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[1] tree
Über keinen Gegenstand philosophieren sie seltner als über die Philosophie.
s-1
athenaeum-f1-s1
Über keinen Gegenstand philosophieren sie seltner als über die Philosophie.
[2] tree
Die Langeweile gleicht auch in ihrer Entstehungsart der Stickluft, wie in den Wirkungen.
s-2
athenaeum-f2-s1
Die Langeweile gleicht auch in ihrer Entstehungsart der Stickluft, wie in den Wirkungen.
[3] tree
Beide entwickeln sich gern, wo eine Menge Menschen im eingeschloßnen Raum beisammen ist.
s-3
athenaeum-f2-s2
Beide entwickeln sich gern, wo eine Menge Menschen im eingeschloßnen Raum beisammen ist.
[4] tree
Kant hat den Begriff des Negativen in die Weltweisheit eingeführt.
s-4
athenaeum-f3-s1
Kant hat den Begriff des Negativen in die Weltweisheit eingeführt.
[5] tree
Sollte es nicht ein nützlicher Versuch sein, nun auch den Begriff des Positiven in die Philosophie einzuführen?
s-5
athenaeum-f3-s2
Sollte es nicht ein nützlicher Versuch sein, nun auch den Begriff des Positiven in die Philosophie einzuführen?
[6] tree
Zum großen Nachteil der Theorie von den Dichtarten vernachlässigt man oft die Unterabteilungen der Gattungen.
s-6
athenaeum-f4-s1
Zum großen Nachteil der Theorie von den Dichtarten vernachlässigt man oft die Unterabteilungen der Gattungen.
[7] tree
So teilt sich zum Beispiel die Naturpoesie in die natürliche und in die künstliche, und die Volkspoesie in die Volkspoesie für das Volk und in die Volkspoesie für Standespersonen und Gelehrte.
s-7
athenaeum-f4-s2
So teilt sich zum Beispiel die Naturpoesie in die natürliche und in die künstliche, und die Volkspoesie in die Volkspoesie für das Volk und in die Volkspoesie für Standespersonen und Gelehrte.
[8] tree
Was gute Gesellschaft genannt wird, ist meistens nur eine Mosaik von geschliffnen Karikaturen
s-8
athenaeum-f5-s1
Was gute Gesellschaft genannt wird, ist meistens nur eine Mosaik von geschliffnen Karikaturen
[9] tree
Man hat von manchem Monarchen gesagt: er würde ein sehr liebenswürdiger Privatmann gewesen sein, nur zum Könige habe er nicht getaugt.
s-9
athenaeum-f12-s1
Man hat von manchem Monarchen gesagt: er würde ein sehr liebenswürdiger Privatmann gewesen sein, nur zum Könige habe er nicht getaugt.
[10] tree
Verhält es sich etwa mit der Bibel ebenso?
s-10
athenaeum-f12-s2
Verhält es sich etwa mit der Bibel ebenso?
[11] tree
Ist sie auch bloß ein liebenswürdiges Privatbuch, das nur nicht Bibel sein sollte?
s-11
athenaeum-f12-s3
Ist sie auch bloß ein liebenswürdiges Privatbuch, das nur nicht Bibel sein sollte?
[12] tree
Wenn junge Personen beiderlei Geschlechts nach einer lustigen Musik zu tanzen wissen, so fällt es ihnen gar nicht ein, deshalb über die Tonkunst urteilen zu wollen.
s-12
athenaeum-f13-s1
Wenn junge Personen beiderlei Geschlechts nach einer lustigen Musik zu tanzen wissen, so fällt es ihnen gar nicht ein, deshalb über die Tonkunst urteilen zu wollen.
[13] tree
Warum haben die Leute weniger Respekt vor der Poesie?
s-13
athenaeum-f13-s2
Warum haben die Leute weniger Respekt vor der Poesie?
[14] tree
Der Selbstmord ist gewöhnlich nur eine Begebenheit, selten eine Handlung.
s-14
athenaeum-f15-s1
Der Selbstmord ist gewöhnlich nur eine Begebenheit, selten eine Handlung.
