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VII

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innerhalb dreier Monate in Olmiitz eintreffen, widrigenfalls sie der Excommunication ver-
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fielen; aber bei der damaligen Cumulirung der Beneficien, wo oft eine und dieselbe Person
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ein Kanonikat in Prag, Olmütz und Breslau besass, war es schwer, dieser Verpflichtung
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nachzukommen, und sie blieb meistens unerfüllL Und wenn der Metropolit einschirfen
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musste, dass jährlich einmal eine Diözesansynode abgehalten werde, auf welcher die von
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seinem Vorgänger Ernst von Pardubitz beschlossenen und von Johann von Jenstein ver-
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mehrten Statuten vorzulesen seien, so beweist dies, dass die Synoden zum grossen Nachtheil
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der Disciplin des Klerus nicht abgehalten wurden. Die Verordnung des Erzbischofes,
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dass ohne Einwilligung des Bischofes kein Tausch der Beneficien stattfinden dürfe, das
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Verboth, für gewisse Functionen keine Gebühr einzuheben, sowie die- strengen Massregeln
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gegen die im Concubinate lebenden Priester zeigen, wie damals die kirchliche Disciplin in
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Mähren gelockert war und die dadurch schwerlich befördert wurde, dass es den Pfarrern
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frei stand, die Einkünfte ihrer Pfründen zu verpachten (z. b. 196. 314. u. s. w.).

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Die gelockerte Disciplin im höheren und niederen Klerus, die beständigen Angriffe
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auf kirchliches Gut und die dadurch nóthigen Auslagen, um dasselbe gegen Gewaltthaten
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jeder Art zu schützen, machten das Amt eines Bischofes von Olmiiiz zu einem sehr
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beschwerlichen. Bischof Nikolaus von Riesenburg, aus Preussen stammend,!) welcher die
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Olmützer Diózese von 1388 an leitete, starb am 6. Juni 1397 auf dem bei Prag gelegenen
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bischoflichen Gute Drewitz; sein Leichnam wurde nach Olmütz überführt und in der Dom-
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kirche begraben (n. 400.) Das Kapitel, welches seit Altersher das Wahlrecht besass,
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wünschte, dass eines seiner Mitglieder den Bischofsstuhl einnehme und dass nicht, wie im
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J. 1388, ein Nichtdiózesan zum Bischofe ernannt werde. Wohl mochte das Kapitel von dem
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Vorhaben König Wenzeis, falls der Olmützer Stuhl erledigt würde, auf denselben den
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Bischof von Leubus, den ehemaligen Probst von Zderaz, Johann Mráz,?) zu erheben,
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Nachricht erhalten haben; deshalb beeilte es sich mit der Wahl und erwühlte den Olmützer
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Domherrn Ladislav (abgekürzt Lacek.) aus dem angesehenen Herrengeschlechte von Kravai
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zum Bischofe, und notificirte diese Wahl dem Kónige. Aber die Antwort des Kônigs klang
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scharf abweisend; es sei sein Wille, dass niemand Anderer, als sein vertrauter Rath, der
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Bischof von Leubus, den Olmützer Stuhl besteige und diesem zu Gefallen sei er bereit dazu
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behilflich zu sein, dass das Bisthum wieder in seinen alten glünzenden Stand zurückkehre;
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deshalb wünsche der Konig, dass das Kapitel die Wahl widerrufe und den vom Kónige

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!) Die Ansicht, dass Bischof Nikolaus der bóhmischen Familie der Riesenburge entstamme, wird
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wohl nicht länger zu halten sein, Ich habe die Nachrichten über die Riesenburge in jener Zeit eingehend
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durehforscht und keinen Nikolaus finden können. Deshalb wird die Angabe des Olmützer Codex, dass
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Bischof Nikolaus aus Preussen stamme, um so massgebender sein müssen, als in n. 346 ein Schwager des
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Bischofes, Simon Grimm, angeführt wird, welcher offenbar keiner adeligen Familie angehórte und von dem
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daher schwerlich vorausgesetzt werden kann, dass er die Tochter einer alten Herrenfamilie zur Frau
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erhalten hätte.

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2) Bischof Johann stammte aus Sko&itz in Böhmen und gehörte wahrscheinlich einer Zemanen-

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familie an (n. 535.).


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