ,Normalisierung" unter-
zogen, über die er sich Einleitung XVIII äussert. Diese sprachliche Uni-
formierung verdunkelt nicht nur die feineren graphischen Unterschiede,
sondern das ganze Sprachbild; eine Betrachtung der Sprache und der
Reime kann sich auf diesen Text nicht stützen?) Unzulänglich nach der
1) Ungar III 61: Est apud me liber manuscriptus de laudibus S.
Catharinae idiomate bohem. authore, qui nomen suum quidem non addit,
sed tantum professionem, se esse ex Ordine FF. Minor. de Observantia,
et in Coenobio Novo-Domensi vitam religiosam usque ad senium efíisse.
Multa rara hic liber continet; imprimis vitam aliquot Procerum
Sswambergicorum.. ... Aggreditur deinde describere vitam S. Catharinae,
et ejusdem Virginis virtutes et gloriae titulos adducit lingua veteri Bohe-
morum: recitat Cantilenas, quas in honorem B. V. Mariae et S. Catha-
rinae concinnaverat, narratque promissa simili cantione, cum ex podagra
jaceret, et neque fradum figere posset, subito S. Catharinae invocatione
surrexisse, et ad chorum Fratrum pervenisse, et Missam celebrare po-
tuisse. Variis in locis Tractatus sui varia miracula in nostris partibus
a S. Catharina patrata commemorat, quae vulgo ignota sunt.
*) Zivot svaté Katefiny. Legenda. V Praze 1860. Gleiclizeitig er-
schien eine Ausgabe, die den diplomatischen Text Pecirkas nicht ent-
hält,
3) Durch die Transskription sind die in der Hs vorhandenen
Unterschiede von juž und již, ot und od, {тат und mám, jsem, jsú und
sem, sú, — nach K. Černý LF 16, 445 ff gibt es auch einen Bedeu-
tungsunterschied von jsem und sem, der in der KL freilich nicht be-
achtet ist — Kateřina und Katerina verwischt. jest wird konsequent
durch jes/ wiedergeben, Formen auf — ost finden sich (vgl. Gb. HMI.
III 1, 380). Wird uo durch o, u oder iu durch i transskribiert, so gehen
aufschlussreiche Formen und Reime verloren, so 785 nemoz: nespomuoz,
1912 doluow: podmolow, 3176 ruozye: nemoze u. a. 855 bez luty: pro-
czity (E u: u), 1288 wierzyu: myerzy (Е 4:4] u. a. 1094 proczyuty (E u),
1185 myslu czistu (E mysli) u. a. Die Inkonsequenz der Hs in der Be-
zeichnung der weichen e-Laute kommt natiirlich nicht zum Ausdruck.