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Universal Dependencies - German - LIT

LanguageGerman
ProjectLIT
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AnnotationSalomoni, Alessio

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s-301 Ihre parties de plaisir müssen konvenzionell, gewöhnlich, modisch seyn, aber auch ihr Vergnügen verarbeiten sie, wie alles, mühsam und förmlich.
s-302 Den höchsten Grad seines poetischen Daseyns erreicht der Philister bey einer Reise, Hochzeit, Kindtaufe, und in der Kirche.
s-303 Hier werden seine kühnsten Wünsche befriedigt, und oft übertroffen.
s-304 Ihre sogenannte Religion wirkt blos, wie ein Opiat: reizend, betäubend, Schmerzen aus Schwäche stillend.
s-305 Ihre Früh- und Abendgebete sind ihnen, wie Frühstück und Abendbrot, nothwendig.
s-306 Sie können's nicht mehr lassen.
s-307 Der derbe Philister stellt sich die Freuden des Himmels unter dem Bilde einer Kirmeß, einer Hochzeit, einer Reise oder eines Balls vor: der sublimirte macht aus dem Himmeleine prächtige Kirche mit schöner Musik, vielem Gepränge, mit Stühlen für das gemeine Volk parterre, und Kapellen und Emporkirchen für die Vornehmern.
s-308 Die schlechtesten unter ihnen sind die revoluzionairen Philister, wozu auch der Hefen der fortgehenden Köpfe, die habsüchtige Race gehört.
s-309 Grober Eigennutz ist das nothwendige Resultat armseliger Beschränktheit.
s-310 Die gegenwärtige Sensazion ist die lebhafteste, die höchste eines Jämmerlings.
s-311 Über diese kennt er nichts höheres.
s-312 Kein Wunder, daß der durch die äußern Verhältnisse par force dressirte Verstand nur der listige Sklav eines solchen stumpfen Herrn ist, und nur für dessen Lüste sinnt und sorgt.
s-313 In den ersten Zeiten der Entdeckung der Urtheilskraft war jedes neue Urtheil ein Fund.
s-314 Der Werth dieses Fundes stieg, je anwendbarer, je fruchtbarer dieses Urtheil war.
s-315 Zu Sentenzen, die uns jetzt sehr gemein vorkommen, gehörte damals noch ein ungewöhnlicher Grad von Leben des Verstandes.
s-316 Man mußte Genie und Scharfsinn aufbieten, um mittelst des neuen Werkzeugs neue Verhältnisse zu finden.
s-317 Die Anwendung desselben auf die eigenthümlichsten, interessantesten und allgemeinsten Seiten der Menschheit mußte vorzügliche Bewunderung erregen und die Aufmerksamkeit aller guten Köpfe auf sich ziehn.
s-318 So entstanden die gnomischen Massen, die man zu allen Zeiten und bey allen Völkern so hoch geschätzt hat.
s-319 Es wäre leicht möglich, daß unsere jetzigen genialischen Entdeckungen im Laufe der Zeiten ein ähnliches Schicksal träfe.
s-320 Es könnte leicht eine Zeit kommen, wo das alles so gemein wäre, wie jetzt Sittensprüche, und neue, erhabenere Entdeckungen den rastlosen Geist der Menschen beschäftigten.
s-321 Ein Gesetz ist seinem Begriffe nach, wirksam.
s-322 Ein unwirksames Gesetz ist kein Gesetz.
s-323 Gesetz ist ein kausaler Begriff, Mischung von Kraft und Gedanken.
s-324 Daher ist man sich nie eines Gesetzes, als solchen, bewußt.
s-325 In so fern man an ein Gesetz denkt, ist es nur ein Satz, d.h. ein Gedanke mit einem Vermögen verbunden.
s-326 Ein widerstehender, ein beharrlicher Gedanke, ist ein strebender Gedanke und vermittelt das Gesetz und den bloßen Gedanken.
s-327 Eine allzugroße Dienstfertigkeit der Organe würde dem irdischen Daseyn gefährlich seyn.
s-328 Der Geist in seinem jetzigen Zustande würde eine zerstörende Anwendung davon machen.
s-329 Eine gewisse Schwere des Organs hindert ihn an allzuwillkührlicher Thätigkeit, und reizt ihn zu einer regelmäßigen Mitwirkung, wie sie sich für die irdische Welt schickt.
s-330 Es ist unvollkommener Zustand desselben, daß ihn diese Mitwirkung so ausschließlich an diese Welt bindet.
s-331 Daher ist sie ihrem Prinzip nach terminirt.
