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Universal Dependencies - German - LIT

LanguageGerman
ProjectLIT
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AnnotationSalomoni, Alessio

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s-301 Die Eigenschaft des dramatischen Dichters scheint es zu sein, sich selbst mit freigebiger Großmut an andere Personen zu verlieren, des lyrischen, mit liebevollem Egoismus alles zu sich herüber zu ziehn.
s-302 Es heißt, in englischen und deutschen Trauerspielen wären doch so viel Verstöße gegen den Geschmack.
s-303 Die französischen sind nur ein einziger großer Verstoß.
s-304 Denn was kann geschmackwidriger sein, als ganz außerhalb der Natur zu schreiben, und vorzustellen?
s-305 Hemsterhuys vereinigt Platos schöne Seherflüge mit dem strengen Ernst des Systematikers.
s-306 Jacobi hat nicht dieses harmonische Ebenmaß der Geisteskräfte, aber desto freier wirkende Tiefe und Gewalt; den Instinkt des Göttlichen haben sie miteinander gemein.
s-307 Hemsterhuys' Werke mögen intellektuelle Gedichte heißen.
s-308 Jacobi bildete keine untadeligen vollendeten Antiken, er gab Bruchstücke voll Originalität, Adel, und Innigkeit.
s-309 Vielleicht wirkt Hemsterhuys' Schwärmerei mächtiger, weil sie sich immer in den Grenzen des Schönen ergießt; hingegen setzt sich die Vernunft sogleich in wehrbaren Stand, wenn sie die Leidenschaftlichkeit des gegen sie eindringenden Gefühls gewahr wird.
s-310 Man kann niemand zwingen, die Alten für klassisch zu halten, oder für alt; das hängt zuletzt von Maximen ab.
s-311 Das goldne Zeitalter der römischen Literatur war genialischer und der Poesie günstiger; das sogenannte silberne in der Prosa ungleich korrekter.
s-312 Als Dichter betrachtet, ist Homer sehr sittlich, weil er so natürlich, und doch so poetisch ist.
s-313 Als Sittenlehrer aber, wie ihn die Alten trotz den Protestationen der älteren und bessern Philosophen häufig betrachteten, ist er eben darum sehr unsittlich.
s-314 Wie der Roman die ganze moderne Poesie, so tingiert auch die Satire, die durch alle Umgestaltungen, bei den Römern doch immer eine klassische Universalpoesie, eine Gesellschaftspoesie aus und für den Mittelpunkt des gebildeten Weltalls blieb, die ganze römische Poesie, ja die gesamte römische Literatur, und gibt darin gleichsam den Ton an.
s-315 Um Sinn zu haben für das, was in der Prosa eines Cicero, Caesar, Suetonius das Urbanste, das Originalste und das Schönste ist, muß man die Horazischen Satiren schon lange geliebt und verstanden haben.
s-316 Das sind die ewigen Urquellen der Urbanität.
s-317 Klassisch zu leben, und das Altertum praktisch in sich zu realisieren, ist der Gipfel und das Ziel der Philologie.
s-318 Sollte dies ohne allen Zynismus möglich sein?
s-319 Die größte aller Antithesen, die es je gegeben hat, ist Caesar und Cato.
s-320 Sallust hat sie nicht unwürdig dargestellt.
s-321 Der systematische Winckelmann, der alle Alten gleichsam wie Einen Autor las, alles im ganzen sah, und seine gesamte Kraft auf die Griechen konzentrierte, legte durch die Wahrnehmung der absoluten Verschiedenheit des Antiken und des Modernen, den ersten Grund zu einer materialen Altertumslehre.
s-322 Erst wenn der Standpunkt und die Bedingungen der absoluten Identität des Antiken und Modernen, die war, ist oder sein wird, gefunden ist, darf man sagen, daß wenigstens der Kontur der Wissenschaft fertig sei, und nun an die methodische Ausführung gedacht werden könne.
s-323 Der »Agrikola« des Tacitus ist eine klassisch prächtige, historische Kanonisation eines konsularischen Ökonomen.