[15] tree
Ist es das erste, so hat der Täter immer Unrecht, wie ein Kind, das sich emanzipieren will.
s-15
athenaeum-f15-s2
Ist es das erste, so hat der Täter immer Unrecht, wie ein Kind, das sich emanzipieren will.
[16] tree
Ist es aber eine Handlung, so kann vom Recht gar nicht die Frage sein, sondern nur von der Schicklichkeit.
s-16
athenaeum-f15-s3
Ist es aber eine Handlung, so kann vom Recht gar nicht die Frage sein, sondern nur von der Schicklichkeit.
[17] tree
Denn dieser allein ist die Willkür unterworfen, welche alles bestimmen soll was in den reinen Gesetzen nicht bestimmt werden kann, wie das Jetzt, und das Hier, und alles bestimmen darf, was nicht die Willkür andrer, und dadurch sie selbst vernichtet.
s-17
athenaeum-f15-s4
Denn dieser allein ist die Willkür unterworfen, welche alles bestimmen soll was in den reinen Gesetzen nicht bestimmt werden kann, wie das Jetzt, und das Hier, und alles bestimmen darf, was nicht die Willkür andrer, und dadurch sie selbst vernichtet.
[18] tree
Es ist nie unrecht, freiwillig zu sterben, aber oft unanständig, länger zu leben.
s-18
athenaeum-f15-s5
Es ist nie unrecht, freiwillig zu sterben, aber oft unanständig, länger zu leben.
[19] tree
Die dramatische Form kann man wählen aus Hang zur systematischen Vollständigkeit, oder um Menschen nicht bloß darzustellen, sondern nachzuahmen und nachzumachen, oder aus Bequemlichkeit, oder aus Gefälligkeit für die Musik, oder auch aus reiner Freude am Sprechen, und Sprechen lassen.
s-19
athenaeum-f17-s1
Die dramatische Form kann man wählen aus Hang zur systematischen Vollständigkeit, oder um Menschen nicht bloß darzustellen, sondern nachzuahmen und nachzumachen, oder aus Bequemlichkeit, oder aus Gefälligkeit für die Musik, oder auch aus reiner Freude am Sprechen, und Sprechen lassen.
[20] tree
Das sicherste Mittel unverständlich oder vielmehr mißverständlich zu sein, ist, wenn man die Worte in ihrem ursprünglichen Sinne braucht;
s-20
athenaeum-f19-s1
Das sicherste Mittel unverständlich oder vielmehr mißverständlich zu sein, ist, wenn man die Worte in ihrem ursprünglichen Sinne braucht;
[21] tree
besonders Worte aus den alten Sprachen.
s-21
athenaeum-f19-s2
besonders Worte aus den alten Sprachen.
[22] tree
Die Kantische Philosophie gleicht dem untergeschobnen Briefe, den Maria in Shakespeares »Was ihr wollt«, dem Malvolio in den Weg legt.
s-22
athenaeum-f21-s1
Die Kantische Philosophie gleicht dem untergeschobnen Briefe, den Maria in Shakespeares »Was ihr wollt«, dem Malvolio in den Weg legt.
[23] tree
Nur mit dem Unterschiede, daß es in Deutschland zahllose philosophische Malvolios gibt, die nun die Kniegürtel kreuzweise binden, gelbe Strümpfe tragen, und immerfort fantastisch lächeln.
s-23
athenaeum-f21-s2
Nur mit dem Unterschiede, daß es in Deutschland zahllose philosophische Malvolios gibt, die nun die Kniegürtel kreuzweise binden, gelbe Strümpfe tragen, und immerfort fantastisch lächeln.
[24] tree
Ein Projekt ist der subjektive Keim eines werdenden Objekts.
s-24
athenaeum-f22-s1
Ein Projekt ist der subjektive Keim eines werdenden Objekts.
[25] tree
Ein vollkommnes Projekt müßte zugleich ganz subjektiv, und ganz objektiv, ein unteilbares und lebendiges Individuum sein.
s-25
athenaeum-f22-s2
Ein vollkommnes Projekt müßte zugleich ganz subjektiv, und ganz objektiv, ein unteilbares und lebendiges Individuum sein.