s-332 Die Rechtslehre entspricht der Physiologie, die Moral der Psychologie.
s-333 Die Vernunftgesetze der Rechts- und Sittenlehre in Naturgesetze verwandelt, geben die Grundsätze der Physiologie und Psychologie.
s-334 Flucht des Gemeingeistes ist Tod.
s-335 In den meisten Religionssystemen werden wir als Glieder der Gottheit betrachtet, die, wenn sie nicht den Impulsionen des Ganzen gehorchen wenn sie auch nicht absichtlich gegen die Gesetze des Ganzen agiren, sondern nur ihren eignen Gang gehn und nicht Glieder seyn wollen, von der Gottheit ärztlich behandelt, und entweder schmerzhaft geheilt, oder gar abgeschnitten werden.
s-336 Jede spezifische Inzitazion verräth einen spezifischen Sinn.
s-337 Je neuer sie ist, desto plumper, aber desto stärker;
s-338 je bestimmter, je ausgebildeter, mannichfacher sie wird, desto schwächer.
s-339 So erregte der erste Gedanke an Gott eine gewaltsame Emotion im ganzen Individuum;
s-340 so die erste Idee von Philosophie, von Menschheit, Weltall, u.s.w.
s-341 Innigste Gemeinschaft aller Kenntnisse, scientifische Republik, ist der hohe Zweck der Gelehrten.
s-342 Sollte nicht die Distanz einer besondern Wissenschaft von der allgemeinen, und so der Rang der Wissenschaften untereinander, nach der Zahl ihrer Grundsätze zu rechnen seyn?
s-343 Je weniger Grundsätze, desto höher die Wissenschaft.
s-344 Man versteht das Künstliche gewöhnlich besser, als das Natürliche.
s-345 Es gehört mehr Geist zum Einfachen, als zum Complizirten, aber weniger Talent.
s-346 Werkzeuge armiren den Menschen.
s-347 Man kann wohl sagen, der Mensch versteht eine Welt hervorzubringen, es mangelt ihm nur am gehörigen Apparat, an der verhältnißmäßigen Armatur seiner Sinneswerkzeuge.
s-348 Der Anfang ist da.
s-349 So liegt das Prinzip eines Kriegsschiffes in der Idee des Schiffbaumeisters, der durch Menschenhaufen und gehörige Werkzeuge und Materialien diesen Gedanken zu verkörpern vermag, indem er durch alles dieses sich gleichsam zu einer ungeheuren Maschine macht.
s-350 So erforderte die Idee eines Augenblicks oft ungeheure Organe, ungeheure Massen von Materien, und der Mensch ist also, wo nicht actu, doch potentia Schöpfer.
s-351 In jeder Berührung entsteht eine Substanz, deren Wirkung so lange, als die Berührung dauert.
s-352 Dies ist der Grund aller synthetischen Modifikazionen des Individuums.
s-353 Es giebt aber einseitige und wechselseitige Berührungen.
s-354 Jene begründen diese.
s-355 Je unwissender man von Natur ist, desto mehr Kapazität für das Wissen.
s-356 Jede neue Erkenntniß macht einen viel tiefern, lebendigern Eindruck.
s-357 Man bemerkt dieses deutlich beym Eintritt in eine Wissenschaft.
s-358 Daher verliert man durch zu vieles Studiren an Kapazität.
s-359 Es ist eine der ersten Unwissenheit entgegengesetzte Unwissenheit.
s-360 Jene ist Unwissenheit aus Mangel, diese aus Überfluß der Erkenntnisse.
s-361 Letztere pflegt die Symptome des Skeptizismus zu haben.
s-362 Es ist aber ein unächter Skeptizismus, aus indirekter Schwäche unsers Erkenntnißvermögens.
s-363 Man ist nicht im Stande die Masse zu durchdringen, und sie in bestimmter Gestalt vollkommen zu beleben: die plastische Kraft reicht nicht zu.
s-364 So wird der Erfindungsgeist junger Köpfe und der Schwärmer, so wie der glückliche Griff des geistvollen Anfängers oder Layen leicht erklärbar.
s-365 Welten bauen genügt dem tiefer dringenden Sinn nicht:
s-366 Aber ein liebendes Herz sättigt den strebenden Geist.
s-367 Wir stehen in Verhältnissen mit allen Theilen des Universums, so wie mit Zukunft und Vorzeit.
s-368 Es hängt nur von der Richtung und Dauer unsrer Aufmerksamkeit ab, welches Verhältniß wir vorzüglich ausbilden wollen, welches für uns vorzüglich wichtig, und wirksam werden soll.