s-324 Nach der Denkart die darin herrscht, ist die höchste Bestimmung des Menschen, mit Erlaubnis des Imperators zu triumphieren.
s-325 Jeder hat noch in den Alten gefunden, was er brauchte, oder wünschte; vorzüglich sich selbst.
s-326 Cicero war ein großer Virtuose der Urbanität, der ein Redner, ja sogar ein Philosoph sein wollte, und ein sehr genialischer Antiquar, Literator, und Polyhistor altrömischer Tugend und altrömischer Festivität hätte werden können.
s-327 Je populärer ein alter Autor ist, je romantischer ist er.
s-328 Dies ist das Prinzip der neuen Auswahl, welche die Modernen aus der alten Auswahl der Klassiker durch die Tat gemacht haben, oder vielmehr immer noch machen.
s-329 Wer frisch vom Aristophanes, dem Olymp der Komödie, kommt, dem erscheint die romantische Persiflage wie eine lang ausgesponnene Faser aus einem Gewebe der Athene, wie eine Flocke himmlischen Feuers, von der das Beste im Herabfallen auf die Erde verflog.
s-330 Die rohen kosmopolitischen Versuche der Karthager und andrer Völker des Altertums erscheinen gegen die politische Universalität der Römer, wie die Naturpoesie ungebildeter Nationen gegen die klassische Kunst der Griechen.
s-331 Nur die Römer waren zufrieden mit dem Geist des Despotismus, und verachteten den Buchstaben; nur sie haben naive Tyrannen gehabt.
s-332 Der komische Witz ist eine Mischung des epischen und des jambischen.
s-333 Aristophanes ist zugleich Homer und Archilochus.
s-334 Ovid hat viel Ähnlichkeit mit dem Euripides.
s-335 Dieselbe rührende Kraft, derselbe rhetorische Glanz und oft unzeitige Scharfsinn, dieselbe tändelnde Fülle, Eitelkeit und Dünnheit.
s-336 Das Beste im Martial ist das, was Catullisch scheinen könnte.
s-337 In manchem Gedicht der spätern Alten, wie zum Beispiel in der »Mosella« des Ausonius, ist schon nichts mehr antik, als das Antiquarische.
s-338 Die »Memorabilien« beweisen, wie unfähig er war, die Größe seines Meisters zu begreifen, und die »Anabase«, das interessanteste und schönste seiner Werke, wie klein er selbst war.
s-339 Sollte die zyklische Natur des höchsten Wesens bei Plato und Aristoteles nicht die Personifikation einer philosophischen Manier sein?
s-340 Hat man nicht bei Untersuchung der ältesten griechischen Mythologie viel zu wenig Rücksicht auf den Instinkt des menschlichen Geistes zu parallelisieren und zu antithesieren genommen?
s-341 Die Homerische Götterwelt ist eine einfache Variation der Homerischen Menschenwelt; die Hesiodische, welcher der heroische Gegensatz fehlt, spaltet sich in mehre entgegengesetzte Göttergeschlechter.
s-342 In der alten Aristotelischen Bemerkung, daß man die Menschen aus ihren Göttern kennenlerne, liegt nicht bloß die von selbst einleuchtende Subjektivität aller Theologie, sondern auch die unbegreiflichere angeborne geistige Duplizität des Menschen.
s-343 Die Geschichte der ersten römischen Caesaren ist wie die Symphonie und das Thema der Geschichte aller nachfolgenden.
s-344 Die Fehler der griechischen Sophisten waren mehr Fehler aus Überfluß als aus Mangel.
s-345 Selbst in der Zuversicht und Arroganz, mit der sie alles zu wissen, ja auch wohl zu können glaubten und vorgaben, liegt etwas sehr Philosophisches, nicht der Absicht, aber dem Instinkt nach: denn der Philosoph hat doch nur die Alternative, alles oder nichts wissen zu wollen.
s-346 Das, woraus man nur etwas, oder allerlei lernen soll, ist sicher keine Philosophie.