[26] tree
Seinem Ursprunge nach, ganz subjektiv, original, nur grade in diesem Geiste möglich; seinem Charakter nach ganz objektiv, physisch und moralisch notwendig.
s-26
athenaeum-f22-s3
Seinem Ursprunge nach, ganz subjektiv, original, nur grade in diesem Geiste möglich; seinem Charakter nach ganz objektiv, physisch und moralisch notwendig.
[27] tree
Der Sinn für Projekte, die man Fragmente aus der Zukunft nennen könnte, ist von dem Sinn für Fragmente aus der Vergangenheit nur durch die Richtung verschieden, die bei ihm progressiv, bei jenem aber regressiv ist.
s-27
athenaeum-f22-s4
Der Sinn für Projekte, die man Fragmente aus der Zukunft nennen könnte, ist von dem Sinn für Fragmente aus der Vergangenheit nur durch die Richtung verschieden, die bei ihm progressiv, bei jenem aber regressiv ist.
[28] tree
Das Wesentliche ist die Fähigkeit, Gegenstände unmittelbar zugleich zu idealisieren, und zu realisieren, zu ergänzen, und teilweise in sich auszuführen.
s-28
athenaeum-f22-s5
Das Wesentliche ist die Fähigkeit, Gegenstände unmittelbar zugleich zu idealisieren, und zu realisieren, zu ergänzen, und teilweise in sich auszuführen.
[29] tree
Da nun transzendental eben das ist, was auf die Verbindung oder Trennung des Idealen und des Realen Bezug hat;
s-29
athenaeum-f22-s6
Da nun transzendental eben das ist, was auf die Verbindung oder Trennung des Idealen und des Realen Bezug hat;
[30] tree
so könnte man wohl sagen, der Sinn für Fragmente und Projekte sei der transzendentale Bestandteil des historischen Geistes.
s-30
athenaeum-f22-s7
so könnte man wohl sagen, der Sinn für Fragmente und Projekte sei der transzendentale Bestandteil des historischen Geistes.
[31] tree
Es wird manches gedruckt, was besser nur gesagt würde, und zuweilen etwas gesagt, was schicklicher gedruckt wäre.
s-31
athenaeum-f23-s1
Es wird manches gedruckt, was besser nur gesagt würde, und zuweilen etwas gesagt, was schicklicher gedruckt wäre.
[32] tree
Wenn die Gedanken die besten sind, die sich zugleich sagen und schreiben lassen, so ists wohl der Mühe wert, zuweilen nachzusehen, was sich von dem Gesprochnen schreiben, und was sich von dem Geschriebnen drucken läßt.
s-32
athenaeum-f23-s2
Wenn die Gedanken die besten sind, die sich zugleich sagen und schreiben lassen, so ists wohl der Mühe wert, zuweilen nachzusehen, was sich von dem Gesprochnen schreiben, und was sich von dem Geschriebnen drucken läßt.
[33] tree
Anmaßend ist es freilich, noch bei Lebzeiten Gedanken zu haben, ja bekannt zu machen.
s-33
athenaeum-f23-s3
Anmaßend ist es freilich, noch bei Lebzeiten Gedanken zu haben, ja bekannt zu machen.
[34] tree
Ganze Werke zu schreiben ist ungleich bescheidner, weil sie ja wohl bloß aus andern Werken zusammengesetzt sein können, und weil dem Gedanken da auf den schlimmsten Fall die Zuflucht bleibt, der Sache den Vorrang zu lassen, und sich demütig in den Winkel zu stellen.
s-34
athenaeum-f23-s4
Ganze Werke zu schreiben ist ungleich bescheidner, weil sie ja wohl bloß aus andern Werken zusammengesetzt sein können, und weil dem Gedanken da auf den schlimmsten Fall die Zuflucht bleibt, der Sache den Vorrang zu lassen, und sich demütig in den Winkel zu stellen.
[35] tree
Aber Gedanken, einzelne Gedanken sind gezwungen, einen Wert für sich haben zu wollen, und müssen Anspruch darauf machen, eigen und gedacht zu sein.
s-35
athenaeum-f23-s5
Aber Gedanken, einzelne Gedanken sind gezwungen, einen Wert für sich haben zu wollen, und müssen Anspruch darauf machen, eigen und gedacht zu sein.
