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Landesbehörde in Bratislava über die Ausweisung burgenländischer Jüdinnen und Juden über die Donau

Date21. April 1938
PlacePressburg (Bratislava)
CollectionPräsidium der Landesbehörde in Pressburg
Bibliographic referenceNationalarchiv Prag, Innenministerium I – Präsidium, Sign. 225-1186-16, Fol. 29-32, 35. Original auf Slowakisch.

Illegale Beförderung österreichisch jüdischer Staatsbürger auf čsl. Gebiet

Beilagen: 2.

[...]

Am 17. April 1938 um zwei Uhr vermeldete der Bezirkshauptmann in Pressburg telefonisch das Folgende:

"Gerade habe ich eine telefonische Nachricht vom Inspektor der Finanzwache in Theben erhalten, dass 52 ehemalige österreichische Staatsangehörige jüdischen Glaubens aus Österreich über die Donau auf eine Insel in der Donau bei der Ortschaft Theben befördert wurden. Es sind 20 Männer, 20 Frauen und 12 Kinder. Die Beförderung dieser über die Donau wurde mit zwei Prahmen durchgeführt. Die genannten Personen wurden auf der Theben-Insel auf der Seite Richtung Österreich abgesetzt, die von der tschechoslowakischen Seite nicht zu sehen ist, so dass das Anlaufen der Prahme nicht gesichtet wurde. Festgenommen wurde von der Finanzwache nur ein Mann, der den Damm überquert hatte, der die Insel mit dem Ufer der Donau verbindet, und in die Ortschaft Theben gegangen war. Dieser Mann meldete den Vorfall."

Am 17. April um 8 Uhr morgens telefonierte der Bezirkshauptmann in Pressburg zusätzlich das Folgende:

"Die Prahme, auf denen die genannten Personen aus Österreich überführt wurden, sind auf die österreichische Seite zurückgekehrt und wurden von zwei motorisierten Booten geschleppt angeblich militärischen woraus sich schließen lässt, dass der Personentransport über die Donau von Pionieren durchgeführt wurde, die in Hainburg stationiert sind und dass die deutschen Staatsorgane von dem Transport Kenntnis hatten. Den Transport selbst führten Menschen in Zivilkleidung durch.

[...]Es folgt eine Namensliste von 52 ausgewiesenen Jüdinnen und Juden, davon 42 aus Kittsee und 10 aus Pama. Eine Person hatte einen ungültigen polnischen Reisepass, ein 40jähriger Mann kam ohne seine christliche Ehefrau, die zusammen mit ihrem Kind in Österreich zurückgehalten wurde.

Am 17. April 1938 um 10 Uhr teilte der Bezirkshauptmann in Pressburg weiter Folgendes mit:

"Alle Personen, deren Namen ich bekanntgegeben habe, befinden sich nun in Theben, sind ohne jegliche finanzielle Mittel und spärlich bekleidet. Nur einige Personen haben Geld in kleinen Mengen. Sie haben keine Ausweispapiere."

Der Bezirkshauptmann versuchte Maßnahmen zu ergreifen, um diese Personen noch in der Nacht über den Fluß March nach Österreich zurückzuführen, und dies mit Fischerbooten von Fuchs. Weil es jedoch Befürchtungen gab, dass die deutschen Grenzorgane bei Entdeckung der Boote schießen würden und es dabei zu Verletzungen oder zu Todesfällen nicht nur von beförderten Personen ehemaliger österreichischer Staatsangehörigkeit, sondern auch von Begleitpersonen mit tschechoslowakischer Staatsbürgerschaft kommen könnte, wurde von dieser Maßnahme abgesehen.

Deshalb ordnete der Bezirkshauptmann gemäß der Anordnung, die ihm durch die Landesbehörde vorgegebenen war, an, dass die genannten Personen nach Pressburg befördert und im Schubbahnhof untergebracht werden, von wo sie nach der Durchführung des Disziplinarverfahrens wegen illegalen Grenzübertritts nach Österreich zurückgeführt werden.

[...]

Der Polizeidirektor in Pressburg berichtete mir telefonisch und per schriftlichem Bericht Nummer 6760 vom 19. April 1938, dass er diese Instruktion befolgt hat und weiter, dass er im Einvernehmen mit der Bezirksbehörde in Pressburg am 18. April d. J. alle diese Flüchtlinge ins Ausland geschafft hat, so dass sich diese laut seiner vertraulichen Ermittlungen am 19. April d. J. alle wieder auf deutschem Gebiet in der Ortschaft Kittsee befanden.

