EHRI-BF-19380719_DE

Protokoll mit Valtr (Walter) Basch über seine Flucht in die ČSR

Date19. Juli 1938
PlaceAuspitz (Hustopeče)
CollectionBezirksbehörde Auspitz
Bibliographic referenceNationalarchiv Prag, Innenministerium I – Präsidium, Sign. 225-1186-16, Fol. 160-161. Original auf Deutsch und Tschechisch.

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Abschrift!

Protokoll

verfasst am 19. Juli 1938 an der Bezirksbehörde in Auspitz mit Walter Basch, Flüchtling aus Österreich /Deutschland/.

Personalien:

Basch Valtr Walter

geboren: 13.VI.1922 in Poysdorf, Bezirk Mistelbach

zuständig nach: Poysdorf,

letzter Wohnort: bei der Familie in Poysdorf, Josefsplatz Nr. 12.

Stand: ledig.

Beruf: Handlungsgehilfe.

rel.: jüdisch.

Staatszugeh.: österreichisch deutsch

Vater: Arnold Basch, Kaufmann in Poysdorf, Josefsplatz Nr.12, Mutter Hermine, roz. Sura.

Bildung: Grundschule / 4 Jahre,

Hauptschule / 4 Jahre

Allgemeine-Kaufmännische Fortbildungsschule/ Baden bei Wien /2 Jahre/.

Derzeit lebt er bei seinem Onkel Julius Basch in Auspitz.

Walter Basch gibt an:

Ich war vor dem Anschluss bei Otto Schneider, Kaufmann in Schönau an der Triesting in der Lehre. In der Zeit des Anschlusses hatte ich 14 Tage Urlaub. Als ich vom Urlaub zurückkahm, erfuhr ich, dass sich mein Chef erschossen hatte. Ich kehrte zu meinen Eltern zurück und half im Haushalte. Ungefähr 4 Wochen nach dem Anschluss kamen in das Geschäft meines Vaters zwei Kommissäre und zwar Kurt Röhrisch, Gemeindesekretär und Josef Auer, arbeitsloser Kaufmann, welche als Vermögensverwalter über das Vermögen meines Vaters von der Behörde eingesetzt worden waren. Der Vater muss ihnen für ihre Tätigkeit 23 Reichsmark täglich bezahlen und zwar vom täglichen Erlös. Das Geschäft dürfen keine Christen betreten.

Ausserdem bekam der Vater von der Gestapo den Auftrag das Geschäft binnen 3 Monaten zu verkaufen. Das Geld von dem Verkauf wird in die Sparkasse gegeben, wovon er einen bestimmten Betrag zum Leben bekommt.

Am 12. Juli 1938 kam in das Geschäft meines Vaters der Gendarm Hisberger und sagte diesem, dass er mich zu einer Einvernahme brauche. Als ich erfuhr, dass er nach mir fragte, sperrte ich das Haustor auf und fuhr mit dem Rade meiner Schwester nach Schrattenberg an die Grenze. Dort versteckte ich das Rad im Walde, und ging zu Fuss durch den Dauerwald bei Schrattenberg in der Richtung auf die Grenze zu. Im Walde wurde ich von einem Gendarm und einem Zollbeamten Möslacher angehalten und durchsucht und dann auf das Zollamt in Drasenhofen geführt. Dort wurde ich wieder verhört von dem Sturmführer Poles und durchsucht. Dort musste ich einen Revers unterschreiben. Ich Endesgefertigter verlasse deutschen Boden und verpflichte mich deutschen Boden nie wieder zu betreten.

Vom Zollamt wurde ich um 21.45 Uhr von zwei Soldaten auf einem Feldweg an die deutsche Grenze geführt und nur der Weg über die Grenze gezeigt.

An der Čechoslowakischen Grenze wurde ich nicht angehalten. Ich ging dann auf der Voitlsbrunnerstrasse nach Nikolsburg. Dort übernachtete ich bei Julius Schaffer, Kaufmann in Nikolsburg.

Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Autobus zur Lokalbahn und dann mit der Bahn nach Auspitz. Das Reisegeld gab mir Julius Schaffer. Ich ging ohne Papiere über die Grenze, da ich keinen Pass bekommen konnte. Ich bin aus Furcht vor dem Konzentrationslager in Dachau geflohen, weil von dort niemand zurückkehrt.

Ich möchte hier in den Militärdienst eintreten. Soviel mir bekannt ist, wird niemand einen Pass ausgeben, illegal wird man aber über die Grenze gelassen.

Der Feldweg auf dem ich an die Grenze geführt wurde führt hintern Zollhaus Drasenhofen am Tiergarten vorbei über die Grenze nach Voitelsbrunn.


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