s-369 Eine ächte Methodik dieses Verfahrens dürfte nichts weniger, als jene längstgewünschte Erfindungskunst seyn;
s-370 es dürfte wohl mehr noch, als diese seyn.
s-371 Der Mensch verfährt stündlich nach ihren Gesetzen und die Möglichkeit dieselben durch genialische Selbstbeobachtung zu finden ist unzweifelhaft.
s-372 Der Geschichtschreiber organisirt historische Wesen.
s-373 Die Data der Geschichte sind die Masse, der der Geschichtschreiber Form giebt, durch Belebung.
s-374 Mithin steht auch die Geschichte unter den Grundsätzen der Belebung und Organisazion überhaupt, und bevor nicht diese Grundsätze da sind, giebt es auch keine ächten historischen Kunstgebilde, sondern nichts als hie und da Spuren zufälliger Belebungen, wo unwillkührliches Genie gewaltet hat.
s-375 Beynah alles Genie war bisher einseitig, Resultat einer krankhaften Konstituzion.
s-376 Die eine Klasse hatte zu viel äußern, die andere zu viel innern Sinn.
s-377 Selten gelang der Natur ein Gleichgewicht zwischen beiden, eine vollendete genialische Konstituzion.
s-378 Durch Zufälle entstand oft eine vollkommene Proporzion, aber nie konnte diese von Dauer seyn, weil sie nicht durch den Geist aufgefaßt und fixirt ward: es blieb bey glücklichen Augenblicken.
s-379 Das erste Genie, das sich selbst durchdrang, fand hier den typischen Keim einer unermeßlichen Welt;
s-380 es machte eine Entdeckung, die die merkwürdigste in der Weltgeschichte seyn mußte, denn es beginnt damit eine ganz neue Epoche der Menschheit, und auf dieser Stufe wird erst wahre Geschichte aller Art möglich: denn der Weg, der bisher zurückgelegt wurde, macht nun ein eignes, durchaus erklärbares Ganzes aus.
s-381 Jene Stelle außer der Welt ist gegeben, und Archimedes kann nun sein Versprechen erfüllen.
s-382 Vor der Abstrakzion ist alles eins, aber eins wie Chaos;
s-383 nach der Abstrakzion ist wieder alles vereinigt, aber diese Vereinigung isteine freye Verbindung selbständiger, selbstbestimmter Wesen.
s-384 Aus einem Haufen ist eine Gesellschaft geworden, das Chaos ist in eine mannichfaltige Welt verwandelt.
s-385 Wenn die Welt gleichsam ein Niederschlag aus der Menschennatur ist, so ist die Götterwelt eine Sublimazion derselben.
s-386 Beyde geschehen uno actu. Keine Präzipitazion ohne Sublimazion.
s-387 Was dort an Agilität verloren geht, wird hier gewonnen.
s-388 Wo Kinder sind, da ist ein goldnes Zeitalter.
s-389 Sicherheit vor sich selbst und den unsichtbaren Mächten, war die Basis der bisherigen geistlichen Staaten.
s-390 Der Gang der Approximazion ist aus zunehmenden Progressen und Regressen zusammengesetzt.
s-391 Beide retardiren, beyde beschleunigen, beyde führen zum Ziel.
s-392 So scheint sich im Roman der Dichter bald dem Spiel zu nähern, bald wieder zu entfernen, und nie ist es näher, als wenn es am entferntesten zu seyn scheint.
s-393 Ein Verbrecher kann sich über Unrecht nicht beklagen, wenn man ihn hart und unmenschlich behandelt.
s-394 Sein Verbrechen war ein Eintritt ins Reich der Gewalt, der Tyranney.
s-395 Maß und Proporzion giebt es nicht in dieser Welt, daher darf ihn die Unverhältnißmäßigkeit der Gegenwirkung nicht befremden.
s-396 Die Fabellehre enthält die Geschichte der urbildlichen Welt, sie begreift Vorzeit, Gegenwart und Zukunft.
s-397 Wenn der Geist heiligt, so ist jedes ächte Buch Bibel.
s-398 Aber nur selten wird ein Buch um des Buchs willen geschrieben, und wenn Geist gleich edlem Metall ist, so sind die meisten Bücher Ephraimiten.
s-399 Freylich muß jedes nützliche Buch wenigstens stark legirt seyn.
s-400 Rein ist das edle Metall in Handel und Wandel nicht zu gebrauchen.

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