[1] |
|
---|
[2] |
die Hand gegeben, als sicher gelten. Auf die Lageneinteilung wurde schon hin-
|
---|
[3] |
gewiesen. Die ebenfalls schon oben berührte Randbemerkung S. 1, in der die Reihen-
|
---|
[4] |
folge der verschiedenen größeren Abschnitte bestimmt wird, kennt bloß die Propheten-
|
---|
[5] |
Übersetzung nebst der poetischen Vorrede zu den großen Propheten. Diese Vorrede
|
---|
[6] |
will, wie aus V. 171 sowie aus einem Akrostichon (s. unten) deutlich hervorgeht,
|
---|
[7] |
eine Einleitung zu sämtlichen Propheten, den großen wie den kleinen, sein. Dessen
|
---|
[8] |
ungeachtet ist sie vor den kleinen wiederholt. Ihre erste Abschrift steht auf einer
|
---|
[9] |
besonderen Lage und ist durch anderthalb leere Seiten (nicht Blätter, wie Hennig
|
---|
[10] |
sagt) von dem Hauptteile getrennt, während ihre zweite Wiedergabe von den kleinen
|
---|
[11] |
Propheten unmittelbar fortgesetzt wird. Die vier Hauptteile der Hs., die grofien
|
---|
[12] |
und die kleinen Propheten, Hiob und die Apostelgeschichte, beginnen alle mit einer
|
---|
[13] |
neuen Lage. Zwischen den großen und kleinen Propheten findet sich ein un-
|
---|
[14] |
beschriebener, aber lintierter Raum von zwei Seiten, zwischen den Propheten und
|
---|
[15] |
dem Hiob ebenso ein Raum von fünf Seiten. Alles das berechtigt aber noch nicht
|
---|
[16] |
zu dem sehr weitgehenden Schluß, den Hennig (S.7) daraus ziehen zu dürfen
|
---|
[17] |
glaubt: daß alle diese Abschnitte ursprünglich als besondere Manuskripte in dem
|
---|
[18] |
Ordensarchive gelegen hätten. Waren doch die prophetischen Teile augenscheinlich
|
---|
[19] |
von Anfang an auf ein zusammenhängendes Werk berechnet. Auf die Einheit dieses
|
---|
[20] |
ersten Hauptteiles der Hs. deutet die ganze äußere Einrichtung seiner verschiedenen
|
---|
[21] |
Abschnitte: die Seitenüberschriften, Miniaturen, Initialen, die Lagenzählung, die
|
---|
[22] |
ganze Schriftart. Die beiden übrigen Teile der Hs. scheiden sich ganz deutlich nicht
|
---|
[23] |
nur von diesem ersten, sondern auch unter sich. Im Hiob fehlen alle Seitenüber-
|
---|
[24] |
schriften, die Miniaturen beschränken sich auf eine einzige. Die Apostelgeschichte
|
---|
[25] |
hat zwar Seitenüberschriften, aber keine Miniaturen. Der äußeren Ausstattung nach
|
---|
[26] |
stehen die Propheten voran, danach kommt Hiob und zuletzt die Apostelgeschichte.
|
---|
[27] |
Was dagegen das relative Alter dieser Abschriften angeht, so macht Hiob u, a. wegen
|
---|
[28] |
der verblaßten Tinte den Eindruck, älter zu sein. Auf Grund chronologischer
|
---|
[29] |
Nachrichten über die Entstehung der beiden ersten Teile des Werkes (vgl. unten),
|
---|
[30] |
wie auch wegen des allgemeinen Schriftcharakters der ganzen Hs. darf ihr abso-
|
---|
[31] |
lutes Alter etwa mit den Zahlen 1340— 1400 umgrenzi werden.
|
---|
[32] |
Die Schreiberfrage hängt mit diesen Erórterungen nah zusammen. Nach
|
---|
[33] |
Steffenhagen a. a. O. sollen die verschiedenen Teile der Hs. “augenscheinlich” von
|
---|
[34] |
derselben Hand geschrieben sein, eine Meinung, der Müller a. a. O. beigetreten ist.
|
---|
[35] |
Hennig dagegen betrachtet unseren Kodex gewissermaßen als Fabrikarbeit, und zwar
|
---|
[36] |
wohl mit Recht. Denn es mußte, wie Hennig schon hervorhebt, ein solches
|
---|
[37] |
Buch erst durch viele Hände gehen, ehe es ganz fertig wurde. Für diese Annahme
|
---|
[38] |
spricht ganz entschieden schon das oben iiber die Rubrizierungen Gesagte. Was den
|
---|
[39] |
Text betrifft, so sehen sich, meint Hennig, überhaupt alle Prachtwerke jener Zeit, die
|
---|
[40] |
auf dem Königsberger Staatsarchiv liegen, ähnlich, und doch sind sie von ver-
|
---|
[41] |
schiedenen Schreibern verfertigt. Daß sich mehrere Hände auch mit diesem Werke
|
---|
[42] |
beschäftigt haben, erhellt — wie schon Hennig betont — nicht nur aus dem häufigen
|
---|
[43] |
Gebrauch des Punktes in den prophetischen Büchern gegenüber dem viel selteneren
|
---|
[44] |
B*
|
---|