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die Gnade mittheilen.!) Von dieser Ansicht ausgehend, erkennt Chel-
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tickÿ, streng genommen, von den kirchlichen Sakramenten nur zwei
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als solche an, während die übrigen sich mit jenem Begriffe nicht
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decken und zu Gebräuchen herabsinken, die indes, von falschen Zu-
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thaten gereinigt, nicht zu tadeln sind. ChelGcky geht vielfach auf
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Ansichten zurück, die in den früheren Jahrhunderten des Mittelalters
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noch galten. So hält er bei der Busse die Beichte für entbehrlich,
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auch könne dieselbe vor einem guten Laien abgelegt werden.?)
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Welcher Art ist aber die Wirksamkeit der Sakramente und an
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welche Bedingungen ist sie geknüpft? Sie vermehren die Gnade Got-
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tes, setzen aber ihr Vorhandensein im Empfänger voraus; ohne die
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Erwählung Gottes, ohne die durch seine Gnade eingeleitete Wieder-
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geburt geht ihr Nutzen verloren. Darum wäre es besser nach Art der
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alten Kirche nur Erwachsene zu taufen, die durch ihre Werke ihren
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Glauben bereits bethätigen können: aber die Kindertaufe verwirft
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darum Chelcicky nicht, wenngleich er fordert, es soll nur Kindern
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frommer Eltern, die selbst den lebendigen Glauben besitzen, dieses
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Sakrament ertheilt werden, ebenso wie er überall auf die Ausschlies-
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sung der Sünder von dem Genusse des Abendmals dringt.
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Gibt es aber nicht auch Bedingungen auf Seiten des die Sakra-
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mente verwaltenden Priesters? Chelcickÿ verweigert den bösen Prie-
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stern überall den Gehorsam, da wo sie das göttliche Gesetz durch
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Menschenerfindung verfälschen ; er räth, die bôsen Priester zu fliehen,
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weil ihr Beispiel verleite, weil ihre Lehre vom Herzen nicht komme
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und zum Herzen nicht dringe, weil ihre Mahnung nicht fähig sei,
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den Sünder zu bekehren, dem Büssenden den rechten Weg zu weisen:
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aber er wagt es doch nicht, hinzuzufügen: weil die Wirksamkeit des
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Sakramentes von der moralischen Qualität des Priesters abhänge,
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weil der böse Priester nicht consekrire.
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Es soll nach apostolischer Einrichtung einen Priesterstand geben.
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Der gute Priester ist derjenige, den Gott erwählt hat. Nur ein guter
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Mensch kann ein guter Priester werden. Darum sollte die Gemeinde,
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der Cheléicky das Wahlrecht vindicirt, nur diejenigen zum Priester-
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stande berufen, bei denen ihren Wandel nach, die Wahl Gottes vor-
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1) In der Replik gegen Biskupec sagt Chelcicky, die taboritische Abendmals-
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lehre entleere die Sakramente. Die Wirkung derselben bestche in der V rmehrung
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des Glaubens und der Liebe; auch werde durch ihren Empfang der Glaube be-
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zeugt. Der Empfang derSakramente dürfe nicht absichtlich vernachlässigt werden.
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?) In der Postille sagt Cheldicky, die Priester des neuen Bundes hätten
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keine grössere Gewalt, als die des alten, welche nur erklärten, der Aussätzige sei
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rein geworden, aber selbst nicht reinigten. Nur Gott allein vergebe die Siinden.
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