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Königs beim Schatze in der Sakristei der Prager Domkirche
verwahrt wurde. i
II. 3. Die Sakristei der Veitsbasilika befand sich allem An-
scheine nach in der -Nähe des östlichen Chores, des sogenann-
ten Veits- und Wenzelschores, angebaut dem linken, nördlichen
Seitenschiffe. Kosmas gedenkt ihrer als »camera, ubi eccle-
siastica servabantur xenia«. Sie.scheint der am frühesten fertig-
gestellte Teil des Spytihnévschen Baues gewesen, wie auch von
dem Brande des Jahres 1091 verschont geblieben zu sein. Im
Jahre 1252 sind die dort angeháuften Schütze derart angewach-
sen, daß die Vergrößerung der Sakristei unausbleiblich er-
schien. Sie wurde von dem damaligen Kapiteldekan Veit vor-
genommen. Da an eine Erweiterung des Gebäudes der Länge
nach offenbar nicht zu denken war, errichtete man oberhalb
wie unterhalb der bisherigen Räumlichkeiten, in denen ein Altar
zu Ehre des heiligen Michael aufgestellt wurde, zwei gewölbte
Kammern. Der hier verwahrte Schatz Přemysl Otakars II., der
Šchatz des Domes wie die von einzelnen geistlichen wie welt-
lichen Personen deponierten Schätze wurden dann am 7. Januar
1279 von den Brandenburgern gehörig geplündert. Unter dem
Vorwande, er břauche einige dem Kčnig Přemysl Otakar II. er-
teilte Privilegien, schickte Markgraf Otto von Brandenburg
einige ihm ergebene Kanoniker der Prager Kirche, welche seine
Kapläne waren, nach der Sakristei der Domkirche, damit sie
diese dort ausfindig machen sollten. In Wirklichkeit handelte es
sich ihm gar nicht um Urkunden als vielmehr um den anderen
Teil des königlichen Schatzes, die Kostbarkeiten und Gelder,
welche zusammen mit dem Archiv in der Sakristei und anderen
Räumlichkeiten der Kirche verwahrt wurden. Er gab deshalb
seinen Rittern, welche er den Kanonikern auf die Suche mit-
sandte, diesbezüglich geheime Instruktionen. Die Schlüssel der
Sakristei, der Wenzelskapelle und der Krypta wurden dem Sa-
kristan unter Gewaltanwendung abgenommen, dem Markgrafen
Otto übergeben und in die Kirche Wachposten gesetzt. Erst
nach zwei Tagen holten sich die Brandenburger ihren Raub. Sie
hatten es wohl vor allem auf Geld abgesehen. Inwieweit andere
Teile des Schatzes, namentlich die Archivbestände, in Mitleiden-
schaft gezogen wurden, vermögen wir heute nicht zu sagen.
II. 4. Die geringen Reste des alten Pfemyslidenarchivs, die
wir besitzen, sind von ganz besonderem archivgeschichtlichen
Interesse, da ihre Überlieferungsgeschichte auf ein ursprüngli-
ches Beisammensein des kóniglichen Archivs und des Archivs
der Prager Kirche hindeutet. Einige Urkunden des alten Pfe-
myslidenarchivs sind nämlich in der Sakristei der Prager Kirche
zurückgeblieben, nachdem schon längst das böhmische Staats-
archiv auf die Burg Karlstein gebracht worden war. Wir be-