EHRI-BF-19420505_DE Eidesstattliche Erklärung des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde in Frauenkirchen
betreffend Vertreibung der Jüdinnen und Juden Date 5. Mai 1942 Place Jerusalem Bibliographic reference Guttmann, Theodor . Dokumentenwerk über die Jüdische Geschichte in der Zeit des Nazismus:
Teil 1. Ehrenbuch für das Volk Israel . (Jerusalem : Awir Jakob
1943 ), 70-71.
Original auf Deutsch.
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Am 11.3.1938 in der Nacht von Freitag zu Schabbat aber
wurden wir durch den Einzug der Nazis
eines anderen belehrt . Zunaechst erschreckte man uns durch einwerfen saemtlicher
Fensterscheiben in unseren Wohnungen und Geschaeften . Man raubte und pluenderte , errichtete
Volkskuechen , um von den gestohlenen Lebensmitteln die arme Bevoelkerung umsonst zu speisen . Diese
Wohltaetigkeitseinrichtung bestand aber nur durch einige Tage . Das Juden-Eigentum
war bald aufgegessen , weil einige Nazi -Wohltaeter auf Kosten der Armen ihre Taschen und Speisekammern gut
fuellten .
Nach kurzer Zeit hatte die Gestapo in
Eisenstadt
ihren Sitz eroeffnet und ihre Hand sofort auf alle Lebensadern gelegt . Verkehr zwischen
Juden und Nichtjuden wurde untersagt . Der Reiseverkehr war nur mit einem
Passierschein der Polizei gestattet . Die Geschaefte der Juden
wurden abgeschlossen und versiegelt .
Am Schabbat Nachmittag , kurz nach der Machtuebernahme in Oesterreich ,
wurden die 10 wohlhabendsten Familien , d . h . auch die Frauen ,
verhaftet . Geld und Wertsachen hatte die Gestapo diesen
Personen schon vor der Verhaftung geraubt . Am folgenden Tag zwang man die Verhafteten durch
Schlaege zur Unterschrift eines Revers , wonach ihr Hab und Gut zum Staatseigentum erklaert
wurde und sie sich verpflichteten , innerhalb 48 Stunden das Land zu verlassen . Die meisten
dieser Familien haben sich nach der Tschechei gerettet .
[...] Nach kurzer Zeit hat man alle Juden
der Gemeinde versammelt , ihnen alles bewegliche Gut geraubt oder durch Schlaege erpresst und
sie zur Verpflichtung gezwungen , innerhalb 14 Tagen das Staatsgebiet zu verlassen . Da nach
den damaligen Verhaeltnissen es undurchfuehrbar war , so schnell die Ausreisegenehmigung zu
erhalten – alle Laender hatten fuer die Einwanderung von Juden
die Grenzen geschlossen – ist die Gestapo alle 14
Tage erschienen und hat den maennlichen Mitgliedern der Gemeinde durch Faustschlaege ,
Knueppelhiebe und Fusstritte eine derartige Furcht ein eingefloesst , dass sie in alle
Wuensche einwilligten . Die Gestapo trieb uns
dazu , das Land auf ungesetzlichem Wege zu verlassen . Die Drangsalierungen nahmen ein solches Ausmass an , wie wir es uns nie vorgestellt
haetten .
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