Abschrift!
Protokoll
verfasst am 19. Juli 1938 an der Bezirksbehörde
in Auspitz
mit Walter Basch, Flüchtling aus Österreich /Deutschland/.
Personalien:
Basch Valtr – Walter
geboren: 13.VI.1922 in Poysdorf, Bezirk
Mistelbach
zuständig nach: Poysdorf,
letzter Wohnort: bei der Familie in Poysdorf, Josefsplatz Nr.
12.
Stand: ledig.
Beruf: Handlungsgehilfe.
rel.: jüdisch.
Staatszugeh.: österreichisch – deutsch
Vater: Arnold Basch, Kaufmann
in Poysdorf,
Josefsplatz Nr.12, Mutter Hermine, roz.
Sura.
Bildung: Grundschule / 4 Jahre,
Hauptschule / 4 Jahre
Allgemeine-Kaufmännische Fortbildungsschule/ Baden bei Wien /2 Jahre/.
Derzeit lebt er bei seinem Onkel Julius
Basch in Auspitz.
Walter Basch gibt an:
Ich war vor dem Anschluss bei Otto
Schneider, Kaufmann in Schönau an der
Triesting in der Lehre. In der Zeit des Anschlusses hatte ich 14 Tage Urlaub. Als ich vom Urlaub zurückkahm, erfuhr ich,
dass sich mein Chef erschossen hatte. Ich kehrte zu meinen Eltern zurück und half im
Haushalte. Ungefähr 4 Wochen nach dem Anschluss kamen in das Geschäft meines Vaters zwei Kommissäre und zwar
Kurt Röhrisch, Gemeindesekretär und
Josef Auer, arbeitsloser Kaufmann, welche
als Vermögensverwalter über das Vermögen meines Vaters von der Behörde eingesetzt worden
waren. Der Vater muss ihnen für ihre Tätigkeit 23 Reichsmark täglich bezahlen und zwar vom
täglichen Erlös. Das Geschäft dürfen keine Christen betreten.
Ausserdem bekam der Vater von der Gestapo den Auftrag
das Geschäft binnen 3 Monaten zu verkaufen. Das Geld von dem Verkauf wird in die Sparkasse
gegeben, wovon er einen bestimmten Betrag zum Leben bekommt.
Am 12. Juli 1938 kam in das Geschäft meines Vaters der Gendarm
Hisberger und sagte diesem, dass er mich zu
einer Einvernahme brauche. Als ich erfuhr, dass er nach mir fragte, sperrte ich das Haustor
auf und fuhr mit dem Rade meiner Schwester nach Schrattenberg an die
Grenze. Dort versteckte ich das Rad im Walde, und ging zu Fuss durch den Dauerwald bei
Schrattenberg in der Richtung auf die Grenze zu. Im Walde wurde ich von einem
Gendarm und einem Zollbeamten Möslacher angehalten und durchsucht und dann auf das Zollamt in Drasenhofen geführt.
Dort wurde ich wieder verhört von dem Sturmführer Poles und durchsucht. Dort musste ich einen Revers unterschreiben. Ich
Endesgefertigter verlasse deutschen
Boden und verpflichte mich deutschen
Boden nie wieder zu betreten.
Vom Zollamt wurde ich um 21.45 Uhr von zwei Soldaten auf einem Feldweg an die deutsche Grenze geführt und nur der Weg über die Grenze gezeigt.
An der Čechoslowakischen Grenze wurde ich nicht angehalten. Ich ging dann auf der
Voitlsbrunnerstrasse nach Nikolsburg. Dort übernachtete ich bei Julius Schaffer, Kaufmann in Nikolsburg.
Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Autobus zur Lokalbahn und dann mit der Bahn nach
Auspitz. Das
Reisegeld gab mir Julius Schaffer. Ich
ging ohne
Papiere über die Grenze, da ich keinen Pass
bekommen konnte. Ich bin aus Furcht vor dem Konzentrationslager in Dachau geflohen, weil von
dort niemand zurückkehrt.
Ich möchte hier in den Militärdienst eintreten. Soviel mir bekannt ist, wird niemand einen
Pass ausgeben, illegal wird man aber über die Grenze gelassen.
Der Feldweg auf dem ich an die Grenze geführt wurde führt hintern Zollhaus Drasenhofen am
Tiergarten vorbei über die Grenze nach Voitelsbrunn.