[36] tree
Das einzige, was eine Art von Trost dagegen gibt, ist, daß nichts anmaßender sein kann, als überhaupt zu existieren, oder gar auf eine bestimmte selbständige Art zu existieren.
s-36
athenaeum-f23-s6
Das einzige, was eine Art von Trost dagegen gibt, ist, daß nichts anmaßender sein kann, als überhaupt zu existieren, oder gar auf eine bestimmte selbständige Art zu existieren.
[37] tree
Aus dieser ursprünglichen Grundanmaßung folgen nun doch einmal alle abgeleiteten, man stelle sich wie man auch will.
s-37
athenaeum-f23-s7
Aus dieser ursprünglichen Grundanmaßung folgen nun doch einmal alle abgeleiteten, man stelle sich wie man auch will.
[38] tree
Viele Werke der Alten sind Fragmente geworden.
s-38
athenaeum-f24-s1
Viele Werke der Alten sind Fragmente geworden.
[39] tree
Viele Werke der Neuern sind es gleich bei der Entstehung.
s-39
athenaeum-f24-s2
Viele Werke der Neuern sind es gleich bei der Entstehung.
[40] tree
Nicht selten ist das Auslegen ein Einlegen des Erwünschten, oder des Zweckmäßigen, und viele Ableitungen sind eigentlich Ausleitungen.
s-40
athenaeum-f25-s1
Nicht selten ist das Auslegen ein Einlegen des Erwünschten, oder des Zweckmäßigen, und viele Ableitungen sind eigentlich Ausleitungen.
[41] tree
Ein Beweis, daß Gelehrsamkeit und Spekulation der Unschuld des Geistes nicht so schädlich sind, als man uns glauben machen will.
s-41
athenaeum-f25-s2
Ein Beweis, daß Gelehrsamkeit und Spekulation der Unschuld des Geistes nicht so schädlich sind, als man uns glauben machen will.
[42] tree
Denn ist es nicht recht kindlich, froh über das Wunder zu erstaunen, das man selbst veranstaltet hat?
s-42
athenaeum-f25-s3
Denn ist es nicht recht kindlich, froh über das Wunder zu erstaunen, das man selbst veranstaltet hat?
[43] tree
Die Deutschheit ist wohl darum ein Lieblingsgegenstand der Charakteriseurs, weil eine Nation je weniger sie fertig, umso mehr ein Gegenstand der Kritik ist, und nicht der Historie.
s-43
athenaeum-f26-s1
Die Deutschheit ist wohl darum ein Lieblingsgegenstand der Charakteriseurs, weil eine Nation je weniger sie fertig, umso mehr ein Gegenstand der Kritik ist, und nicht der Historie.
[44] tree
Die meisten Menschen sind, wie Leibnizens mögliche Welten, nur gleichberechtigte Prätendenten der Existenz.
s-44
athenaeum-f27-s1
Die meisten Menschen sind, wie Leibnizens mögliche Welten, nur gleichberechtigte Prätendenten der Existenz.
[45] tree
Es gibt wenig Existenten.
s-45
athenaeum-f27-s2
Es gibt wenig Existenten.
[46] tree
Folgendes scheinen nächst der vollendeten Darstellung des kritischen Idealismus, die immer das erste bleibt, die wichtigsten Desiderata der Philosophie zu sein: eine materiale Logik, eine poetische Poetik, eine positive Politik, eine systematische Ethik, und eine praktische Historie.
s-46
athenaeum-f28-s1
Folgendes scheinen nächst der vollendeten Darstellung des kritischen Idealismus, die immer das erste bleibt, die wichtigsten Desiderata der Philosophie zu sein: eine materiale Logik, eine poetische Poetik, eine positive Politik, eine systematische Ethik, und eine praktische Historie.
[47] tree
Witzige Einfälle sind die Sprüchwörter der gebildeten Menschen.
s-47
athenaeum-f29-s1
Witzige Einfälle sind die Sprüchwörter der gebildeten Menschen.
[48] tree
Ein blühendes Mädchen ist das reizendste Symbol vom reinen guten Willen.
s-48
athenaeum-f30-s1
Ein blühendes Mädchen ist das reizendste Symbol vom reinen guten Willen.
