EN | ES |

Facsimile Lines

1153


< Page >

[1]
XX

[2]
als private Andachtstätte der Stifters zum prächtigsten und berühmtesten
[3]
Repräsentationsbau ihrer Zeit wurde, Von den fünf Kapellen der Burg
[4]
waren die Kreuzkapelle, in der nur Erzbischöfe und Bischöfe das Mess-
[5]
opfer darbringen durften, und die Katharinenkapelle, die den Andachts-
[6]
übungen des Kaiser besonders vorbehalten war, nicht so sehr durch
[7]
architektonische Verhältnisse als durch eine verschwenderische Edelstein-
[8]
pracht, durch kostbare Wand- und Tafelmalereien ausgezeichnet. Be-
[9]
sonders die Katharinenkapelle hat die Kunst durch alle ihr zu Gebote
[10]
stehenden Mittel und die Verwendung ungewöhnlich kostbaren Materials
[11]
zu einem in wertvoller Fassung erstrahlenden Kunststücke" gemacht.
[12]
Reicher Farbenschmuck hebt die Glieder der vergoldeten Rippen in
[13]
den beiden Kreuzgewólbejochen, an deren Schlusssteinen auf Silber-
[14]
blech Rosetten aus eingesetzten Edelsteinen prangen; die Mitte des
[15]
einen zeigt einen von Amethyst-, Karneol- und Chrysoprasstücken um-
[16]
gebenen Topas, die andere einen feingeschnittenen Chalcedon mit
[17]
einem ausdrucksvollen Engelskopfe. Der birnkópfige Vorsprung des
[18]
Rippenprofiles ist vergoldet, die Auskehlung mit goldenen Sternen
[19]
auf blauem Grunde besetzt und das beide verbindende Mittelglied hell-
[20]
rot bemalt; den farbenprächtigen Eindruck des Kapellenraumes erhöht
[21]
sowohl der Goldgrund der Kappen, von welchem Sterne, Kreuze und
[22]
vierblättrige Rosetten sich abheben, als auch die Edelsteinverkleidung
[23]
der Wände, in deren vergoldetem Gipsgrunde glänzend polierte Pracht-
[24]
exemplare von Jaspis, Karneol, Amethyst u. dgl. im ganzen 1132
[25]
Stücke erstrahlen. Selbst der vortretende Rand der Altartischplatte
[26]
war einst mit Edelsteinen auf vergoldetem Gipsgrunde geziert, um welche
[27]
je acht, heute fehlende kleinere Steine eingesetzt waren (Neuwirth 43f.).

[28]
Eine ähnliche Edelsteinpracht zeigt die Kreuzkapelle. Wenn auf
[29]
den Stacheln des eisernen, einst vergoldeten Gestelles, das am Wand-
[30]
sockel hinläuft, die 1330 Kerzen brannten, wenn die vom Gitter abge-
[31]
schlossene Hälfte durch ihre Krystallaternen erhellt wurde und der
[32]
Glanz sich in den 2392 geschliffenen Steinen der Wandverkleidung
[33]
spiegelte, wenn bei solcher Lichtflut von den Gewölbekappen der blaue
[34]
Himmel mit Sonne, Mond und goldunterlegten Krystallsternen herab-
[35]
leuchtete, ebensolche Sterne aus den Fensternischen und aus dem ver-
[36]
£oldeten Bleinetz der Masswerkfenster die kleinen kreuzfórmig einge-
[37]
setzten Edelsteine niederstrahlten, und wenn inmitten dieser Herrlich-
[38]
keit von Altar und Wánden die ehrwürdigen heiligen Gestalten in der
[39]
Frische ihrer Farben herabgrüssten, so muss das ein Anblick von über-
[40]
wältigender Wirkung gewesen sein (Lambel 113, vgl. Neuwirth 65).

[41]
An Wandbildern zeigte die Katharinenkapelle neben anderen eine
[42]
Madonna mit dem Kinde zwischen Karl IV. und seiner dritten Ge-
[43]
mahlin in der blau mit goldenen Sternen ausgestattenen Nische ober-
[44]
halb des Altars, das Kreuzigungsbild vorn am Altartisch und auf der
[45]
Epistelseite die jungfräulich zarte, feingebildete Gestalt der gekrónten
[46]
heiligen Katharina mit dem Rade und dem Schwerte (vgl. Neuwirth,
[47]
S. 44 f. und die Tafeln XIII 2 Katharina, XIV—XVI). Eine heil. Katha-
[48]
rina mit dem Rade findet sich auch auf den Tafelbildern in den Fenster-

[49]
nischen der Kreuzkapelle (Tafeln XXXIV, XXXV ).


Text viewFacsimile