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Unterthanen derselben brandschatzten und körperlich schädigten. Schon in den früheren
Kriegen der beiden Markgrafen giengen Klagen des Olmützer Kapitels nach Rom, damil
die Kurie die Olmützer Kirche in Schutz nähme und die Folge davon waren zwei Bullen
Bonifaz IX. an den Schottenabt in Wien, er möge die Olmützer Kirche gegen die Schädiger
schützen und wenn nothwendig, den Bann über dieselben aussprechen (n. 191. 215.). Als
daher die Eingriffe in das Kircheneigenthum im letzten Kriege immer gewaltsamer wurden,
schritt zu Anfang des Jahres 1399 der Schottenabt Heinrich zur Durchführung des kirchlichen
Processes. Als die Hiupter der Beuteziige und Vergewaltigungen der Olmützer Kirche sind zu
nennen Piibik von Odlochowilz, Hauptmann des Markgrafen Prokop in der Stadt Littau, Hašek,
Burggraf daselbst, Bohunek, Burggraf in Prerau, Adam Bés, Hauptmann daselbst, Stanislaus,
Hauptmann in Bisenz, Mixík, Burggraf daselbst, dann die Hauptleute und Burggrafen Prokop's
in Máhr. Neustadt, Ung. Brod, Pohrlitz, Eibenschilz, Ostra, Aussee, Rabenstein bei Znaim, |
Hrádek bei, Gewitsch u. s. №. Aber auch Mitglieder der hervorragendsten Familien des
Landes betheiligten sich an diesen Plünderungen, so Johann von Sternberg-Lukov und sein
Sohn Albert, Hynek von Waldstein, Havlik von Zvéretiiz, Smil von Kunstat-Bolehradiz,
Heinrich und Hynek, Brüder von Kunstat-Jaispilz, Andreas und Vanèk von Duba, Vanék von
Boskowitz auf Cerná Hora, Sigmund von Letowilz, Vok und sein gleichnamiger Sohn von
Holstein, Matheus von Cimburg auf Tobitschau, Bene$ von Kravai auf Kwassilz; nebst
diesen eine bedeutende Anzahl von Rittern, Edelingen und Andern aus Máhren und Schlesien.
Über alle diese, sowie über den Markgrafen Prokop und seine fiirstlichen Anhinger: Johann
Herzog von Troppau-Ratibor, Semowit von Mazowien, Premysl von Teschen und dessen
Sohn Bolek, Konrad von Öls und dessen Sohn Bolek wurde der Bann und über ihre Besitzun-
gen das Interdict ausgesprochen (n. 523. 524.). i
Der Umstand, dass zur Bekämpfung der Schädiger der Olmützer Kirche der Bann und
das Interdict durch den Schottenabl auf pápstliche Anorduung nothwendig war, beweist, dass
die den Olmützer Domherren, Adam und Wilhelm, durch den Prager erzbischóflichen Vikar
verliehene Macht, Gewaltthaten, welche der Olmülzer Kirche und ihren Leuten zugefügt
wurden, durch kirchliche Censuren zu bestrafen und abzuwenden, nulzlos war (n. 163.).
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Olmützer Kirche durch die aufgewühlten
Parteileidenschaften vielerlei Anfechtungen zu erdulden gehabt hálte, auch wenn das Leben
des Klerus das exemplarischeste gewesen wire, das es aber nicht war. Denn nach einer
im J. 1392 vorgenommenen strengen Visitation sah sich der Prager Metropolit Johann
von Jenstein genóthigl, so manche Übelstánde, die er bei den Domherrn und dem niederen
Klerus vorfand, zu rügen (n. 116.). So verordnete er, dass kein Domherr oder der
Bischof auf seinen Dominien Juden halte, um durch sie Wuchergeschüfte zu betreiben;
aber wie schwer es war, der Juden bei Geldgeschüften zu entbehren, zeigt der Umstand,
dass Bischof Johann Mráz dem Juden Nazan und dessen Frau Sara gestallete, in der
bischóflichen Stadt Kremsier oder wo sonst immer auf den bischoflichen Besitzungen ihren
Wohnsitz aufzuschlagen und dass er sie in seinen besonderen Schutz nahm (п. 455.).
Ferner verordnete der Metropolit, dass die Prilaten, welche zur Residenz verpflichtet waren,
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