[1] |
|
---|
[2] |
herzige That Gottes unsere Hoffnung erwecke. Denn Gott hat es uus zur
|
---|
[3] |
Stärkung gethan, unser furchtsames Herz zu trósten und zu erfreuen,
|
---|
[4] |
wenn viele Sünden unser Gewissen belasten. Wie ein scheues, unge-
|
---|
[5] |
zähmtes Wild wird unser.Gemüt durch die Last der Sünden geängstigt
|
---|
[6] |
und flieht die wahre Hoffnung auf Gott, da der Teufel, der Feind, uns
|
---|
[7] |
üngstigt... und uns in Verzweiflung stürzen móchte. Aber jene barm-
|
---|
[8] |
herzige That... vernichtet das Werk des Teufels, auf dass die Menschen
|
---|
[9] |
mit Zuversicht zur Gottes Barmherzigkeit Zuflucht haben, nach dem
|
---|
[10] |
Beispiele des Schächers, der, aller guten Thaten bar, nur das Verlangen
|
---|
[11] |
hatte, Christus möge seiner gedenken... Wir müssen beherzigen, dass
|
---|
[12] |
er diesen Schächer, der sich so spät bekehrte, Gnade erwiesen, nicht
|
---|
[13] |
wegen dessen Würdigkeit, sondern vermöge seiner Güte. Er ist nicht
|
---|
[14] |
barmherzig für den, der es durch seine Güte aufwiegen, durch seine
|
---|
[15] |
guten Thaten oder seine Unschuld verdienen könnte, sondern seine Barm-
|
---|
[16] |
herzigkeit ist grösser, da sie nicht dem Reichtum und dem Überflusse
|
---|
[17] |
dessen entspricht, dem sie zu Theil wird...
|
---|
[18] |
Vergeltung wäre keine Barmherzigkeit. Und wenn Gott unsäglich
|
---|
[19] |
barmherzig ist, so zeigt er sich in seiner Barmherzigkeit vorzüglich
|
---|
[20] |
dann, wenn der Mensch so tief gefallen ist,... dass seine Seele an der
|
---|
[21] |
Möglichkeit des Heils verzweifelt... Das hat der barmherzige Heiland
|
---|
[22] |
an dem Schächer gezeigt... Und er hat, was er damals für alle
|
---|
[23] |
Sünder that, auch ihm zugesagt, denn in jener Stunde hat er für alle
|
---|
[24] |
Sünder ihre Schuld getilgt ohne Zwang; auch gab es keinen, der es
|
---|
[25] |
verdient hätte, dass er für ihn hätte also leiden sollen, sondern jeder
|
---|
[26] |
hätte verdient, ein solches Leid zu tragen. Und als er in seiner Noth
|
---|
[27] |
und Pein, für alle die Schuld tilgend, dem Vater seine Unschuld für
|
---|
[28] |
unsere Schuld hingab, da konnte sein liebreiches Herz dem Schächer keine
|
---|
[29] |
andere Antwort geben.... Ebenso hatte er den zwei Blinden gesagt:
|
---|
[30] |
Glaubet ihr, dass ich es thun kann? Er fordert nichts von ihnen, sondern
|
---|
[31] |
fragt nur, ob sie es glauben können; und dies nimmt er an statt alles
|
---|
[32] |
Verdienstes... Und das alles hat er gethan, uus Sündern zum Trost, auf
|
---|
[33] |
dass wir dem Teufel nicht unterliegen. Wenn wir aber auf die Güte
|
---|
[34] |
Gottes blicken, der dem Schàcher gnádig war ohne gute Werke, so sollen
|
---|
[35] |
wir diese weder unterlassen, kleine und grosse, wenn wir sie verrichten
|
---|
[36] |
kónnen, noch dieselben geringschützen, da wir wissen, dass Gott der
|
---|
[37] |
guten Werke wegen weder das Heil gibt, noch verdammt. Wenn sie
|
---|
[38] |
gross und zahlreich sind, so werden sie Gott doch nicht überwinden, dass
|
---|
[39] |
er dafür den Menschen das Heil als gleichsam rechtmässig verdient geben
|
---|
[40] |
müsste, und sind sie nicht vorhanden, so wird deswegen Gottes Barm-
|
---|
[41] |
herzigkeit doch nicht leer werden, dass er deswegen den Menschen nicht
|
---|
[42] |
retten könnte. Und ich sage es ausdrücklich: mögen die Werke noch so
|
---|
[43] |
gross sein, allein genügen sie nicht, dem Menschen das ewige Leben zu
|
---|
[44] |
verdienen, aber durch Gottes Barmherzigkeit und durch die Zugabe der
|
---|
[45] |
Werke wird der Mensch das ewige Leben erlangen; wenn sie aber gar
|
---|
[46] |
nicht vorhanden sind, wenn sie der Mensch nicht vollbringen konnte in
|
---|
[47] |
seiner Ohnmacht und Schwäche oder wegen anderer Ursachen, sofern
|
---|
[48] |
er nur einen guten Willen hat, den wird Gott retten in seiner Güte
|
---|
[49] |
und wegen des guten Willens. Wenn er endlich die Werke versäumt, da
|
---|