[49] tree
Prüderie ist Prätension auf Unschuld, ohne Unschuld.
s-49
athenaeum-f31-s1
Prüderie ist Prätension auf Unschuld, ohne Unschuld.
[50] tree
Die Frauen müssen wohl prüde bleiben, so lange Männer sentimental, dumm und schlecht genug sind, ewige Unschuld und Mangel an Bildung von ihnen zu fodern.
s-50
athenaeum-f31-s2
Die Frauen müssen wohl prüde bleiben, so lange Männer sentimental, dumm und schlecht genug sind, ewige Unschuld und Mangel an Bildung von ihnen zu fodern.
[51] tree
Denn Unschuld ist das einzige, was Bildungslosigkeit adeln kann.
s-51
athenaeum-f31-s3
Denn Unschuld ist das einzige, was Bildungslosigkeit adeln kann.
[52] tree
Man soll Witz haben, aber nicht haben wollen; sonst entsteht Witzelei, Alexandrinischer Styl in Witz.
s-52
athenaeum-f32-s1
Man soll Witz haben, aber nicht haben wollen; sonst entsteht Witzelei, Alexandrinischer Styl in Witz.
[53] tree
Es ist weit schwerer, andre zu veranlassen, daß sie gut reden, als selbst gut zu reden.
s-53
athenaeum-f33-s1
Es ist weit schwerer, andre zu veranlassen, daß sie gut reden, als selbst gut zu reden.
[54] tree
Fast alle Ehen sind nur Konkubinate, Ehen an der linken Hand, oder vielmehr provisorische Versuche, und entfernte Annäherungen zu einer wirklichen Ehe, deren eigentliches Wesen, nicht nach den Paradoxen dieses oder jenes Systems, sondern nach allen geistlichen und weltlichen Rechten darin besteht, daß mehre Personen nur eine werden sollen.
s-54
athenaeum-f34-s1
Fast alle Ehen sind nur Konkubinate, Ehen an der linken Hand, oder vielmehr provisorische Versuche, und entfernte Annäherungen zu einer wirklichen Ehe, deren eigentliches Wesen, nicht nach den Paradoxen dieses oder jenes Systems, sondern nach allen geistlichen und weltlichen Rechten darin besteht, daß mehre Personen nur eine werden sollen.
[55] tree
Ein artiger Gedanke, dessen Realisierung jedoch viele und große Schwierigkeiten zu haben scheint.
s-55
athenaeum-f34-s2
Ein artiger Gedanke, dessen Realisierung jedoch viele und große Schwierigkeiten zu haben scheint.
[56] tree
Schon darum sollte die Willkür, die wohl ein Wort mitreden darf, wenn es darauf ankommt, ob einer ein Individuum für sich, oder nur der integrante Teil einer gemeinschaftlichen Personalität sein will, hier so wenig als möglich beschränkt werden; und es läßt sich nicht absehen, was man gegen eine Ehe à quatre Gründliches einwenden könnte.
s-56
athenaeum-f34-s3
Schon darum sollte die Willkür, die wohl ein Wort mitreden darf, wenn es darauf ankommt, ob einer ein Individuum für sich, oder nur der integrante Teil einer gemeinschaftlichen Personalität sein will, hier so wenig als möglich beschränkt werden; und es läßt sich nicht absehen, was man gegen eine Ehe à quatre Gründliches einwenden könnte.
[57] tree
Wenn aber der Staat gar die mißglückten Eheversuche mit Gewalt zusammenhalten will, so hindert er dadurch die Möglichkeit der Ehe selbst, die durch neue, vielleicht glücklichere Versuche befördert werden könnte.
s-57
athenaeum-f34-s4
Wenn aber der Staat gar die mißglückten Eheversuche mit Gewalt zusammenhalten will, so hindert er dadurch die Möglichkeit der Ehe selbst, die durch neue, vielleicht glücklichere Versuche befördert werden könnte.
[58] tree
Der Zyniker dürfte eigentlich gar keine Sachen haben: denn alle Sachen, die ein Mensch hat, haben ihn doch in gewissem Sinne wieder.
s-58
athenaeum-f35-s1
Der Zyniker dürfte eigentlich gar keine Sachen haben: denn alle Sachen, die ein Mensch hat, haben ihn doch in gewissem Sinne wieder.