s-347 Im Plato finden sich alle reinen Arten der griechischen Prosa in klassischer Individualität unvermischt, und oft schneidend nebeneinander: die logische, die physische, die mimische, die panegyrische, und die mythische.
s-348 Die mimische ist die Grundlage und das allgemeine Element: die andern kommen oft nur episodisch vor.
s-349 Dann hat er noch eine ihm besonders eigne Art, worin er am meisten Plato ist, die dithyrambische.
s-350 Man könnte sie eine Mischung der mythischen, und panegyrischen nennen, wenn sie nicht auch etwas von dem gedrängten und einfach Würdigen der physischen hätte.
s-351 Nationen und Zeitalter zu charakterisieren, das Große groß zu zeichnen, das ist das eigentliche Talent des poetischen Tacitus.
s-352 In historischen Porträten ist der kritische Suetonius der größere Meister.
s-353 Fast alle Kunsturteile sind zu allgemein oder zu speziell.
s-354 Hier in ihren eignen Produkten sollten die Kritiker die schöne Mitte suchen, und nicht in den Werken der Dichter.
s-355 Cicero würdigt die Philosophien nach ihrer Tauglichkeit für den Redner: ebenso läßt sich fragen, welche die angemessenste für den Dichter sei.
s-356 Also weder der Eudämonismus, noch der Fatalismus, noch der Idealismus, noch der Skeptizismus, noch der Materialismus, noch der Empirismus.
s-357 Und welche Philosophie bleibt dem Dichter übrig?
s-358 Die schaffende, die von der Freiheit, und dem Glauben an sie ausgeht, und dann zeigt wie der menschliche Geist sein Gesetz allem aufprägt, und wie die Welt sein Kunstwerk ist.
s-359 Das Demostrieren a priori führt doch eine selige Beruhigung bei sich, während die Beobachtung immer etwas Halbes und Unvollendetes bleibt.
s-360 Aristoteles machte durch den bloßen Begriff die Welt kugelrund: nicht das kleinste Eckchen heraus, oder hineinwärts ließ er ihr.
s-361 Er zog deswegen auch die Kometen in die Atmosphäre der Erde, und fertigte die wahren Sonnensysteme der Pythagoräer kurz ab.
s-362 Wie lange werden unsre Astronomen, die durch Herschelsche Teleskope sehen, zu tun haben, ehe sie wieder zu einer so bestimmten klaren und kugelrunden Einsicht über die Welt gelangen?
s-363 Warum schreiben die deutschen Frauen nicht häufiger Romane?
s-364 Was soll man daraus auf ihre Geschicklichkeit Romane zu spielen für einen Schluß ziehen?
s-365 Hängen diese beiden Künste untereinander zusammen, oder steht diese mit jener in umgekehrtem Verhältnisse?
s-366 Das letzte sollte man beinah aus dem Umstande vermuten, daß so viele Romane von englischen, so wenige von französischen Frauen herrühren.
s-367 Oder sind die geistreichen und reizenden Französinnen in dem Fall affairierter Staatsmänner, die nicht anders dazu kommen ihre Memoiren zu schreiben, als wenn sie etwa des Dienstes entlassen werden?
s-368 Und wann glaubt wohl solch ein weiblicher Geschäftsmann seinen Abschied zu haben?
s-369 Bei der steifen Etikette der weiblichen Tugend in England, und dem zurückgezogenen Leben, wozu die Ungeschliffenheit des männlichen Umgangs die Frauen dort oft nötigt, scheint die häufige Romanenautorschaft der Engländerinnen auf das Bedürfnis freierer Verhältnisse zu deuten.
s-370 Man sonnt sich wenigstens im Mondschein, wenn man durch das Spazierengehn am Tage seine Haut zu schwärzen fürchtet.
s-371 Ein französischer Beurteiler hat in Hemsterhuys Schriften le flegme allemand gefunden; ein andrer nach einer französischen Übersetzung von Müllers »Geschichte der Schweiz« gemeint, das Buch enthalte gute Materialien für einen künftigen Geschichtschreiber.
