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zu wünschen, dass in Prag.als der Hauptstadt Böhmens, ein eigenes Provinz- oder National-Archiv
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mit Ernennung eines eigenen Archivarius errichtet würde, worin alle die Provinz Böhmen betreffenden
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Diplome und Urkunden, die in Hinsicht auf die heimische Geschichte und Alterthümer, Diplomatik und
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Genealogie, Heraldik und Sprache (Posselt war Deutschböhme, zu Kratzau geboren!) merkwürdig seien,
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und die sich theils in der hiesigen k. k. Bibliothek, und als zum Central-Archiv in Wien nicht geeignet,
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dahin abgegeben werden mögen theils in den Händen von Privatpersonen, die sich derselben aus Patriotismus
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ent&ussern wollten, befinden, niedergelegt und aufbewahret würden, ... damit alle vaterländischen Staats- und
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Rechtsgelehrten, Geschichtsforscher und Diplomatiker, Heraldiker, Genealogisten und Sprachforscher aus diesen
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Quellen schópfen kónnten,< Diese so reichsscheu abgesteckte Griindung eines nur dem engherzigsten Landes-
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sonderthume schmeichelnden Centralarchives der Provinz Bóhmen<, stellte Bibliothekar Posselt derart der beab-
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sichtigten Schaffung eines allgemeinen und alle Reichsacten vereinigenden Centralarchives Gesammt-
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österreichs entgegen. Graf Kolowrat griff Posselts Vorschlug zwar wärmstens auf und leitete ihn nach
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Oben; die einzig wissenschaftlich gerechtfertigte Reichsarchividee aber war die gewaltigere, sie siegte. Mittels
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Präsidialschreibens vom 12. November 1811, Z. 9217, schon musste Graf Kolow rat neuerlich
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die Absendung der hohenorts gewiinschten Urkundenverzeichnisse bei der Prager Bibliothek urgieren und sodann
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am 9. December 1811, Z. 10265, die unmittelbare Absendung der von Wien ausgewählten Diplome beauf-
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tragen. Die Verschickung der Urkunden selbst gieng am 28. und 29. December 1811 in zwei
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grossen wohlverwahrten Kisten vor sich; mit gemischtem Gefühle hatte Bibliothekar Posselt das von letz-
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terem Tage datierte Begleitschreiben und die zugehórigen Specifieationen unterzeichnet. Vom 1. September 1812
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lautete die von Wien zurück gelangende Empfangsbestitigung des Kaiserl. Geheimen Staats-Hof- und Haus-
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archives (gezeichnet Joseph Freiherr von Hormayr, Hofrath und des geheimen Archives Director).

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774 Urkunden waren dergestalt dem Centralarchive laut der Hormayrschen Quittung aus Bóhmens
[24]
Exklóstern zugewachsen. Im Ganzen aber dürfte das Hausarchiv weit mehr, nach diesen Aufzeichnungen
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allein 862, Diplome provinciell böhmischen Ursprunges besitzen, Die gegenwärtige Arbeit zeigt bei den ein-
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schlägigen Regesten die in der Consignation vom 29. December 1811 als nach Wien abgegeben bezeichneten
[27]
Stücke mit einem Sternchen *, die auf anderem Wege angeblich in das Staatsarchiv gelangten Acten aber mit einge-
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klammerten Sternchen (*) vermerkt. In summarischer Zusammenstellung ergeben sich als nach Wien abgeliefert:

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A) Aus den Augustinerstiften:

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1. Aus Forbes 11 Diplome aus den Jahren 1339—1749
[31]
2. » Prag-Karlshof 37 » » » » 1293—1760
[32]
3. » Prag-Zderass 74 » » » > 1216—1499
[33]
4. , Wittingan 20 » > » » 1367—1784
[34]
5. » Aug.-Cyriaci in Prag 7 » » » » 1343—1649
[35]
6. » St. Catharina in Prag 2 » » » » 1609 und 1612
[36]
7. » St. Wenzel in Prag 6 » > » » 1623—1739

[37]
B) Aus dem Augustinerinnenkloster:
[38]
8. Aus Brüx 13 Diplome aus den Jahren 1283—1629

[39]
C) Aus den Benedictinerstiften:

[40]
9. Aus St. Johann u. d. Felsen 15 Diplome aus den Jahren 1310—1773

[41]
10. > Kladrau 39 > » » » 1115—1783
[42]
11. » St. Nicolaus in Prag 41 > > » » 1846—1761
[43]
12. > Sazau 2 » » » » 1436 und 1437

[44]
D) Aus den Benedictinerinnenstiften:
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13. Aus St. Georg in Prag 60 Diplome aus den Jahren 1145—1754
[46]
14. » Hlg. Geist in Prag 8 , » > » 1347—1589


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