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Grünzvertrag statt fand; es scheint aber mit dem
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Worte zugleich der Begriff der Feier verbun-
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den zu sein; denn uroczysły bedeutet im pohln.
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feierlich, während wroczysko und wroczyszcze
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den Grünzstein bedeutet. Zweifelsohne wird
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damit auf die Feierlichkeiten hingedeutet, unter
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welchen die Begehung der Gränzen und das
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Setzen der Gränzzeichen vorgenommen wurde.
[10]
Weil aber die Gränzverträge vor Gerichtsper-
[11]
sonen und Zeugen geschlossen wurde, welche
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den Parteien zur Vornahme derselben den rok

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d. i. den Termin festsetzten, so liegt dié Ver- :

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muthung nahe, dass das bóhm. úročiště sachlich
[16]
gleich sei dem deutschen ,mahlstein*; denu das
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altd. mahal und das mitteld. mál. bedeuten: Ge-
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richt, malstatt == Gerichtsstiitte, also úročiště in
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dem Sinne als Ort, wo der Vertrag vor den
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Gerichtspersonen abgeschlossen wurde, während
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das dem mál verwandte goth. měl: terminus
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und signum bedeutend, dem Sinne nach gleich
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ist dem böhm. (rok (terminus) und úročištč
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(mahlstein). Im jetzigen böhmisch hat úročiště
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nicht mehr die Bedeutung von Gränzstein, der
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jetzt allgemein mit meznik bezeichnet wird.
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Vergl. hranice, meze, kopec, sádek. (Ueber
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die Bedeutung von mal als Grünzzeichen siehe
[29]
Grimm R. A. 545 und mahal, mél ibid. 746.)

[30]
Wéelniíci nom. plur. von véelník, dieses hergeleitet
[31]
von véela, apis, die Biene, daher véelníci apiarii,
[32]
(Bienenziichter: et apiariis dictis wecelnici*
[33]
(C. D. I. 349.)

[34]
Vino (altes partcp. pret. pass.
[35]
binden
[36]
Frau, welches, wenn sie bei ihrer Verheirathung
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Brüder hatte, in Mobilien bestand. In die lie-

[38]
von viti winden,

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genden Gründe theilten sich die Brüder,
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hatten aber die Verpflichtung, für den Unter-

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halt und die Mitgift der Schwestern Sorge zu
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tragen. :
[43]
|Wiselec (wiselch, wizelche II. 203. IIL 272, 348)
[44]
/ hergeleitet von viseti, hängen, pendere, in der
[45]
Bedeutung suspensus oder suspendendus
[46]
Strafe des Galgens. .
[47]
Viádyka. Die ursprüngliche Bedeutung dieses
[48]
Wortes ist: pater familias das Haupt der Fa-

[49]

[50]

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Angebinde) ist das (Heiratsgut der-|-

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[53]
milie, der Hausvater. Als Adelsrang bedeutet
[54]
es die Adeligen‘zweiten Ranges, welche in den
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lateinischen Urkunden durch milites bezeichnet
[56]
werden , withrend' nobilis den ersten Adelsrang
[57]
den späteren Herrenstand (stav panský) be-
[58]
deutet. Die milites primi et secundi ordinis
[59]
werden bei Cosmas einigemal erwühnt. Die sta-
[60]
tuta Ottonis erwühnen diesen Unterschied gleich-
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falls: ,omnes hereditates, quas viri nobiles tam
[62]
majores quam minoves.* Im XIV. Jahrh. be-
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deutet aobilis den Herrnstand, wührend vlédyka
[64]
den Ritterstand bedeutet: ,secus tamen de No-
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bilibus aut Bladiconibus decernimus." (C.
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D. VIL 141); si autem aliqui Bladicones,
[67]
seu persone Militares et Nobiles* (ibid. 142);
[68]
- , Wladicones, seu persone militares, ef no-

[69]
. ;iles* (ibid. 145).
[70]
Viez, ,omnem exactionem sive inquietationem,
[71]
^' venditionem narok, zwod, Hlewam, wrez ...
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C. D. I 124); sint et pauperes ab eo,
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quod dicitur wrez ... liberi et absoluti;* (Erb.
[74]
Reg. pag. 396). Die statuta Ottonis bestimmen:
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quis citatus fuerit et obtinuerit jus suum in ju-
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dicio, neque wrez neque pohonze sed solum-
[77]
modo denarios duos persolvat, quod pomocne
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vulgariter appellatur" (C. D. IL. 211. 327). Die
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Erklärung, welche Erben gibt, siehe seine Reg.
[80]
pag. 811. Jireček. (Slov. pr. IL 227.) erklürt
[81]
vrez als die allgemeine Verpflichtung zur Ver-
[82]
küstigung des Gerichtsboten, wenn er die Cita-
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tionen an die Vorzuladenden austrug. Nach den
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atatutis Ottonis ist aber viez eine Geldabgabe,
[85]
welche der Geklagte, wean er den Process
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gewann, eben so wenig zu erlegen breuchte
[87]
als das póhonne. Da das Wort herzuleiten ist
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von Fezati, vezati = sehneiden, so weisen wir
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vorlüufig auf die Analogie mit néïez (vid. dieses)
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als jene Verpflichtung, nach welcher bestimmte
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| Thiere in die königl. Küche abgeliefert werden
[92]
- mussten, Und dieser Umstand, der Begriff der
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Alimentation, welche mit der Wurzel řez ver-
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bunden wird, führt uns auf die Vermuthung,
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dass der vřez jene Geldabgabe war, welche
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dem Gerichtsboten als Reluirung für seine Ver-
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köstigung gezahlt werden musste. Die Ku. Rożm-

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