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XXXV
der dort bei der Abstimmung vorgekommenen Unregelmäßigkeiten. Nach
einer ausgedehnten Debatte wird dem Protest stattgegeben. Demgemäß be-
schäftigt sich die Deputacio pro communibus am 18. Juni von neuem mit
der Angelegenheit. Sie wiederholt aber schließlich nur in einwandfreier Form
den am 16, Juni gefaßten Beschluß. Darauf wird in einer sich anschließenden
Generalkongregation nach längerer Diskussion, in deren Verlauf einige Mit-
glieder der Deputacio pro communibus verschiedene Zusätze zu dem Beschluß
der Deputacio reformatorii beantragen, auch das oben erwihnte Konkordat,
aber ohne die beantragten Zusätze, angenommen. Die Zusätze tauchen dann
am 20. Juni noch einmal in der Form eines Antrages der Duodecim in den
Deputationen auf, scheinen aber wie von der Deputacio pro communibus so
auch von den anderen Deputationen abgelehnt worden zu sein. Sie kommen
in den Protokollen nicht wieder vor.
2. Verhandlungen des Konzils über die Krönung des Gegenpapstes und die Leitung
verschiedener Behörden durch ihn.
Inzwischen hatte die deutsche Nation am 17. Mai den Auditor Rudolf
von Rüdesheim nach Lausanne geschickt, um den Papst zur Beschleunigung
seiner Reise nach Basel zu veranlassen. Der Auditor kam am 1. Juni mit
Briefen des Papstes, des Kardinals von Arles und des Bischofs von Tortosa
zurück, in denen die beiden letztgenannten die Abreise des Papstes als un-
mittelbar bevorstehend ankündigten. Der Auditor selbst fügte ergänzend hin-
zu, daß der Papst am 14. Juni aufbrechen wolle, da er jetzt Geleitsbriefe
sowohl vom Römischen Könige wie von Basel habe, und daß er am 23. Juni
in Basel einzuziehen beabsichtige. i
Am 21. Juni traf dann der Kardinal von Arles in Basel ein und meldete,
daß der Papst in dem nahen Liestal sei. Dorthin begaben sich am 23. Juni
zahlreiche Prülaten und andere Konzilsmitglieder und geleiteten am nächsten
Tage den Papst nach Basel. Hüglins Bericht über den Einzug ist nicht um-
fangreich, bereichert aber das vorhandene Material um mehrere nicht uninter-
essante Einzelheiten.
In den folgenden Wochen konzentriert sich nun das Interesse des Konzils
vornehmlich auf zwei Fragen: die Krönung des Papstes und die Übertragung
der Leitung verschiedener bisher vom Konzil abhängiger Behörden an ihn.
Die Initiative in der Krönungsfrage geht vom Kardinal von Arles
aus. Er beantragt an. einem der dem Einzug des Papstes folgenden Tage,
einen Ausschuß einzusetzen, der alle Vorbereitungen für die Krönung zu
treffen, Tag und Zeit für sie zu bestimmen und andere kirchliche Angelegen-
heiten zu erledigen habe, und ferner dem Papst das Recht einzuräumen;
außer diesem Ausschuß auch noch beliebige andere Persönlichkeiten zusammen
mit den Kardinälen zu sich zu berufen.
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