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[1]
XXVII

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Es ist von grosser Bedeutung, dass auch der Reim 2892 nekluda:
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luda gegen die č-Reime 2912, 3210 die alte Form konserviert. Ver-
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gleicht man weiter 855 bez luty: proczity (1194 proczyuty), 1288 wierzyu:
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mwerzy und die zahlreichen Fálle, in welchen die KL zwei auf w zu-
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rückgehende ? im Reime bindet: 1218 ciesaf? vok.: sváři 1. sg. praes.,
[7]
189 s matefí: dcefí instr., 33 v zboží: 8 ruoží, und die selteneren Fille
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des Reimes eines ursprünglichen ? mit umgelautetem oder zweier ur-
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sprünglichen à: 4 králi instr. pl.; vzdáli, 1423 řečí: v dieči, 2449, 2393
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lítý: skříty, so ergibt sich eine Fülle von Kombinationen wie in nicht
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vielen . Texten.!)

[12]
Auf älteren Sprachgebrauch der Vorlage weisen noch folgende
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Reime: 185 rady: v ohledy, 621 ohledáš: žádáš, 2332 svaté: kleté, 331
[14]
s tebi: sirobu (gegen 1193, 3030 sobi: dobu, 1388 s tobi: dobu).

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Ein weiteres Kriterium des hóheren Alters der KL bieten Von-
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dráks Beobachtungen über die gen. sg. auf a und v im Ac. LF 12
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(1885), 253 ff., auf Grund derer er die Legende in die erste Hälfte des
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14, Jhs. versetzt, In der KL stehen 71 Fälle auf a (darunter 50 im
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Reime) 41 Fällen auf u (25 im Reime) gegenüber. 8 Reimpaaren auf
[20]
a steht eines auf u gegenüber. Auf die Mitte des 14. Jhs, datiert
[21]
Vondrák die KL LF 13, 49 auf Grund der 7 vorfindlichen Verba 1. sg.
[22]
praes, auf m (darunter dreier im Reim) gegen mehr als 50 auf 7.
[23]
Die KL ist demnach in einer Zeit entstanden, in der Formen wie haniem
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aufzutauchen begannen.?)

[25]
17. Bezüglich der weichen u-Silben ist eine zweifache Auffassung
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möglich. Entweder sind diese zahlreichen Fälle Ueberreste des älteren
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Sprachzustandes, die mit den anderen angeführten Indizien die Vorlage
[28]
der KL etwa in die Mitte des 14. Jhs. hinaufschieben, oder sie ent-
[29]
springen einem dialektischen Einfluss. Konsequent durchgeführt ist der
[30]
Umlaut zu ? bekanntlich nur im engeren Cechisch (in Böhmen), die öst-
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lichen Dialekte (Mähren) haben v beibehalten. Gebauer unterscheidet
[32]
im Aufsatz Ueber die weichen a-, o-, u-Silben im Altbóhmischen,"
[33]
Wiener SB 93 (1879), S. 345 direkt einen i-Dialekt (dusi, in Böhmen)
[34]
und einen u-Dialekt (dużu, in Mihren, Schlesien und der Slowakei).

[35]
Da in der KL u- und i-Formen eigentiimlich gemischt sind, die
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i-Formen aber als Mehrheit erscheinen, so ist anzunehmen, dass die in
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der (westéechischen) Vorlage der Hs 555 noch vorhandenen w-Silben
[38]
durch Einfluss des máhrischen Abschreibers eine Vermehrüng gefunden
[39]
haben an solchen Stellen, wo die Vorlage nicht mehr v zeigte (vgl. die
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Stelle 2891 ££). Flajshans nimmt in der Abhandlung Boj o rukopisy
[41]
ĆĆM. 1896, 199 das Gegenteil an: że opisovać Cech znämky moravujici
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stiral"*); doch widerspricht dieser Ansicht der Umstand, dass sich noch

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[44]

[45]
1) Zu verweisen ist noch auf den nicht mehr streng als Reim
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aufzufassenden Fall 1279 slíbila: zalubila und auf 371 učinila: nevinula.

[47]
2) Verwiesen sei noch auf Vondráks Statistiken der Lokalendungen
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č, u Arch. 9, 627 und auf Smetánkas Uebersichten über die En-
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dungen der Adverbia o, & LF 22, 91.

[50]
3) Denselben Standpunkt hat Flajshans bezüglich des Million,
[51]
vgl. Präseks Ausgabe (1902) S. 19; dazu Šimek im Sbořník filolog. I
[52]
(1910), 33 und 36.


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