EN | ES |

Facsimile view

966


< Page >

92

gen und im Volke bekráftigen ohne Zuthat des Giftes... so wáret ihr an den Missbräuchen nicht schuld und kônntet sie mit Recht verabscheuen. Denn aus dem Gesetze Gottes könnten sie nicht hervorgehen, diesem könnte sich nur hóchstens eine áussere Gegnerschaft entgegenstellen von solchen, die... sich ihm äusserlich widersetzten, im Heidenthum ver- bleibend, ohne sich in den Glauben einzuschleichen...

Es werden ferner die Worte des Apostels angeführt, um aus ihnen die Macht der Fürsten mit dem Schwerte abzuleiten und unter den Glauben zu brin- gen: nicht umsonst trage er das Schwert, denn er sei ein Diener Gottes. Woraus gefolgert wird, der Fürst sei ein Beamter der Kirche und solle sie Kraft seines Amtesbe schützen. Da ist zu merken, dass ein Beamter von je- manden angestellt und dass ihm ein Amt angewiesen werden muss. So hat der Sohn Gottes deu h. Petrus seiner Herde vorgestellt und ihm sein Werk zugewiesen, als er sprach: ,Petrus, wenn du mich liebst, so weide meine Schafe!" Aber von den Fürsten haben wir keine derartigen si- cheren Belege, dass Christus mit ihnen eiuen Vertrag geschlossen, sie angestellt und ihnen seine Kirche befohlen hátte, sie kraft seines Amtes gegen ihre Feinde zu schützen... Ich finde es nirgends in dem neuen Bunde... Im alten Bunde gab es ein solches Gesetz... Im Gesetze Christi hat der Apostel das Joch der Fürsten dem Volke nicht auferlegt, auch war es nicht ohne König, sein König war Christus. Es ergieng unter Kaiser Augustus das Gebot, dass alle Welt geschätzt würde; woraus ersichtlich ist, dass die heidnische Kaisermacht die ganze Welt umfasste. Und ihre Herrschaft dauerte in derselben Weise bis auf Con- stantin, den Sylvester hinterlistig in den Glauben aufnahm ohne Änderung seines heidnischen Lebens und mit seiner heidnischen Herrschaft und dem heidnischen Rechte. Aber weder Sylvester noch sonst jemand konnte dieser Macht... einen anderen Weg zum Heile im Glauben Christi weisen, ausser dem engen und herben, die Welt zu verachten und ihre Lust. Aber die falsche Priesterschaft hat den Heiden und den Fürsten einen anderen Weg gezeigt, da sie von ihnen Gut annimmt und von ihrem Gute sich nährt. Darum versichert sie sie hinterlistig des Heils und zeigt ihnen einen Weg, der durch Kampf geht, durch Rache und Gericht nach dem Gesetze der Juden, dem Rechte der Kaiser und der Länder. Sie berufen sich auf Johannes, der die Ritter mahnte, sich mit ihrem Solde zu begnügen. Aber Johannes lebte unter dem Volke, das dem Gesetze unterworfen war und konnte es von demselben nicht befreien, bevor das neue Gesetz nicht gegeben war durch den, der nach ihm es geben und einsetzen sollte. Christus selbst hat in solchen Dingen das Volk nicht losgebunden, denn obgleich er selbst die Aussützigen reinigte, so hat sie doch bei den Reinigungen angewiesen, das zu thun, was das alte Gesetz gebietet. Als aber Christus, der das Ende des Gesetzes ist, für die Menschen ge- storben war und den Aposteln den h. Geist gegeben hatte, da haben diese die Aussáützigen nicht mehr zu den Priestern des alten Bundes gesen- det... Das alte Gesetz, das nichts vollkommenes hatte, war aufge- hoben... Auch ist zu bedenken, warum Gott die Macht in dem Volke, das ausserhalb des Glaubens Gottes stand, uranfünglich eingesetzt hatte, námlieh zur Handhabuug der Gerechtigkeit und zur Aufrechthaltung des



Text viewManuscript line view