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Burghardt, Burggrafen in Magdeburg, und Albrecht von Puch- .
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heim Kaiser Karl IV. Auch König Heinrich der Kärntner hat
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eine Reihe von Kopien, Konzepten und Originalurkunden, die
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sich damals offenbar in der Königskanzlei befanden, mit sich
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nach Tirol genommen.

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II. 6. Auch unter den Luxemburgern wurden die Urkunden,
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welche die Rechtstitel der bóhmischen Kónige und der Krone
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Bóhmen betrafen, im Schatze des bóhmischen Reichs verwahrt.
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In einer Note, die sich in einem Kopialbuche des bóhmischen
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. Kronarchivs, dessen älteste Vorlage aus der Zeit Karl IV.
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stammt, vorfindet, wird bemerkt, daß die »litterae antiquorum
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imperatorum et regum Romanorum super libertatibus, iuribus
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et honoribus regum et regni Boemiae .... iacent in thesauro
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regni penes litteras alias imperatorum et regum.« Auch jetzt
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bleibt die Sakristei der Prager Kirche der Aufbewahrungsort
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des böhmischen Kronschatzes,

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II. 7. Der Veitsdom war die Aufbewahrungsstätte des böh-
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mischen Kronschatzes, weil in dieser Kathedrale der Leichnam
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des heiligen Wenzel, das kostbarste Palladium des böhmischen
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Staates, ruhte. Es ist ein Zug der mittelalterlichen Welt- und
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Rechtsanschauung überhaupt, die Staatsgewalt wie den Staats-
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begriff durch Personen wie auch Sachen verkörpern zu lassen.
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Zweifellos hat in Böhmen das Premyslidenhaus den Wenzelskult
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gefördert und da es ununterbrochen bei der Herrschaft blieb,
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ist hier dieser Kult auch zu einer weitergehenden Entwickelung
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gelangt. Unter EinfluB der ständischen staatsrechtlichen An-
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schauungen dient schon zu Beginn des XIII. Jahrhundertes die
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Person des heiligen Wenzel zur Personifikation der »terra« des.
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bóhmischen Staates. Das »sigillum sancti Wenceslai« ist iden-
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tisch mit dem »sigillum terrae«. Die Bezeichnung St. Wenzels-
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Archiv für das bóhmische Kronarchiv ist, wenn wir sie auch
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nur für die allerspäteste Zeit belegen können, wohl eine äußerst
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zu treffende Bezeichnung, namentlich was den ursprünglichen
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Aufbewahrungsort dieses Archivs anbelangt.

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II. 8. Wie innig der »thesaurus regni« mit der St, Wenzels-
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reliquie verquickt war, ergibt am deutlichsten der Umstand, daß
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Karl IV. bezüglich der neuen böhmischen Königskrone, die er
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im Jahre 1346 noch als königlicher Prinz anfertigen ließ, die
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Verfügung traf, daß diese ständig auf dem Haupte des heiligen
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Wenzel zu ruhen hätte. Dem entsprechend hat Karl IV. die
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Wenzelskapelle des Veitsdomes mit dem Grabe des heiligen.
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Wenzel nicht nur in der erlesensten Weise ausschmücken, son--
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dern auch für die Zwecke der Aufbewahrung des böhmischen
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Staatsschatzes besonders einrichten lassen. Vor allem war es
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jenes neben der Wenzelskapelle befindliche Gewölbe, das über
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der prachtvollen großen Pforte und Halle der Südseite liegt und.


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