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kann aber das göttliche Gesetz von Bösen aus Zwang zu ihren Heil er-
füllt werden, und nur die erfüllen es mit Nutzen, die sich aus Liebe
und freiwillig zu ihm bekennen und Gott dadurch Gehorsam und Ehre
erweisen wollen; auch ruft er keine andercn als diejenigen, die es gern
und freiwillig thun, sich selbst verläugnend, um ihm nachzufolgen. Des-
wegen haben Christi Apostel, die die Schlüssel besassen, aus der Schrift
keine solchen Gesetze für die Sünder gemacht, sondern dieselbe nur ge-
lehrt und mit Verständnis erklärt, damit diejenigen, die aus Liebe es
thun wollten, die Schrift erfülleten... Wer aber der Lehre der Apostel
gemäss die h. Schriften nicht befolgen wollte, den haben sie ausge-
schlossen... Solche haben sie alsogleich von sich getrennt, ihnen das
himmlische Reich verschlossen und keinen anderen Weg eröffnet durch
dieselbe Schrift, der jene in Wahrheit nicht genug thun wollten. Aber
die jetzigen, die sich zu Nachfolgern der Apostel aufwerfen, die durch
Glauben und Schrift mit den Sündern dieser Welt in Gemeinschaft ge-
treten sind, haben keinen Grund, ihnen den Himmel zu schliessen —
diese ehrenwerten Männer, die in grossen Häusern sitzen, diese Purpur-
männer in schönen Mänteln mit weiten Kaputzen, mit hohen Mützen
und mit fettem Bauche: sie handhaben mit grossem Ruhme die göttlichen
Ordnungen und erfüllen die ganze Schrift nach den Satzungen der Con-
cilien. Ihr erfüllet ja aufs beste alles, was im alten und neuen Testa-
mente. steht, nach den Bestimmungen der Doktoren, der Bischöfe, der
Concilien, und dazu habt ihr Missale, Viatiken, Agenden, Canzionale, und
nicht einmal ein Vaterunser wird an einer anderen Stelle recitirt, als
bestimmt ist. Alles ist genau der Zeit und der Gewohnheit angepasst...
. und in mannigfaltige Lieder gebracht... nach Noten, einmal traurig mit
tiefer, ein anderesmal freudig mit hoher Stimme. So erfüllet ihr die
Schrift nach den Satzungen... Aber Gott befiehlt nicht die Schrift durch
Anstimmung von süssen Liedern zu erfüllen, denn er hat dieselbe ge-
geben, auf dass die Menschen gute Werke vollbringen... Welche Menge
von práehtigen Lektionen durchsingt ihr und durchmurmelt ihr aus den
Büchern mit dem Munde... aber wo bleiben die Werke?...
... Es pflegte einst dein Meister Jacobus zu sagen: „Ach, wir
armen Priester! wir schrelen hinter unseren Pulten wie die Priester
Baals, aber das Opfer entbrennt nicht.^ Und der heilige Hieronymus
sagt, das Bellen der: Hunde sei besser als der Gesang der stolzen
und wollüstigen Geistlichkeit. Der h. Bernhard rügt auch nachdrücklich
den Kirehengesang mit seinen hohen und niedrigen Weisen...
Aus all’ dem, was gesagt worden, kann jeder ersehen, wie wenig die
besonderen Gesetze fruchten, die man der Schrift entnommen hat...
Was nützt dem Mönche seine Armut, da es heisst: Selig sind die
Armen im Geiste! — Da ihre Armut cin Geiz ist, dem kein Almosen,
keine Dotation befriedigt, bodenlos, unersáttlich: so kann die Seligkeit
auf ihre unersáttliche Armut sich nicht gründen. Und ihr selbst, befolgt
ihr denn die Schrift in anderen Geboten, deren ihr gar viele hersagt?...
Sieh den Glauben vom Leibe Gottes!... Unter den Aposteln und
ihren Nachfolgern konnten die Gláubigen tàglich im Glauben und aus Liebe
den Leib Christi geniessen und sein Blut trinken... Aber unter den