[59] tree
Es kömmt also nur darauf an, die Sachen so zu haben, als ob man sie nicht hätte.
s-59
athenaeum-f35-s2
Es kömmt also nur darauf an, die Sachen so zu haben, als ob man sie nicht hätte.
[60] tree
Noch künstlicher und noch zynischer ist es aber, die Sachen so nicht zu habe, als ob man sie hätte.
s-60
athenaeum-f35-s3
Noch künstlicher und noch zynischer ist es aber, die Sachen so nicht zu habe, als ob man sie hätte.
[61] tree
Niemand beurteilt eine Dekorationsmalerei und ein Altarblatt, eine Operette und eine Kirchenmusik, eine Predigt und eine philosophische Abhandlung nach demselben Maßstabe.
s-61
athenaeum-f36-s1
Niemand beurteilt eine Dekorationsmalerei und ein Altarblatt, eine Operette und eine Kirchenmusik, eine Predigt und eine philosophische Abhandlung nach demselben Maßstabe.
[62] tree
Warum macht man also an die rhetorische Poesie, welche nur auf der Bühne existiert, Foderungen, die nur durch höhere dramatische Kunst erfüllt werden können?
s-62
athenaeum-f36-s2
Warum macht man also an die rhetorische Poesie, welche nur auf der Bühne existiert, Foderungen, die nur durch höhere dramatische Kunst erfüllt werden können?
[63] tree
Manche witzige Einfälle sind wie das überraschende Wiedersehen zwei befreundeter Gedanken nach einer langen Trennung.
s-63
athenaeum-f37-s1
Manche witzige Einfälle sind wie das überraschende Wiedersehen zwei befreundeter Gedanken nach einer langen Trennung.
[64] tree
Die Geduld, sagte S., verhält sich zu Chamforts état d'epigramme wie die Religion zur Philosophie.
s-64
athenaeum-f38-s1
Die Geduld, sagte S., verhält sich zu Chamforts état d'epigramme wie die Religion zur Philosophie.
[65] tree
Die meisten Gedanken sind nur Profile von Gedanken.
s-65
athenaeum-f39-s1
Die meisten Gedanken sind nur Profile von Gedanken.
[66] tree
Diese muß man umkehren, und mit ihren Antipoden synthesieren.
s-66
athenaeum-f39-s2
Diese muß man umkehren, und mit ihren Antipoden synthesieren.
[67] tree
Viele philosophische Schriften, die es sonst nicht haben würden, erhalten dadurch ein großes Interesse.
s-67
athenaeum-f39-s3
Viele philosophische Schriften, die es sonst nicht haben würden, erhalten dadurch ein großes Interesse.
[68] tree
Noten zu einem Gedicht, sind wie anatomische Vorlesungen über einen Braten.
s-68
athenaeum-f40-s1
Noten zu einem Gedicht, sind wie anatomische Vorlesungen über einen Braten.
[69] tree
Die welche Profession davon gemacht haben, den Kant zu erklären waren entweder solche, denen es an einem Organ fehlte, um sich von den Gegenständen über die Kant geschrieben hat, einige Notiz zu verschaffen; oder solche, die nur das kleine Unglück hatten, niemand zu verstehen als sich selbst; oder solche, die sich noch verworrener ausdrückten als er.
s-69
athenaeum-f41-s1
Die welche Profession davon gemacht haben, den Kant zu erklären waren entweder solche, denen es an einem Organ fehlte, um sich von den Gegenständen über die Kant geschrieben hat, einige Notiz zu verschaffen; oder solche, die nur das kleine Unglück hatten, niemand zu verstehen als sich selbst; oder solche, die sich noch verworrener ausdrückten als er.
[70] tree
Gute Dramen müssen drastisch sein.
s-70
athenaeum-f42-s1
Gute Dramen müssen drastisch sein.
[71] tree
Die Philosophie geht noch zu sehr grade aus, ist noch nicht zyklisch genug.
s-71
athenaeum-f43-s1
Die Philosophie geht noch zu sehr grade aus, ist noch nicht zyklisch genug.
