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vergossen, bis Sylvester den Zorn der Heiden besänftigte. Denn bis auf
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Constantin haben die gerechten Menschen sich vor den grausamen Kai-
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sern in Wäldern und in Gruben unter der Erde geborgen, und man zählt
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320 Jahre von der Verkündigung des Glaubens durch die Apostel bis
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auf die Ausstattung der Geistlichkeit mit Reichtümern, Dann gab es in
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Rom keine Märtyrer mehr. Das reissende Thier ist zahm geworden, als
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der Priester es in den Glauben einliess und ihm segnend Antheil an
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Christo zusprach: Der Priester hat den wüthigen Löwen gebändigt, um
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mit ihm an einer Tafel sitzen zu können. Vorher haben Sylvester und
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Peter der Waldenser sich vor ihm in Wäldern und Gruben geborgen,
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aber als Sylvester das Thier in den Glauben aufnahm, da hat der
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Kaiser den Sylvester auf ein Maulthier gesetzt und in Rom herum-
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geführt. Sylvester hat dem Kaiser in dessen Heidentum hinterlistig
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Antheil an Christo verschafft und der Kaiser dem Priester an der Welt
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und ihm ihren Reichtum und ihre Pracht unterthánig gemacht. Um so
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eifriger umkreist der falsche Priester das Thier und besánftigt es, auf
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.dass es gegen ihn nicht aufstehe, und gewührt ihm Antheil an heiligen
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Dingen und verspricht ihm den Segen Gottes. Und unter Gebeten und
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Segenssprüchen der Priester und Mönche mästet sich das Thier an Hoffart
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und Geiz, an Lüsten und Grausamkeit und am Blutvergiessen, so dass
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es im Heidentum nicht so fett gewesen ist. Die Apostel Constantins, die
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von niemand gesendet werden kónnen, als von seinen Nachfolgern, haben
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erst hinter der Macht sich einen sicheren Stand bereitet... und zieren
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dieselbe mit Schriftstellen und beziehen auf sie die Lehre des Apostels,
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da doch dieser von der heidnischen Macht spricht, als ob er vor dem
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Fürsten geredet hätte, die Christi Glauben angenommen haben...

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Die Magister pflegen zu Gunsten der Macht einige Doktoren anzu-
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führen, aber von denen, die gegen das Schwert sprechen, schweigen sie;
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wie von Origenes, von S. Bernard an Eugenius, und von St. Johannes
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Chrysostomos... Die Worte des Origenes beweisen, dass denjenigen, die
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Christi Blut erkauft hat, das Schwert genommen ist... Seine Worte
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widerstreiten dem Augustiuus, der durch die Schrift das Schwert dem
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Volke zur Wehr gewinnen möchte, das unter Christi Glauben lebt. Und
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ich kann mich nicht genug wundern, dass die Magister und die anderen
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Priester beide Doktoren als grosse Heilige preisen: gross sei Augustin
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und gross der alte Origenes...

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Christus, der Sohn Gottes, und seine Apostel kennen den rechten
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Weg Gottes und zwingen nicht durch Gewalt, ihn zu betreten... Petrus
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hat in Rom den Unglüubigen keinen Zwang angethan, sondern durch Ver.
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kündigung des Wortes Gottes gemahnt, freiwillig sich zur Wahrheit zu
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bekennen. Auch die anderen Apostel, die die h. Kirehe in ihrem Blute
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pflanzten, haben zum Dienste Christi nicht mit Gewalt gezwungen, sondern
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sind von den Unglàubigen von Stadt zur Stadt vertrieben worden...

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Gar arg und gegen allen Glauben ist das, was man bei den Ma-
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gistern und Priestern antrifft, die zu euerer Partei gehüren, und auch
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bei den Priestern der Taboriten, nüámlieh die Herabwürdigung des Sakra-
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mentes des Leibes und des Blutes Christi. Merke, was sie thun; dass
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sie nämlich dieses Sakrament so gemein gemacht, so gemein, wenn man


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