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gung erwirkte, »daß anläßlich der Verhandlungen wegen Über-
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gabe des St. Wenzelsarchives an die Landesvertretung dieses
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Archiv behufs Perlustrierung der Archivsurkunden vorläufig
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in die Obhut der Statthalterei und des Landesausschusses über-
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nommen werde«. Zu jener Perlustrierung, welche am 5. Juni
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1884 stattfand, wurde der Professor der Österreichischen Ge-
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schichte der Prager Universität Wenzel Wladiwoj Tomek be-
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hufs allfälliger Wahrung der Regierungsinteressen zugezogen.
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Was die Modalitäten der Übergabe betrifft, wurde bestimmt,
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daß das Wenzelsarchiv »eine besondere unter einem eigenen
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Verschlusse befindliche Abteilung des Landesarchivs« zu bilden
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habe. Die Landesvertretung übernahm die Verpflichtung, für
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die sichere Aufbewahrung und ungeschmählerte Erhaltung die-
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ses Archivs stets angemessene Sorge zu tragen, Als künftiger
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Aufbewahrungsort des Wenzelsarchives wurde von dem böhmi-
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schen Landesausschusse eine Lokalität des Landesarchivs in
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dem am Kleinseitner Ring in Prag gelegenen, dem Lande gehö-
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rigen Hause N. C. 259/III. bestimmt, welche unter Heranziehung
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eines technischen Sachverständigen Kkommissionell besichtigt
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und zur sicheren Aufbewahrung des St, Wenzelsarchives als
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vollkommen geeignet befunden worden war. Hierauf genehmigte
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am 15. Juli 1884 Kaiser Franz Josef I. die Übergabe des St.
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Wenzelsarchives an die Landesvertretung des Königreiches Böh-
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men unter den in dem Kommissionsprotokoll vom 13. Juni 1884
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enthaltenen mit dem böhmischen Landesausschusse vereinbar-
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ten Modalitäten. Am 16. September 1884 erfolgte dann die defi-
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nitive Übergabe des St. Wenzelsarchivs an den Landesausschuß,
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beziehungsweise die Landesvertretung des Königreiches Böh-
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men, wobei die Schlüssel des Archivs allein dem Landesaus-
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schusse übergeben wurden. In dem neuen Heim des böhmischen
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Landesarchivs in den Souterrainlokalitäten des prächtigen Mu-
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sealpalastes auf dem Wenzelsplatze wurden dann für die Urkun-
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den des St. Wenzelsarchivs neue Schränke mit gut verschließ-
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baren Holzschachteln angeschafft, die Urkunden in neue Um-
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schläge gegeben und die einzelnen Umschläge mit den Regesten
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des Palackyschen Inventars vom Jahre 1838 versehen.

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Erst der staatliche Umsturz des Jahres 1918 sollte einen
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entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte des böhmischen
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Kronarchivs bedeuten. Dieser ermöglichte eine vollständige Re-
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stitution der von Rosenthal nach Wien entführten Bestände
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dieses Archivs und bot zugleich die Gelegenheit, an eine Durch-
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forschung dieses Archivs vom archivwissenschaftlichen Stand-
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punkte zu schreiten. Zur eigentlichen Übergabe der von dem
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geheimen Hausarchivar Rosenthal im Jahre 1750 aus dem böh-
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mischen Kronarchiv nach Wien überführten Urkunden wie auch
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der anderen Urkunden des böhmischen Repertoriums des Wie-


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