EN | ES |

Facsimile Lines

268


< Page >

[1]
RESUMÉ

[2]
Die Geschichte des böhmischen Kronarchives.

[3]
I. 1. Die Schriftlichkeit im Rechtsverkehre und weit mehr
[4]
noch die schriftliche Geschäftsgebahrung der Behörden die
[5]
Vorbedingungen für die Entstehung von Archiven sind erst
[6]
das Produkt einer hôheren Kulturstufe. Bedeutend später als
[7]
bei den germanischen Völkern, erst um die Mitte des XII. Jahr-
[8]
hundertes kommt es bei den Tschechen.zur Ausfertigung von
[9]
Urkunden und im Zusammenhange damit zur Archivbildung.
[10]
Erst dadurch, daß auch hier das Siegel aus einem Erkennungs-
[11]
zeichen zu einem Beglaubigungsmittel wurde, sind in Böhmen
[12]
die Grundbedingungen für einen Urkundenschutz gegeben und
[13]
eine sorgfältige Aufbewahrung der schriftlichen Zeugnisse
[14]
über Rechtsvorgänge angebahnt worden.

[15]
I. 2. Der hohe Nutzwert der Urkunden war durch den Cha-
[16]
rakter des mittelalterlichen Rechtes gegeben, Daher kam auch
[17]
die Fürsorge der mittelalterlichen Rechtsträger für einen mög-
[18]
lichst vollständigen Urkundenschatz. Wie oft mußten damals
[19]
die Herrscher und noch viel leichter die Untertanen in ihren
[20]
subjektiven Rechten Schaden leiden, wenn sie den Urkunden
[21]
der Gegenpartei keine eigenen Urkunden entgegenstellen konn-
[22]
ten. Aus Sorge um die Erhaltung des Besitzstandes und der
[23]
Privilegien wurde deshalb überall im Mittelalter der Aufbe-
[24]
wahrung der Urkunden besondere Sorgfalt zugewendet. Einzig
[25]
und allein waren es die Erfordernisse des praktischen Lebens,
[26]
welehe archiverhaltend wirkten, keineswegs irgendwelche gei-
[27]
stige Interessen. Damit ist aber nicht gesagt, daR die mittel-
[28]
alterliche Geschichtschreibung überhaupt ganz interesselos an
[29]
den mittelalterlichen Archiven vorbeigegangen ist. Behalten
[30]
wir nur bóhmische Verhältnisse im Auge, so genügt es, auf
[31]
den Chronisten Pulkawa hinzuweisen, der das bóhmische Kron-
[32]
archiv benützt und Urkunden aus ihm in seine Chronik auf-
[33]
genommen hat.

[34]
I. 3. Die mittelalterlichen Archive sind fast ausschlieBlich
[35]
Urkundenarchive, Die Amtsgeschafte wurden nur mindlich ab-
[36]
gewickelt und man empfand auch keinerlei Bediirfnis, cin


Text viewFacsimile