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Brief von Oskar Heimer an seine Söhne Rolf und Heinz in New York

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Meine Jungens!

Wir erhielten Euere Briefe vom 13. u. 18. d. M. und glauben, dass momentan kein Grund zur Aufregung unserwegen gegeben ist. Am Samstag waren wir zur Polizei geladen u mussten heute ansuchen um Aufenthaltsbewilligung um uns in die Evidenzliste für Flüchtlinge eintragen. Also wir sind seit heute richtige Flüchtlinge! Die Polizei behauptet, dass die uns seitens des Ministeriums des Innern erteilte Aufenthaltsbewilligung gegenstandlos sei u dass das hiesige Landesamt hierüber entscheiden müsse. Diese Entscheidung pflegt gewöhnlich abweisend zu sein, doch kann man bei der Polizeidirection eine Bewilligung für den Aufenthalt dann auf kurze Zeit erreichen, die vielleicht prolongierbar ist. Jedenfalls ist unser Bleiben hier nicht auf allzu lange Zeit. Unsere Verwandten hier versprechen alles dareinzusetzen, damit wir hier bis zur Ausreise werden bleiben können. Wir werden uns daher in N. York sehen, werden als wir alle gedacht haben. Wir lernen im Englisch-Institut seit voriger Woche - die Kurse - fleißig Englisch u[nd] ich sehe, dass es ganz gut gehen wird. Ich werde auch versuchen bei einem Kürschner etwas zu lernen, doch ist noch nicht sicher, das ich einen finden werde, der bereit sein wird einem Emigranten Unterricht zu erteilen. Gesundheitlich geht es uns beiden sehr gut u[nd] ich bin überzeugt, dass wir beiden arbeitstüchtig sein werden, sodass wir zu unseren neuen Haushalt mit Euch dazu verdienen werden. Wir hoffen, dass dem l[ieben] Onkel gelungen ist die l[iebe] Tanteunleserlich Hannah zur Ausstellung des Affidavits zu bewegen; Sorgen muss sich die Tante keine machen, dass sie uns wird unterstützen müssen. [...]


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