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derjenigen nicht, deren Hände und Zunge voll sind von Blut. (Auch die
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Worte des Dionysius begründen kein Sakrament).

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D.
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Chelčickýs Replik gegen Rokycana.

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Den Wunsch alles guten dem Magister Johannes, unserm Freund,
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zuvor.... Wisse,!) was ich dir geschrieben habe, das war nicht aus
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freiem Antrieb, sondern in Folge von vielen Mahnungen anderer: und
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mit Zagen habe ich es gethan, denn es ist mir nicht verborgen, wie weit
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ich anderen nachstehe, da ich spát anfange und vergangene Dinge verfolge,
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und zwar nicht um zu beruhigen, sondern eher um Unfrieden und Un-
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sicherheit zu stiften, gleichsam einem Schatten nachjagend, der vor
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mir flieht. Doch jetzt davon, was du mir entgegnet hast. Mein Sinn hat
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etwas eigenes: das kennt Gott in mir. Was du mir aber geantwortet hast,
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darüber hätte ich viel zu sagen: jedoch die Entfernung, die uns trennt,
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lässt es nicht zu: auch hättest du nicht Musse genug, meine Reden zu
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hören. Darum bitte ich dich, ertrage meine Einfalt mit Nachsicht und
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Geduld, wenn ich auf dasjenige, was du geantwortet, wieder entgegne.
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Thue dies, da dir ja bekannt sein muss, die Meisterschaft und Wissen-
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schaft des Menschen werde nach seiner Geduld erkannt... Wenn daher
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der Bauer, 80 zu sagen, mit der Keule einen tauben Schlag führen sollte,
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so: soll sich deine Meisterschaft daran nicht stossen, denn ich will mit
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der Tinte Dinge aufs Papier schmieren, in denen ich dir widersprechen
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werde, dir einem nicht kindischen Menschen, sondern einem Manne,
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stark in grossen Dingen; dir, von dem ich weiss, wie viel in dir ist,
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wie viel du in dir trágst und dass grosse Dinge von dir endgiltig besiegelt
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werden sollen. Eben deswegen lastet schwer auf meinem Geiste dasjenige,
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was du in dir trägst und was du in deiner Antwort berührt hast. Denn
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solche Satzungen, von altersher aus der Schrift gezogen oder auf der
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Schrift auf mensehliehe Art begründet, sind ein Werk des Antichrists...
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Daher kommt es, das ihr viel arbeitet und dass euere Arbeit doch keinen
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Nutzen bringen kann... Und schrecklich ist es und wunderbar zugleich,
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dass ihr. nicht bedenket, für wen ihr arbeitet, ob ihr Christum im Volke
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auferbauet oder ob ihr durch euere Arbeit und Wissenschaft dem Anti-
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christ aufhelfen wollet. Oder glaubt ihr nicht, dass er unter diesen
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Decken steckend und den Kopf emporstreckend am meisten den Christen
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schadet? Ist euch nicht erinnerlich, dass er kommen sollte in der Fülle
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der Verführung zum Bósen, sich über alles erhebend, was Gottes ist?...

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Ieh will aber zuerst darüber sprechen oder schmieren, was du vom
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Stuhle Moysis behauptest... Du folgerst, dass den Prülaten oder Ober-
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hirten die Macht zustehe, ihren Untergebenen alles zu befehlen, was
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ihnen beliebt; und diese sollen alles halten und erfüllen, was sie
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ihnen sagen... Aber ich glaube, dass du es, obgleich du es mir
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geschrieben, vor Gott nicht beweisen könntest... Christus hat gewusst,

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') Vgl. Palacky IV, 1. S. 470,


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