EHRI-BF-19380318_DE

Telefonische Nachrichten an die Landesbehörde Brünn über die Vorgänge an der österreichischen Grenze, 18. März 1938

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Die staatliche Polizeibehörde in Lundenburg um 8.20 Uhr:

Nichts Neues, Verkehr weiterhin schwach, dennoch bereits eine beginnende Belebung. 243 polnische Staatsangehörige passierten mit einem Durchgangsvisum, davon 135 der Gruppe Orbis aus Rom mit einem gemeinsamen Massenpass.

Die staatliche Polizeibehörde in Nikolsburg:

Keine Besonderheiten.

Die staatliche Polizeibehörde in Znaim:

Ruhe. [...]

Die Bezirksbehörde in Mährisch Budwitz um 8.40 Uhr:

Die Streifen sind komplett von der Grenze verschwunden, die Patrouillen an der Grenze versehen immer 2 Männer der österreichischen Finanzwache. Im Grenzgebiet österreichischer Gemeinden, wurde die Pflicht eingeführt, dass erwachsene Männer wöchentlich 6 Stunden Wachdienst an den Grenzen leisten müssen. Gestern Nachmittag kamen zwei reichsdeutsche Zollbeamte zum Zollamt in Obertürnau, mit dem Zweck diese Behörde zu übernehmen. Nachmittags gegen 17 Uhr kamen 12 Personen in braunen Hemden mit Gürteln (vermutlich SA). Sie brachten 12 Strohsäcke und lösen höchstwahrscheinlich die bisherigen Wachen ab. In Mährisch Budwitz wurde ein Russe festgenommen, der zur Zeit des Umsturzes in Wien war, von wo er floh. Er ist angeblich über Horn gegangen und behauptet, dass sich 5 km von unseren Grenzen die Artillerie in Position befinden soll, und dahinter etwa 2 km vor der Artillerie eine vorgelagerte Infanterietruppe in 3 Reihen. Die amtliche Information lautet jedoch, dass sich im Grenzgebiet überhaupt kein reichsdeutsches Militär befindet.

[...]

Die staatliche Polizeiexpositur in Karwin teilt mit, dass die Anzahl von 222 polnischen Staatsangehörigen, ausgestattet mit einem Durchgangsvisum für die Reise aus Österreich nach Polen, die in der morgendlichen Meldung angegeben wurde, korrekt ist. Die Differenz zur Meldung der staatlichen Polizeibehörde in Lundenburg lässt sich einzig dadurch erklären, dass in Lundenburg wohl auch rumänische Staatsangehörige dazugezählt wurden, die in Mährisch Ostrau in die Kaschau-Oderberger Bahn umsteigen konnten. Ansonsten könnten es auch polnische Staatsangehörige sein, die Richtung Osten fahren und statt der polnischen Bahn die tschechoslowakische Bahn bis nach Jassinja benutzen.

[...]

Die Distriktzollverwaltung (Oberrat Stejskal) um 16.30 Uhr:

[...]

Heute Vormittag kam der österreichische Staatsangehörige Artist Ikerna zur Zollbehörde, welcher sagt:

Im III. Bezirk in Wien wurden bei Durchsuchungen bei der Firma Ungar 40 Maschinengewehre gefunden, die den Kommunisten gehören. Weiter erklärte er, dass im XX. Bezirk angeblich noch mehr davon sind. Ikerna hatte eine Empfehlung von der tschechoslowakischen Botschaft in Wien.

[...]


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