s-372 Solche überschwengliche Dummheiten sollten in den Jahrbüchern des menschlichen Geistes aufbewahrt werden, man kann sie mit allem Verstande nicht so erfinden.
s-373 Sie haben auch die Ähnlichkeit mit genialischen Einfällen, daß jedes als Kommentar hinzugefügte Wort ihnen das Pikante nehmen würde.
s-374 Man kann sagen, daß es ein charakteristisches Kennzeichen des dichtenden Genies ist, viel mehr zu wissen, als es weiß, daß es weiß.
s-375 Im Styl des echten Dichters ist nichts Schmuck, alles notwendige Hieroglyphe.
s-376 Die Poesie ist Musik für das innere Ohr, und Malerei für das innere Auge; aber gedämpfte Musik, aber verschwebende Malerei.
s-377 Mancher betrachtet Gemälde am liebsten mit verschloßnen Augen, damit die Fantasie nicht gestört werde.
s-378 Von vielen Plafonds kann man recht eigentlich sagen, daß der Himmel voll Geigen hängt.
s-379 Für die so oft verfehlte Kunst, Gemälde mit Worten zu malen, läßt sich im allgemeinen wohl keine andre Vorschrift erteilen, als mit der Manier, den Gegenständen gemäß, aufs mannichfaltigste zu wechseln.
s-380 Manchmal kann der dargestellte Moment aus einer Erzählung lebendig hervorgehn.
s-381 Zuweilen ist eine fast mathematische Genauigkeit in lokalen Angaben nötig.
s-382 Meistens muß der Ton der Beschreibung das Beste tun, um den Leser über das Wie zu verständigen.
s-383 Hierin ist Diderot Meister.
s-384 Er musiziert viele Gemälde wie der Abt Vogler.
s-385 Darf irgend etwas von deutscher Malerei im Vorhofe zu Raffaels Tempel aufgestellt werden, so kommen Albrecht Dürer und Holbein gewiß näher am Heiligtume zu stehn, als der gelehrte Mengs.
s-386 Tadelt den beschränkten Kunstgeschmack der Holländer nicht.
s-387 Fürs erste wissen sie ganz bestimmt was sie wollen.
s-388 Fürs zweite haben sie sich ihre Gattungen selbst erschaffen.
s-389 Läßt sich eins von beiden von der englischen Kunstliebhaberei rühmen?
s-390 Die bildende Kunst der Griechen ist sehr schamhaft, wo es auf die Reinheit des Edlen ankommt; sie deutet zum Beispiel an nackten Figuren der Götter und Helden das irdische Bedürfnis auf das bescheidenste an.
s-391 Freilich weiß sie nichts von einer gewissen halben Delikatesse, und zeigt daher die viehischen Lüste der Satyrn ohne alle Verhüllung.
s-392 Jedes Ding muß in seiner Art bleiben.
s-393 Diese unbezähmbaren Naturen waren schon durch ihre Gestalt aus der Menschheit hinausgestoßen.
s-394 Ebenso war es vielleicht nicht bloß ein sinnliches, sondern ein sittliches Raffinement, das die Hermaphroditen erschuf.
s-395 Da die Wollust einmal auf diesen Abweg geraten war, so dichtete man eigne ursprünglich dazu bestimmte Geschöpfe.
s-396 Rubens' Anordnung ist oft dithyrambisch, während die Gestalten träge und auseinander geschwommen bleiben.
s-397 Das Feuer seines Geistes kämpft mit der klimatischen Schwerfälligkeit.
s-398 Wenn in seinen Gemälden mehr innre Harmonie sein sollte, mußte er weniger Schwungkraft haben, oder kein Flamänder sein.
s-399 Sich eine Gemäldeausstellung von einem Diderot beschreiben lassen, ist ein wahrhaft kaiserlicher Luxus.
s-400 Hogarth hat die Häßlichkeit gemalt, und über die Schönheit geschrieben.

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