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als private Andachtstätte der Stifters zum prächtigsten und berühmtesten
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Repräsentationsbau ihrer Zeit wurde, Von den fünf Kapellen der Burg
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waren die Kreuzkapelle, in der nur Erzbischöfe und Bischöfe das Mess-
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opfer darbringen durften, und die Katharinenkapelle, die den Andachts-
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übungen des Kaiser besonders vorbehalten war, nicht so sehr durch
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architektonische Verhältnisse als durch eine verschwenderische Edelstein-
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pracht, durch kostbare Wand- und Tafelmalereien ausgezeichnet. Be-
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sonders die Katharinenkapelle hat die Kunst „durch alle ihr zu Gebote
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stehenden Mittel und die Verwendung ungewöhnlich kostbaren Materials
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zu einem in wertvoller Fassung erstrahlenden Kunststücke" gemacht.
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„Reicher Farbenschmuck hebt die Glieder der vergoldeten Rippen in
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den beiden Kreuzgewólbejochen, an deren Schlusssteinen auf Silber-
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blech Rosetten aus eingesetzten Edelsteinen prangen; die Mitte des
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einen zeigt einen von Amethyst-, Karneol- und Chrysoprasstücken um-
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gebenen Topas, die andere einen feingeschnittenen Chalcedon mit
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einem ausdrucksvollen Engelskopfe. Der birnkópfige Vorsprung des
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Rippenprofiles ist vergoldet, die Auskehlung mit goldenen Sternen
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auf blauem Grunde besetzt und das beide verbindende Mittelglied hell-
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rot bemalt; den farbenprächtigen Eindruck des Kapellenraumes erhöht
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sowohl der Goldgrund der Kappen, von welchem Sterne, Kreuze und
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vierblättrige Rosetten sich abheben, als auch die Edelsteinverkleidung
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der Wände, in deren vergoldetem Gipsgrunde glänzend polierte Pracht-
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exemplare von Jaspis, Karneol, Amethyst u. dgl. — im ganzen 1132
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Stücke — erstrahlen. Selbst der vortretende Rand der Altartischplatte
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war einst mit Edelsteinen auf vergoldetem Gipsgrunde geziert, um welche
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je acht, heute fehlende kleinere Steine eingesetzt waren” (Neuwirth 43f.).
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Eine ähnliche Edelsteinpracht zeigt die Kreuzkapelle. „Wenn auf
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den Stacheln des eisernen, einst vergoldeten Gestelles, das am Wand-
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sockel hinläuft, die 1330 Kerzen brannten, wenn die vom Gitter abge-
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schlossene Hälfte durch ihre Krystallaternen erhellt wurde und der
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Glanz sich in den 2392 geschliffenen Steinen der Wandverkleidung
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spiegelte, wenn bei solcher Lichtflut von den Gewölbekappen der blaue
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Himmel mit Sonne, Mond und goldunterlegten Krystallsternen herab-
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leuchtete, ebensolche Sterne aus den Fensternischen und aus dem ver-
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£oldeten Bleinetz der Masswerkfenster die kleinen kreuzfórmig einge-
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setzten Edelsteine niederstrahlten, und wenn inmitten dieser Herrlich-
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keit von Altar und Wánden die ehrwürdigen heiligen Gestalten in der
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Frische ihrer Farben herabgrüssten, so muss das ein Anblick von über-
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wältigender Wirkung gewesen sein“ (Lambel 113, vgl. Neuwirth 65).
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An Wandbildern zeigte die Katharinenkapelle neben anderen eine
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Madonna mit dem Kinde zwischen Karl IV. und seiner dritten Ge-
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mahlin in der blau mit goldenen Sternen ausgestattenen Nische ober-
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halb des Altars, das Kreuzigungsbild vorn am Altartisch und auf der
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Epistelseite die jungfräulich zarte, feingebildete Gestalt der gekrónten
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heiligen Katharina mit dem Rade und dem Schwerte (vgl. Neuwirth,
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S. 44 f. und die Tafeln XIII 2 Katharina, XIV—XVI). Eine heil. Katha-
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rina mit dem Rade findet sich auch auf den Tafelbildern in den Fenster-
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nischen der Kreuzkapelle (Tafeln XXXIV, XXXV ).
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