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die Ehe schliessen, selbst heilig sind. Die Ehe ist zum zeitlichen Wohle
förderlich. Sie ist älter als das Christentum und besteht auch bei Juden
und Heiden, -— Es gibt solche, welche die Jungfräulichkeit höher schätzen
und die Ehe verachten. Aber ohne Grund. Denn oft ist die Enthalt-
samkeit die Folge ihrer kalten Natur oder ihrer Kränklichkeit. Hat der
Mensch aber die Lust in sich überwunden, so soll er sich nicht damit
brüsten, denn die Hoffart verträgt sich nicht mit der Tugend.) ')
(Das sechste Sakrament ist die Firmung. — Christus hat die Sendung
des h. Geistes versprochen; die Apostel haben den Getauften die Hände
aufgelegt und diese empfiengen den h. Geist. Was die Magister unter
Firmung verstehen, ist aber etwas anderes. Wenn Christus jene sieben
Sakramente eingesetzt hütte, so müsste sich von allen ein Zeugnis in der
Schrift finden, wie es der Fall ist von der Taufe, wie von dem Sakra-
mente des Leibes und Blutes. — Es folgen polemische Ausführungen gegen
die Prager Magister wie in der Taboritenconfession. Die Firmung hat
keine Begründung in der h. Schrift, sondern wurde, lange Zeit nach den
Aposteln, auf einer Versammlung der Bischófe eingesetzt. Und es wurde
immer mehr Prunk hinzugethan bis zum heutigen Tage.) Ich habe über
die Confirmation nichts sicheres erfahren weder aus der Schrift noch von den
Menschen; ich weiss nur etwas von einem Magister, der berühmt war und einen
grossen Namen hatte er an der Prager Schule, Stanislav genannt.?) (Als dieser
einmal sah, wie leiehtsinnig die Firmung ertheilt und empfangen wurde, so
meinte er, die alten Christen hätten eine gute Gewohnheit der Confirmation
gehabt. Die Eltern haben nàmlich damals ihre erwachsenen Kinder dem Bi-
schofe vorgestellt und dieser belehrte sie über die Pflichten eines Christen.
Wenn sie dann gelobten, alles zu halten, so bekrüftigte sie der Bischof
darin mit guten Worten. Und dann berührte er ihre Wange zum Zeichen,
sie sollten Leiden geduldig ertragen. Wenn aber jemand sich zu all? dem,
was ihm gesagt worden, nicht bereit erklüren wollte, so that er es nicht,
sondern verstiess ihn als einen Widersacher des Glaubens. So weit jener
Magister. — Eine solche Confirmation erkläre ich für recht. Hätte auch
in vergangenen Zeiten dieselbe niemals bestanden und führte sie jetzt
jemand ein, so geschähe es nach dem Willen Gottes. (Eben deswegen,
weil jetzt die Taufe allen ohne Wahl ertheilt wird, wäre es gut und
erspriesslich.)
„Das siebente Sakrament der h. Kirche ist die letzte Ölung. Aber
darüber ist schwierig etwas zu sagen.“ (Die Worte des Jacobus be-
gründen kein Sakrament, sondern nur ein Werk der Barmherzigkeit. Es
folgt dasselbe Citat aus Wiclif wie in der Taboritenconfession.) Unter
Umständen kann es gut sein, die Lehre des Apostels zu befolgen, aber
diese Umstände können auch fehlen. So z. B. wenn er jetzt an die Böhmen
schriebe. Wo gibt es da gute Priester? Es gibt aber eine Fülle von Blut-
priestern, denen an der Gesundheit der Kranken nichts gelegen ist. Sie
sind vielmehr voll von Mord der Gesunden und Gott hört das Gebet
') In der Postille wird die Jungfräulichkeit höher angeschlagen.
?) d. h. ich weiss von ihm, dass er so gesprochen habe.
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