Angesichts der Ereignisse in Österreich wurde die staatliche Polizeibehörde in Lundenburg, in
Nikolsburg und in Znaim
[informiert], um sie darauf vorzubereiten, dass Nachtdienst eingeführt wird. Weiter
damit sie einen Informationsdienst über die Grenze und die Bewachung der Grenzen
veranlassen.
[...]
Bei einem Telefongespräch mit der staatlichen Polizeibehörde teilt diese mit, dass bereits erhöhte
Wachsamkeit an den Grenzen veranlasst wurde.
Das Präsidium des Innenministeriums (Dr. Reszl) teilt um 18.45 Uhr mit, dass der Volksentscheid abgesagt
wurde und dass Kanzler Schuschnigg seinen Rücktritt eingereicht hat, das 7. Armeekorps in
Bayern
ist mobilisiert, an der österreichischen Grenze ist außerdem die österreichische Legion, in einer Stärke von einigen Tausend. Bei
dieser Gelegenheit erteilt das Präsidium des Ministeriums die Weisung, bei den Bezirksbehörden und den staatlichen Polizeibehörden an den österreichischen Grenzen und bei der Landesbehörde Nachtdienst anzuordnen, und weiter eine Telefonverbindung
einzurichten, damit es möglich ist, sich mit diesen Behörden zu verständigen. An den österreichischen Grenzen sind die Kontrollen zu verschärfen und der
Übertritt von Flüchtlingen in die ČSR zu
verhindern.
[...]
Um 23.45 Uhr meldet die staatliche Polizeibehörde in Nikolsburg einen
beginnenden Zustrom aus Österreich von Menschen, die Österreich verlassen. An der Grenze fand sich in einem Auto der
tschechoslowakische
Staatsangehörige
Rudolf Gutman, Direktor der
Witkowitzer Eisenwerke,
ein, der mitteilt, er habe um 19.45 Uhr von der Abdankung Schuschniggs gehört und sich deshalb entschieden, Wien zu
verlassen.
Um 21.15 Uhr war er am Wiener
Nordbahnhof, wo Gruppen junger Leute Sieg Heil und Heil Hitler riefen. Auf der Straße ist wenig Polizei zu sehen. Er weiß von dem Telegramm, das Hitler
Miklas geschickt hat, dass
entweder Schuschnigg seinen Rücktritt einreicht oder das Militär
aufmarschieren wird.
[...]
Um 23.50 Uhr meldet die staatliche Polizeibehörde in Nikolsburg, dass
folgende Personen die Staatsgrenze zu
überqueren versuchten: Dr. Rudolf
Gutmann, tschechoslowakischer
Staatsangehöriger, der durchgelassen wurde. Weiterhin wurde Dr.
Fasal, tschechoslowakischer
Staatsangehöriger aus Teschen,
gleichermaßen in die ČSR
durchgelassen. Dipl.-Ing. Roland
Stern, österreichischer
Staatsangehöriger, wurde zurückgeschickt. Ing. Dr. Fasal teilt mit, dass in der Kärntner Straße auf der linken
Seite die Nationalsozialisten Reden hielten, auf der rechten Seite die Vaterländische Front. Zwischen
ihnen bildete schließlich die Polizei eine Absperrkette, die auf maßvolle Weise beide Seiten
beruhigte, und darum habe er sich entschlossen, in die ČSR
auszureisen.
[...]
[...]
Die Landesfinanzdirektion teilt mit, dass bei Hatě 5 Personen
versucht haben, mit dem Auto in die ČSR zu
gelangen, unter ihnen angeblich eine Person, die sich als österreichischer Offizier ausgab.
Um 0.40 Uhr meldet die staatliche Polizeibehörde in Lundenburg, dass
sämtliche Maßnahmen an den Grenzen getroffen wurden. Es halten sich Nachrichten,
dass Salzburg von deutschen motorisierten Truppen besetzt wurde.
[...]
Um 1 Uhr teilt die Landesfinanzdirektion mit, dass 4 österreichische Mitglieder der Zoll- und Passdivision zum ankommenden Zug aus
Wien
nach Hohenau gefahren sind, wo sie vermutlich die Pass- und
Zollkontrolle anstelle der bisherigen Kontrollen in Lundenburg
durchführen werden.
[...]
2.15 Die staatliche Polizeibehörde
Nikolsburg: Ruhe an der Grenze. Am Morgen wird ein Ansturm von Autos
mit Flüchtlingen aus Österreich erwartet.
[...]
4 Uhr Lundenburg, staatliche Polizeibehörde: In Richtung zur tschechoslowakischen Grenze nähern sich Militärautos. Vielleicht
handelt es sich um eine neue Mannschaft der österreichischen
Zollbehörden. Der Wiener Schnellzug
hatte einstündige Verspätung. Eine beträchtliche Zahl österreichischer
Staatsangehöriger, die bis nach Lundenburg
gekommen sind, wird mit dem nächsten Zug nach Wien
zurückgebracht.
Es wird nötig sein, die Frage der reisenden österreichischen
Staatsangehörigen zu klären, welche die Č.S.R.
lediglich auf dem Weg in fremde Staaten durchqueren.