[72] tree
Jede philosophische Rezension sollte zugleich Philosophie der Rezensionen sein.
s-72
athenaeum-f44-s1
Jede philosophische Rezension sollte zugleich Philosophie der Rezensionen sein.
[73] tree
Neu, oder nicht neu, ist das, wornach auf dem höchsten und niedrigsten Standpunkte, dem Standpunkte der Geschichte, und dem der Neugierde, bei einem Werk gefragt wird.
s-73
athenaeum-f45-s1
Neu, oder nicht neu, ist das, wornach auf dem höchsten und niedrigsten Standpunkte, dem Standpunkte der Geschichte, und dem der Neugierde, bei einem Werk gefragt wird.
[74] tree
Ein Regiment Soldaten en parade ist nach der Denkart mancher Philosophen ein System.
s-74
athenaeum-f46-s1
Ein Regiment Soldaten en parade ist nach der Denkart mancher Philosophen ein System.
[75] tree
Kritisch heißt die Philosophie der Kantianer wohl per antiphrasin; oder es ist ein epitheton ornans.
s-75
athenaeum-f47-s1
Kritisch heißt die Philosophie der Kantianer wohl per antiphrasin; oder es ist ein epitheton ornans.
[76] tree
Mit den größten Philosophen geht mirs, wie dem Plato mit den Spartanern.
s-76
athenaeum-f48-s1
Mit den größten Philosophen geht mirs, wie dem Plato mit den Spartanern.
[77] tree
Er liebte und achtete sie unendlich, aber er klagt immer, daß sie überall auf halbem Wege stehn geblieben wären.
s-77
athenaeum-f48-s2
Er liebte und achtete sie unendlich, aber er klagt immer, daß sie überall auf halbem Wege stehn geblieben wären.
[78] tree
Die Frauen werden in der Poesie ebenso ungerecht behandelt, wie im Leben.
s-78
athenaeum-f49-s1
Die Frauen werden in der Poesie ebenso ungerecht behandelt, wie im Leben.
[79] tree
Die weiblichen sind nicht idealisch, und die idealischen sind nicht weiblich.
s-79
athenaeum-f49-s2
Die weiblichen sind nicht idealisch, und die idealischen sind nicht weiblich.
[80] tree
Wahre Liebe sollte ihrem Ursprunge nach, zugleich ganz willkürlich und ganz zufällig sein, und zugleich notwendig und frei scheinen; ihrem Charakter nach aber zugleich Bestimmung und Tugend sein, ein Geheimnis, und ein Wunder scheinen.
s-80
athenaeum-f50-s1
Wahre Liebe sollte ihrem Ursprunge nach, zugleich ganz willkürlich und ganz zufällig sein, und zugleich notwendig und frei scheinen; ihrem Charakter nach aber zugleich Bestimmung und Tugend sein, ein Geheimnis, und ein Wunder scheinen.
[81] tree
Naiv ist, was bis zur Ironie, oder bis zum steten Wechsel von Selbstschöpfung und Selbstvernichtung natürlich, individuell oder klassisch ist, oder scheint.
s-81
athenaeum-f51-s1
Naiv ist, was bis zur Ironie, oder bis zum steten Wechsel von Selbstschöpfung und Selbstvernichtung natürlich, individuell oder klassisch ist, oder scheint.
[82] tree
Ist es bloß Instinkt, so ists kindlich, kindisch, oder albern;
s-82
athenaeum-f51-s2
Ist es bloß Instinkt, so ists kindlich, kindisch, oder albern;
[83] tree
ists bloße Absicht, so entsteht Affektation.
s-83
athenaeum-f51-s3
ists bloße Absicht, so entsteht Affektation.
[84] tree
Das schöne, poetische, idealische Naive muß zugleich Absicht, und Instinkt sein.
s-84
athenaeum-f51-s4
Das schöne, poetische, idealische Naive muß zugleich Absicht, und Instinkt sein.
[85] tree
Das Wesen der Absicht in diesem Sinne ist die Freiheit.
s-85
athenaeum-f51-s5
Das Wesen der Absicht in diesem Sinne ist die Freiheit.
