EN | ES |

Facsimile Lines

268


< Page >

[1]
383
[2]
verzeichnet. Im Breslauer Ratsarchiv ist also zweifellos jenes
[3]
»Zusatzkopialbuch« entstanden, Wir kónnen deshalb mit Fug
[4]
und Recht unser Kopialbuch in der Gestalt, in der es uns vor-
[5]
liegt, als das Breslauer Kopialbuch des bóhmischen Kron-
[6]
archivs bezeichnen. Die Notiz ist demnach nicht nur von Be-
[7]
deutung für die Erkenntnis der Entstehung unseres Kopial-
[8]
buches, sondern ganz besonders auch für die Geschichte des
[9]
bóhmischen Kronarchivs und seiner Bestánde. Es kann kein
[10]
Zweifel darüber bestehen, daf) dieses in seiner Günze oder we-
[11]
nigstens ein Teil desselben sich im Breslauer Rathause in Ver-
[12]
wahrung befunden hat. Leider sind wir nicht in der Lage mit
[13]
Bestimmtheit sagen zu kónnen, wann dies der Fall war. Viel-
[14]
leicht ist das bóhmische Staatsarchiv in die »altera sedes reg-
[15]
ni«, wie Breslau in der Zeit Sigismunds bezeichnet wird, zur
[16]
Zeit der Hussitenstürme geschafft worden. Die Tatsache, daß
[17]
Urkunden des bóhmischen Kronarchives zu einer gewissen Zeit
[18]
im Breslauer Ratsarchiv lagen, wird auch durch den Umstand
[19]
erhärtet, daß sich noch gegenwärtig im Breslauer Ratsarchive
[20]
eine Urkunde befindet, welche hier nur aus jener Zeit des Zu-
[21]
sammenseins von Kron- und Ratsarchiv zurückgeblieben sein
[22]
kann. Es ist dies eine von König Karl von Ungarn für König
[23]
Johann von Böhmen betreffs der Verzichtbriefe auf Polen am
[24]
19. November 1335 auf Wysegrad in Ungarn ausgestellte
[25]
Urkunde. Der Codex Ms a 27 der Nostitzschen Bibliothek in
[26]
Prag, aus dem bereits Dobner und Pelzel zahlreiche Urkunden
[27]
abgedruckt haben, zeigt dieselbe Anordnung der Urkunden wie
[28]
der Raudnitzer Codex, nur daß der Raudnitzer Codex weit voll-
[29]
ständiger ist. Der Nostitzsche zeigt nämlich zahlreiche Aus-
[30]
lassungen, die dadurch entstanden sind, daß der Abschreiber
[31]
ganze Partien der Vorlage überschlagen hat. Auch die Hand-
[32]
schrift des preußischen Staatsarchives in Breslau (Rep. 135,
[33]
Sign. D 322) reicht nicht an den Raudnitzer Codex heran,
[34]
auch sie hat, mit diesem verglichen, ein bedeutendes Minus
[35]
aufzuweisen, Verschollen ist weiterhin die von J. P. Ludewig
[36]
1715 in Nürnberg aufgefundene Handschrift, aus der er in
[37]
dem V. Bande seiner »Reliquiae manuscriptorum« zahlreiche
[38]
Urkunden des bóhmischen Kronarchivs abgedruckt hat. Die
[39]
dürftigste Handschrift des sog. Breslauer Kopialbuches ist die
[40]
um 1500 geschriebene Papierhandschrift A 3 (früher 28) des
[41]
Stadtarchivs zu Breslau; hier erreichen die Auslassungen das
[42]
hoóchste MaB. Ein besonderes Kopialbuch schlesischer Urkun- .
[43]
den des bóhmischen Kronarchivs wird durch die Handschrift
[44]
A. 4 (709) des Breslauer Stadtarchives repraesentiert; auf de-
[45]
ren alten Pergamentdeckeln lesen wir folgende Aufschrift:
[46]
»Liber annalium devolutionis Slesie ad regnum et coronam Bo-
[47]
hemie libere facte variorumque ordinationum ab anno domini


Text viewFacsimile