Um zu verhindern, dass sich weitere solche Fälle stümperhafter Personentransporte aus Deutschland auf tschechoslowakisches Gebiet wiederholen, habe ich noch am 17. April in den Vormittagsstunden eine Besprechung im Präsidium der Landesbehörde einberufen, an der neben dem Bezirkshauptmann und dem Polizeidirektor von Pressburg der für die Generalfinanzdirektion zuständige Referent Hauptrat Dr Zajíček und der Kontrollbeamte der Finanzwache Inspektor Smíkal teilnahmen. Bei dieser Besprechung wurden die folgenden Maßnahmen festgelegt:

1/ die Generalfinanzdirektion in Pressburg verstärkt vorläufig nach ihren Möglichkeiten den Bestand der einzelnen tangierten Abteilungen der Grenzfinanzwache an der deutschen Grenze von Brodsko bis nach Engerau. Auf diesem bestimmten Abschnitt setzt sie mit Beschleunigung eine größere Anzahl von für dieses Jahr aufgenommenen Rekruten aus dem erlaubten Neubestand von 580 Finanzwachen ein.

2/ Die Polizeidirektion in Pressburg stellt der Generalfinanzdirektion zwei Motorboote mit zwei Polizeiführern zur Verfügung. Von diesen Booten:

a/ wird das größere mit einer zweiköpfigen Patrouille der Grenzfinanzwache ab dem 17. April 1938 drei 4 stündige Turnusse entlang des tschechoslowakischen (linken) Ufers der Donau von der Dämmerung bis zum Tagesanbruch im Abschnitt vom Hochschulinternat in Pressburg bis zur Mündung der March übernehmen.

b/ wird das kleinere Boot während des Tages mit einer zweiköpfigen Patrouille der Finanzwache Wachdienst über den Fluß March gemäß gesonderter Anordnung leisten.

Basis für dieses Schiffe und Ort für die Wachablösung ist die Anlegestelle für Polizeimotorboote auf Cukermandl.

3. Die Landespolizeikommandantur in Pressburg (Oberst Müller) wurde sofort nach der Besprechung telefonisch darüber informiert, sofort die diensthabenden Polizeipatrouillen an der tschechoslowakisch-deutschen Grenze von Brodsko bis Engerau mit einer möglichen Bestandserhöhung der entsprechenden Gendarmeriewachen zu verstärken.

Zur Sache der stümperhaft hierher beförderten österreichischen Bürger merke ich an, dass diese Emigranten zugestimmt haben, dass sie aus den Gemeinden Kittsee und Pama im Burgenland-Österreich stammen, wo sie dauerhaft sesshaft sind. In diesen Tagen wurden sie von SS-Leuten nach Hainburg der Kommandantur des SS-Bataillons vorgeführt, wo sie unterschreiben mussten, dass sie auf ihr gesamtes Eigentum in Österreich verzichten, daraufhin wurden sie in der Nacht auf den 17. April 1938 zur Donau gebracht, in zwei Boote verladen und von Zivilisten zum tschechoslowakischen Ufer respekt. zur Donauinsel unterhalb von Theben, die bereits erwähnt wurde, übergesetzt. Nachdem man sie ans Ufer geführt hatte, wurde ihnen gedroht, dass während eines event. Rückkehrversuchs auf sie geschossen werde.

Im Nachhang zur genannten Besprechung teilte ich der Generalfinanzdirektion in Pressburg in dem Schreiben Nummer II-FS 2414/2-1938 vom 19. April 1938 mit, dass vorläufig die Bewachung der Flüsse Donau und March unter Mitarbeit der Polizeidirektion Pressburg mithilfe von Motorüberwachungsbooten eingeleitet wurde. Die Wache der Insel Kesmacher ordnete an, am Tag eine Wachpatrouille der Lebensmittelsteuer an der Grenze einzusetzen, in der Nacht eine Patrouille der Finanzwache Pressburg - Zollamt. Die Abteilung Finanzwache in Theben wurde kurzfristig mit 6 Angestellten der Finanzwache verstärkt. [...]

Im Nachhang erlaube ich mir zu vermelden, dass laut Meldung des Bezirkshauptmanns in Sommerein vom 20. April 1938 gegenüber des Ortes Gutor auf der ungarischen Insel Gútor Menschen (etwa 45-50 österreichische Juden) aufgetaucht sind, die auf illegalem Weg nach Ungarn gelangt sind und auf den Übertritt in die Tschechoslowakei warten. Der Bezirkshauptmann in Sommerein hat über das Inspektorat der Grenzwache in Sommerein sofort Maßnahmen getroffen, damit die Grenzfinanzwache am Ufer der Donau den Übertritt dieser Menschen auf tschechoslowakischen Boden unbedingt verhindert. Ähnliche Maßnahmen hat auch die Bezirkspolizeikommandantur in Sommerein getroffen. Nach Erhalt dieser Nachrichten benachrichtigte das Präsidium der Landesbehörde auf meine Weisung hin sofort die Generalfinanzdirektion und die Landespolizeikommandantur in Pressburg, mit der Bitte sofortige Maßnahmen zu ergreifen, dass in diesem Abschnitt der tschechoslowakischen Grenze von Pressburg bis Parkan die Patrouillen der Finanzwache und die Polizeipatrouillen sofort so zu verstärken sind, dass jedweder Versuch jüdischer Flüchtlinge zum Übertritt der tschechoslowakischen Grenzen in Richtung durch die Donau verhindert wird und diese rechtzeitig vereitelt werden.


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