[86] tree
Bewußtsein ist noch bei weitem nicht Absicht.
s-86
athenaeum-f51-s6
Bewußtsein ist noch bei weitem nicht Absicht.
[87] tree
Es gibt ein gewisses verliebtes Anschauen eigner Natürlichkeit oder Albernheit, das selbst unsäglich albern ist.
s-87
athenaeum-f51-s7
Es gibt ein gewisses verliebtes Anschauen eigner Natürlichkeit oder Albernheit, das selbst unsäglich albern ist.
[88] tree
Absicht erfordert nicht gerade einen tiefen Calcul oder Plan.
s-88
athenaeum-f51-s8
Absicht erfordert nicht gerade einen tiefen Calcul oder Plan.
[89] tree
Auch das Homerische Naive ist nicht bloß Instinkt: es ist wenigstens so viel Absicht darin, wie in der Anmut lieblicher Kinder, oder unschuldiger Mädchen.
s-89
athenaeum-f51-s9
Auch das Homerische Naive ist nicht bloß Instinkt: es ist wenigstens so viel Absicht darin, wie in der Anmut lieblicher Kinder, oder unschuldiger Mädchen.
[90] tree
Wenn Er auch keine Absichten hatte, so hat doch seine Poesie und die eigentliche Verfasserin derselben, die Natur, Absicht.
s-90
athenaeum-f51-s10
Wenn Er auch keine Absichten hatte, so hat doch seine Poesie und die eigentliche Verfasserin derselben, die Natur, Absicht.
[91] tree
Es gibt eine eigne Gattung Menschen, bei denen die Begeistrung der Langenweile, die erste Regung der Philosophie ist.
s-91
athenaeum-f52-s1
Es gibt eine eigne Gattung Menschen, bei denen die Begeistrung der Langenweile, die erste Regung der Philosophie ist.
[92] tree
Es ist gleich tödlich für den Geist, ein System zu haben, und keins zu haben.
s-92
athenaeum-f53-s1
Es ist gleich tödlich für den Geist, ein System zu haben, und keins zu haben.
[93] tree
Er wird sich also wohl entschließen müssen, beides zu verbinden.
s-93
athenaeum-f53-s2
Er wird sich also wohl entschließen müssen, beides zu verbinden.
[94] tree
Man kann nur Philosoph werden, nicht es sein.
s-94
athenaeum-f54-s1
Man kann nur Philosoph werden, nicht es sein.
[95] tree
Sobald man es zu sein glaubt, hört man auf es zu werden.
s-95
athenaeum-f54-s2
Sobald man es zu sein glaubt, hört man auf es zu werden.
[96] tree
Es gibt Klassifikationen, die als Klassifikationen schlecht genug sind, aber ganze Nationen und Zeitalter beherrschen, und oft äußerst charakteristisch und wie Zentralmonaden eines solchen historischen Individuums sind.
s-96
athenaeum-f55-s1
Es gibt Klassifikationen, die als Klassifikationen schlecht genug sind, aber ganze Nationen und Zeitalter beherrschen, und oft äußerst charakteristisch und wie Zentralmonaden eines solchen historischen Individuums sind.
[97] tree
So die griechische Einteilung aller Dinge in göttliche und menschliche, die sogar eine Homerische Antiquität ist.
s-97
athenaeum-f55-s2
So die griechische Einteilung aller Dinge in göttliche und menschliche, die sogar eine Homerische Antiquität ist.
[98] tree
So die römische Einteilung in Zu Haus, und Im Kriege.
s-98
athenaeum-f55-s3
So die römische Einteilung in Zu Haus, und Im Kriege.
[99] tree
Bei den Neuern redet man immer von dieser und jener Welt, als ob es mehr als eine Welt gäbe.
s-99
athenaeum-f55-s4
Bei den Neuern redet man immer von dieser und jener Welt, als ob es mehr als eine Welt gäbe.
[100] tree
Aber freilich ist bei ihnen auch das meiste so isoliert und getrennt wie ihre Diese und Jene Welt.
s-100
athenaeum-f55-s5
Aber freilich ist bei ihnen auch das meiste so isoliert und getrennt wie ihre Diese und Jene Welt.

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