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war dieses Archiv so reich an historischen Schätzen, daß er
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es während seines damaligen Aufenthaltes kaum übersehen
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konnte. Als Peáina dort zum letztenmale im Jahre 1679 weilte,
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erhielt er von Óenék von Lipa eine Anzahl von Handschriften
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' zum Geschenke. Damals muf er auch, wenn dies nicht schon
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früher geschehen war, jene Urkunden aus dem Lipaschen Ar-
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chive mitgenommen haben, welche jetzt im Kronarchiv erlie-
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gen. Was mit dem Großteil der Bestinde des Lipaschen Fa-
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milienarchivs nach dem Tode des letzten Sprossen dieses Ge-
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schlechtes im Jahre 1680 geschehen ist, ist nicht näher be-
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kannt.

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Neben der Zeit der Hussitenstürme brachte der Einfall der
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Schweden während des 30jährigen Kriegs unseren Archiven ©
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den größten Schaden. Damals wurden aber nicht blo durch
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den Vandalismus der schwedischen Soldateska Archivalien ver-
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nichtet, es kam vielmehr darüber hinaus zu deren planmäßigen
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Beschlagnahme und Entführung. Die archivalische Kriegsbeute .
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der Schweden bildet ebenso wie die aus den Bibliotheken stam-
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mende literarische, eine der interessantesten Fragen der Kultur-
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geschichte. Wir wissen jetzt aus einem Aktenstücke, das im
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Stockholmer Reichsarchiv verwahrt wird und auf das neuer-
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dings O. Walde aufmerksam gemacht hat, da nach der Erobe-
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rung Prags durch die Schweden im Jahre 1648, die in Prag -
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befindlichen staatlichen Archive die besondere Aufmerksamkeit
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des Generals Königsmark erregt haben, so daß dieser sich ver- ©
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anlaßt sah, in Bezug auf die Beschlagnahme und Wegführung
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der in den Prager Archiven und Registraturen erliegenden Archi-
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valien ganz besondere Weisungen ergehen zu lassen, Es sollte
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alles genommen werden »was den Publiquen Stat des Römischen
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Reiches und Königreichs Böhmen, wie auch die Corespondenz,
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so die daselbst residierenden Kaiser und Könige mit fremden
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Potentaten oder ihren Generalen und anderen hohen Ministern
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gehalten«, dann alles »was die Cammersachen und intraden des
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Königreiches Böhmen concerniert«. Der schwedische Kriegs-
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praesident Alexander Erskein forderte die Schlüssel zu den
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einzelnen Prager Registraturen und stattete diesen sehr hiufig
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Besuche ab, um daselbst bestimmte Archivalien zu suchen und
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diese dann in seine Wohnung schaffen zu lassen. Trotz seiner
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immer wieder gegebenen Versicherungen, die entnommenen
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Akten wieder zurückzubringen, lief er sie von Prag wegführen.
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Dasselbe Los wie der Prager Reichsregistratur wurde auch den
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anderen Prager Registraturen, der Statthalterei- und der Kam.
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merregistratur zuteil. Auch sie wurden von den Schweden be-
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schlagnahmt und eine Menge von Urkunden und Akten aus
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ihnen weggeführt, Prüfen wir die Provenienz der vom ehema-
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ligen ósterreichischen Gesandten in Stockholm, Grafen Johann


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