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sondern, dass du es gewesen bist. Und ich weiss noch heute nicht, warum
du es gethan, ich glaube, drei Jahre sind seitdem verflossen. Damals
bist du mit dem Priester Lukas in Vodňan gewesen und da habt ihr
um mich geschickt. Und als ihr da auf dem Teichdamme sasset, da fragtet
ihr, was die Leute von euerer Ábendmalslehre sprüchen. Ich antwortete,
die einen sagten, sie wire gut, die anderen — schlecht. Du aber meintest,
nie wärest du gegen die rechte Lehre aufgetreten, sondern hättest nur
getrachtet, von dem Sakramente dasjenige fernzuhalten, was die Menschen
fälschlich hinzugefügt. Darüber wurde manches gesagt, und was du sagtest,
gefiel mir. Später nach langer Zeit hast du abermals zu mir gesandt,
ich möchte zu euch kommen. Und wieder‘ hast du in ähnlicher Weise
viel geredet: du weisst, bei wem und mit wem. Was ihr geredet, hat
mir gefallen; und ich bat, ehr möchtet es aufschreiben, jedoch nicht in
der Absicht, um es gegen dich zu wenden... Ich habe mich daran nicht
gestossen, bevor ich nicht noch andere deine Schriften erhalten... Und diese
habe ich nicht von dir gefordert, sondern eine gabst du uns, als du zu
uns kamst, von freien Stücken, und andere, von deiner Hand geschrieben,
gaben mir andere, die gleichsam deine Hausgenossen sind... Als ich
aber in diesen Schriften anderes las, als du früher bekannt hattest, da
glaubte ich ein Recht zu besitzen, es zu sagen...
Kap. 9. Brüder Priester! seit langer Zeit (z dávna) hielt ich Freund-
schaft mit euch und stimmte mit euch überein in vielen Stücken unseres
Glaubens, aber keineswegs in dem Glauben vom Sakramente des Altars...
Und auch jetzt möchte ich mich mit euch gerne besprechen, von Ange-
sicht zu Angesicht, wie es Christen geziemt, aber ich sehe, dass es nicht
sein kann... Weil ich die alte Freundschaft nicht zerstören will — wenn
sie fernerhin wird bleiben kónnen! — und da ich sehe, dass ihr durch
das Zeugnis anderer nicht gerichtet werden wollt — obgleich mir seit
langer Zeit über euch das Zeugnis vieler euerer Parteigenossen aus Prag,
aus Tabor und von andersher zukommt -- so bitte ich euch, nehmet ge-
duldig von mir auf euere eigenen Worte, die Schriften euerer Hand und
desjenigen, dem ihr das Zeugnis ausgestellt, er sei der erste, der er-
leuchteteste unter euch gewesen an Verstand und Wandel und der Urheber
eueres Streites, dessen Schrift also anfängt: „Da der Geist der Wahrheit
gewaltig der Lüge widerstreitet“ (Johannes von Saaz).
Kap. 13. ...!) Ihr sagt: es sei eine schwere Gotteslüsterung, wenn
einige das Sakrament listern und geringachten, indem sie sagen, es sei
kein Unterschied zwischen dem sakramentalea und dem gewóhnlichen,
materiellen Brote und Weine. Dazu sage ich: Brider Priester! wenn es
eine Siinde ist..., so muss euch vor allen anderen Angst erfassen. Denn
in diesen Tagen sind früher in Böhmen diese Lästerungen nie gehôrt
worden, bevor ihr nicht „das Zeichen“, „den Götzendienst“ unter das
Volk gebracht. Seitdem bis heute führen viele die Worte im Munde:
„Schmetterling, Schlacke, Abgott“. Und diese Lästerer haben sich von dem
todten Zeichen, dem Abgott, abgewendet und einer abscheulichen, zügel-
losen Unzucht zugewendet; noch heute wissen wir davon und kennen
1) Vgl. Palacký IV, 1 S. 471.